In Hanau befindet sich mit der Firmengruppe Alkem/Nukem/RBU das Zentrum der bundesdeutschen Atomwirtschalt. Die RBU produziert Brennstäbe für Leichtwasserreaktoren, Alkem stellt Brennelemente für den Schnellen Brüter her, wobei bombenträchtiges Plutonium abfällt, die Nukem ist in Sachen Ex- und Import von Nukleartechnologie tätig.
Daß jedermann durch einige Instanzen der Ausbildung geschleust wird, hat, wie vieles andere Wirken, dem bürgerlichen Sozialstaat seltsame Komplimente eingetragen:
- Das moderne Gemeinwesen soll sich um die Beseitigung der Unwissenheit verdient gemacht haben, an der frühere Generationen laboriert hätten; die breiten Massen soll er aus der unverschuldeten Unmündigkeit befreit haben, zu der sie der automatische Ausschluß vom Alphabet verurteilt hätte.
Die USA haben nie versäumt, die Sowjetunion als Kriegsgegner zu würdigen. Seit Beginn des Kalten Krieges haben sie für sich und ihre Verbündeten die CoCom-Listen eingeführt: Listen der Güter, die als "militärisch relevant" betrachtet werden und deshalb nicht an die Staaten des Warschauer-Pakts verkauft werden dürfen.
Im Sommer und Herbst 1986 erbaut sich die Kulturnation an einem akademischen Streit, der dank eines Artikels von Jürgen Habermas in der "Zeit" (11.7.86) den Durchbruch in die Feuilletonseiten der großen Zeitungen geschafft hat. Sein Thema, der II.
Wenn in der evangelischen Akademie Bad Boll Juristen und Polizisten folgendermaßen diskutieren, dann ist die Botschaft ohne schwierige Auslegungsverfahren zu ermitteln.
"Aus der Sicht der Polizisten war das Sündenregister der Justiz lang: Nach Feierabend sei kaum jemand zu erreichen, Akten blieben liegen, Gewalttäter bei Demonstrationen würden nicht verurteilt, hieß es.
Das ist den Giftwellen aus Basel zum Opfer gefallen. Wobei sich ein unvoreingenommener Beobachter zuerst einmal darüber wundern könnte, daß es in diesem mitteleuropäischen Industrie-Abwasserkanal überhaupt noch ein solches "System" ausgehalten hat.
Der wirkliche Souverän ist auch in der Demokratie die jeweilige Regierung. In der Demokratie ist die aber höflich genug, "den Wähler" als den "eigentlichen" Souverän von sich zu unterscheiden und als ihren Auftraggeber auszugeben.
"Ariel Scharon, israelischer Handelsminister und Ex-General, hat den Verkauf von Spielzeugwaffen in Israel untersagt. Sein Ministerium teilte mit, die Anordnung sehe ein Verbot des Imports, der Herstellung und des Verkaufs von gefährlichem Spielzeug vor." (Süddeutsche Zeitung, 26.10.)
Der Wahlparteitag der SPD hat sich dem Bericht der Hauff-Kommission zur Atomenergie angeschlossen und verkündet, daß eine SPD-geführte Bundesregierung "in 10 Jahren den Ausstieg schaffen" will. Darin kann man nun ein Angebot der SPD an all jene Leute sehen, die ihre Gesundheit lieber nicht verstrahlt bekommen, möchten.
Von Deutschland nach Deutschland, über elektronische Sperren, durch Mauerluken: Die Fluchtfälle häufen sich. Junge Menschen, ganze Familien riskieren ihr Leben.
Kronzeugen aus der Terrorszene, eine Ausweitung terroristischer Straftatbestände und eine erweiterte "Zugriffsregelung" auf Daten über die Reisetätigkeiten bundesdeutscher Bürger, um damit die Rasterfahndung zu vervollständigen, bietet der Bund seinem Anwalt Rebmann an.
Die "große Koalition bei der Bekämpfung des Terrorismus" (Waigel, CSU) hat das gewünschte demokratische Bedenken, ob sich der Rechtsstaat nicht aushöhle, wenn er "Mörder" mittels Strafverschonung zu Spitzeldiensten für das BKA korrumpiere, selbst in Umlauf gesetzt.
Seit einem Jahr vertritt Richard Burt in Bonn die Interessen der Vereinigten Staaten. Er ist als Diplomat dazu da, der deutschen Regierung zu verklickern, mit welchen amerikanichen Interessen sie kalkulieren muß, wenn sie Politik machen will.
In den Vereinigten Staaten soll es unlängst einen Skandal gegeben haben, als die Regierung einen Truppenaufmarsch vor Libyen melden ließ, der hochgespannten Öffentlichkeit dann jedoch kein entsprechendes Kriegsspektakel bot.
Was hierzulande von verständigen Presseheinis als Punktverlust der ungeschickten Reagan-Administration gehandelt wurde ("Reagan sät Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit"), stellt in Wahrheit einiges über das schöne arbeitsteilige Verhältnis klar, das diese Regierung mit der amerikanischen Meinung pflegt, wo es um den "Kampf gegen den internationalen Terrorismus" geht: Da wird locker darüber geplaudert, wie man am besten Gadafi das Licht ausbläst und wann wohl der günstigste Zeitpunkt ist.
Milan Horacek, Uli Fischer und Eva Duistorp waren eingeladen, eine Woche nach dem Gipfel in Reykjavik in Kopenhagen am "Weltkongreß des Internationalen Friedensjahres" teilzunehmen.
"Thematische Schwerpunkte...
Alle sind sich ausnahmsweise einmal einig, Kohl und Breit, Steinkühler und Blüm, Rnu und Rappe: Die Glaubwürdigkeit der Gewerkschaft hat schwer gelitten durch die Affäre Neue Heimat und durch ihren Verkauf an einen privaten Geschäftsmann für eine symbolische Deutsche Mark. Die Mieter, die Belegschaft, die Gewerkschaftsbewegung, die Mitbestimmungsidee, das Prinzip der Gemeinnützigkeit, das alles soll in Mitleidenschaft gezogen worden sein und nun zur Rettung anstehen...
Während es in Sozialkundebüchern, im Parlamentsdebatten und in Sozinlogievorlesungen die Bemühung gibt, gegen das Urteil anzurennen, das unsere Gesellschaft eine Klassengesellschaft schimpft, ist dieses Urteil selbst weder die Theorie von Marx noch die Aussage des vorliegenden Artikels. Es wäre auch etwas dürftig, über das soziale Getriebe von 60 Mio.
Da die Dementis, die nach dem Muster gehe "Was Kohl wirklich sagte", sämtlich klare Wiederholungen des Vergleichs darstellen, nach dem das beteuernde Leugnen der Vergleichabsicht zu Protokoll gegeben ist; da die Richtigstellungen also so ausfallen:
"Er versteht etwas von PR, Goebbels verstand auch etwas von PR.
Wäre die Gutgläubigkeit moderner Staatsbürger nicht so unerschütterlich, die Wendungen der Gipfelpropaganda hätten jeden Normalverstand enorm strapaziert. Im Vorfeld wurden Hoffnungen gepflegt, Vertrauen in die Führung, die, wenn sie sich höchstpersönlich den obersten Russen vornimmt, schon alles richtig deichseln wird.
Aufrüstung ist immer begleitet von der Versicherung, es handle sich dabei "nur" um eine Steigerung der Verteidigungsfähigkeit. Der imperialistische Politiker rechnet dabei mit einem selbstverständlichen Bonus, der ihm von seinen Untertanen zuteil wird, wenn er seine Waffen mit der Gefährlichkeit des Feindes "begründet".
1961 vereinigen sich in der portugiesischen Kolonie Mocambique drei nationale Bewegungen zur Frente de Libertacao de Mocambique, FRELIMO. Diese führt bis 1974 einen Krieg gegen die Kolonialherren.
Daß die SI weder in New York noch in Paris oder London gegründet wurde, sondern 1951 in Frankfurt am Main, ist kein Zufall. In New York verspürte man nicht das geringste Bedürfnis nach einer Organisation, die die amerikanische Außenpolitik kritisierte - noch dazu mit dem abwegigen Argument, sie sei zu wenig international, kümmere sich nicht genug um die Belange der Völkerfreundschaft, deren wahre Verwirklichung Sozialisten vorbehalten sein müsse.
Es war sehr geschickt von Rudolf Augstein, sein Buch so zu timen, daß er zum 200. Todestag des Titelhelden die Neuauflage als "Jubiliäumsausgabe" placieren konnte: 20 Jahre Rudolf Augstein "Preußens Friedrich und die Deutschen".
Seitdem Ronald Reagan den Generalsekretär der KPdSU letzten November in Genf persönlich kennenlernte, haben die USA zwei kurze Kriege gegen Libyen geführt, die ersten Milliarden Dollar für SDI lockergemacht, mehrere Raketentests dafür durchgeführt, ca. 1200 Nicaraguaner umbringen lassen, 6 unterirdische Atombomben ausprobiert, den Aufständischen in Afghanistan Boden-Luft-Raketen zukommen lassen, planmäßig weitere Pershing II und Cruise missiles in Westeuropa aufgestellt, den SALT-II-Vertrag zerrissen und bei jeder sich bietenden Gelegenheit erklärt, daß sie erstens genauso weitermachen werden, wobei ihnen zweitens die Auffassung der Sowjetunion scheißegal ist.
Die zeitgemäße Pflege dieser romantischen Legende hat den Regenbogenkämpfern von Greenpeace nicht erst seit der gleichnamigen Affäre viel Sympathie eingebracht. Zwar nicht bei der Handvoll Indianern, die sich tatsächlich noch vom Handel mit Naturprodukten ernähren - denen haben sie mit der Rettung der Robbenbabies ziemlich ins Handwerk gepfuscht -, dafür umso mehr bei der demokratischen Öffentlichkeit, von taz bis FAZ, von der biederen Hausfrau bis hin zum kritischen Lehrer.
Im normalen Geschäftsleben kein ungewöhnlicher Vorgang: Kapitalist macht hohe Verluste in einem Geschäftszweig und verscherbelt günstig an anderen Kapitalisten, der meint, die Konkursmasse ließe sich profitabel sanieren. Aufsehen hingegen mußte der Deal hervorrufen, mit dem sich der Deutsche Gewerkschaftsbund seines "gemeinnützigen" Wohnungsbau-Unternehmens entledigte.
Der altlinke Politologe Krippendorff hat eine "Kritik der Politik" verfaßt, die jedes Einverständnis mit den Zielen staatlicher Politik und den Absichten ihrer Macher verweigert.
Krippendorff kontert den guten Glauben, staatliche Ordnung wäre ihrer Natur nach ein brauchbares Lebensmittel der Leute und die nicht übersehbaren Folgen ihres Wirkens bis hin zu den Massengräbern auf den Schlachtfeldern - sprächen noch allemal für ein Versagen der Politiker vor den zivilisatorischen Absichten und Aufgaben, denen Staaten dienten.
Diese Frage wird inzwischen fast nur noch in westlichen Blättern für die Geschäftswelt - "Handelsblatt", "Wall Street Journal", "Financial Times" etc. - in längeren Gedenkartikeln hin und hergewälzt (Vorschlag des "Wall Street Journal": "Mao ist nicht tot, er hält nur gerade einen langen Schlaf.").
Das Selbstbewußtsein, Deutscher und als Deutscher einiges wert zu sein, ist schwer in Mode. Vom gestiegenen Ansehen deutscher Politiker bei den restlichen hohen Herren dieser Welt; von liebsamen und vor allem unliebsamen Ausländern; vom Respekt, den das andere Deutschland der Bundesrepublik einfach schuldig ist; von deutscher Art bei der Bewältigung sämtlicher Restrisiken des politischen Lebens; von deutschem Siegeswillen auf den Center Courts der freien Welt; von Lust und Leid des deutschen Fußballwesens, an dem die Welt immer nicht genesen kann: davon bekommt man täglich überreichlich Kunde.
Die großartige Errungenschaft des demokratischen Staates besteht darin, daß er Gewalt ausübt über Land und Leute mit Zustimmung einer Bürger. Dieses irre Konstrukt - Bürger bejahen ein gesellschaftliches Zwangsverhältnis, weil sie in der Verfolgung ihrer divergierenden und gegensätzlichen Interessen auf eine ordnende Gewalt angewiesen sind - will gepflegt sein; schließlich ist der Gegensatz von Staat und Bürgern nicht aus der Welt, wenn letztere ihn befürworten dürfen und sollen.
Die Regierung läßt Gutachten zur Kernenergie anfertigen und findet dann, sie könne sie für ihre Politik nicht so recht gebrauchen. Eine eindeutige Klarstellung, wer hier Herr und wer Knecht ist.
DM 25.000 gibt der Börsenverein des Buchhandels heuer dem Polen Bartoszewski aus. Der Grund für die Ehrung, daraus macht die offizielle Laudatio kein Hehl, liegt ausschließlich in Biographie und Existenz dieses Mannes begründet, von dem höchstwahrscheinlich die meisten Preisverleiher auch zum ersten Mal im Leben gehört haben.
Eine "Regierungskrise" soll vorgezogene Neuwahlen unumgänglich gemacht haben - so das bezeichnende Urteil über seine demokratische Majestät, den Wähler: seine Stimmabgabe eine einzige lästige Störung beim Regieren, der man sich vorzeitig nur dann bedient, wenn eine Unzufriedenheit der Politiker mit ihrer Machtkonstellation eine "Regierungsbefähigung" nötig macht. Eine Machtkonkurrenz mit anschließendem Obmannwechsel beim kleinen Regierungspartner FPÖ soll die Koalition "handlungsunfähig" gemacht haben - seit wann ist lebendige, innerparteiliche Demokratie ein Stolperstein beim Regieren?
Sollen die führenden NATO-Staaten gegen die Republik Südafrika Wirtschaftssanktionen verhängen, um sie zur Aufgabe ihrer Apartheid-Politik zu zwingen? Reagan kündigt sein Veto gegen alle diesbezüglichen Beschlüsse seines Kongresses an.
Endlich ist die "Mauer mitten durch Berlin", unter der "wir" ansonsten leiden, weil sie uns von den "Brüdern und Schwestern" trennt, ein Stück undurchlässiger gemacht worden. Die DDR hat versprochen, keine in der BRD und Westberlin unerwünschten Ausländer durchzulassen.
Einmal dahingestellt, ob sich die Amis in der SPD tatsächlich täuschen oder ob ihnen der schnörkellose NATO-Kurs der CDU einfach besser schmeckt - auf jeden Fall hielten es die SPD-Abgeordneten Ehmke und Stobbe für unbedingt nötig, nach Washington zu fliegen und dort Regierungsbeamten zu versichern, daß die SPD - Nürnberg hin, Nürnberg her die Aufrüstungspartei ist und bleibt, als die man sie von der Schmidt-Regierung her kennt. Beim Hauptfreund der Frontstaat-BRD legten die SPD-Führer größten Wert auf die Klarstellung:
Eines kann man der Gewerkschaft wirklich nicht nachsagen, daß sie nämlich nicht flexibel wäre in ihren alljährlichen Verhandlungen mit der Kapitalseite. Wo es immerhin um solche Dinge geht wie Lohn, Leistung, Arbeits- und Freizeit, also um die Lebensmittel, die Gesundheit und das ertragbare Leben der Lohnarbeiter, jongliert sie damit auf der Forderungs- und Angebotsseite so, wie sie sich gedacht hat, daß im Streit mit den Arbeitgebern ein Ergebnis herauskommen kann, womit sie, die Gewerkschaft, sich sehen lassen kann.
Was den Alten selbst betrifft, so hat er sich seinen Beinamen, "der Große", redlich verdient. Die Geschichte verleiht diesen Titel nur erfolgreichen Schlächtern und Leuteschindern im großen Stil.
Nach dem amerikanischen Luftangriff auf Libyen herrschte zwischen den USA und Frankreich "Verstimmung", da den amerikanischen Maschinen das Überflugrecht verweigert worden war. Die Amerikaner beschwerten sich über die Behinderung eines "anti-terroristischen" Anliegens, die Franzosen wollten sich die abgeforderte Inanspruchnahme des Stücks Souveränität, das "Luftraum" heißt, nicht gefallen lassen.
Das gewählte Obervorbild der Republik hielt natürlich auch nicht die Schnauze, sondern eine "viel beachtete Rede" - was sonst? -, "an historischer Stätte" - wie er das nur immer hinkriegt?!
Im ersten Halbsatz Deines Briefes stimmst Du einem Artikel zu, der nur eines beweist: "Wahlen sind die Ermächtigung der Herrschaft
durch die Untertanen." Zwei Sätze weiter bist Du bei einem eigenartigen "dennoch": Es gäbe "Situationen, in denen die Teilnahme an
Wahlen überlebenswichtig werden kann." Ausgerechnet dann, wenn's ums "Überleben" geht, soll es also kein Fehler, sondern haargenau
das Richtige sein, mit dem Wahlkreuz sich selbst als Bürger zur ohnmächtigen Manövriermasse der - vertrauensvoll oder skeptisch, auf
jeden Fall ohne Einschränkung - ermächtigten Herrschaft zu erklären?!
Die Bundesbank erzielt hin und wieder Gewinne, die nicht von schlechten Eltern sind. Im Unterschied zu einer gewöhnlichen Bank ist dies aber nicht der Ausweis ihres Erfolgs und auch gar nicht ihr Zweck.
Diese Selbstverständlichkeit pflegen die Reden auf die Mauer grundsätzlich nicht zu erwähnen. Das Stück Grenze selbst kann dafür wenig - die Bundesrepublik, die völlig selbstverständlich und in aller Bescheidenheit einen Rechtsanspruch auf die ganze DDR vor sich her trägt, hat vielmehr die Mauer zum Inbegriff des Unrechts erklärt, daß dieses Programm bislang noch nicht in Erfüllung gegangen ist.
Zum wer weiß wievielten Mal hat der sowjetische Staatsparteichef Gorbatschow den sowjetischen Verzicht auf Atomwaffenversuche verlängert, diesmal bis Anfang nächsten Jahres. Jedesmal war dieser Verzicht mit einem Ultimatum verbunden, wie es sich für diplomatische Geschäfte gehört: Die USA sollten sich bis zum genannten Datum dem Teststop anschließen; sonst würde sich auch die sowjetische Regierung nicht mehr daran halten.
Über die ostindische Millionenstadt hat bereits der Schlagersänger Vico Torriani Ende der fünfziger Jahre die Falschmeldung in die Welt gesetzt: "Kalkutta liegt am Ganges" *). Und jetzt behauptet der deutsche Kanzler Kohl, er habe sich mit der "Mutter Teresa" niemand geringeren als den "Engel von Kalkutta" in seine Oggersheimer Villa zum Kaffeeplausch eingeladen.
Die "Aufkündigung des sozialen Friedens" durch die Bundesregierung mit ihrem neuen "Anti-Gewerkschafts"-Paragraphen 116 Arbeitsförderungsgesetz - abgetan und vergessen. Der "historische Schock" von Tschernobyl - bewältigt und energiepolitisch verdaut.
Mit dem Godesberger Programm von 1959 hatte sich die SPD laut Willy Brandt "ehrlich gemacht", indem sie sich ins Programm schrieb, was sie "in Wirklichkeit schon vorher war", eine "linke Volkspartei". So wie damals nach langen Oppositionsjahren ganz ehrlich die alte Lüge aufgekündigt wurde, die SPD sei der politische Sachwalter des Arbeiter-Interesses, und durch die neue ersetzt wurde, jetzt sei man für aller arbeitenden und sonstigen Menschen Glück zuständig, so ist auch der neue Entwurf ein "Sich-Einstellen auf so viele neue Probleme in der Welt".
Mit dem bekannten Willen zum entschlossenen Handeln macht sich die Bayerische Staatsregierung in tiefer Sorge vor allem um den werdenden Staatsbürger an die Beseitigung der Spätfolgen von Tschernobyl. Eine Broschüre dieses Namens erhielten die bayerischen Lehrer als Handreichung zwecks Dekontamination des von Zweifeln und Angsten verseuchten Jungvolks, "da viele Unberufene ihre Meinung als ‚Wissenschaftler‘ lautstark in die Öffentlichkeit brachten", anstatt sich an die berufene Weisung des zuständigen Ministeriums zu halten.
16 Jahre nach der Auflösung des ursprünglich sozialdemokratischen Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) wollen sich ‚geistige Väter‘ der ‚Außerparlamentarischen Opposition‘ (APO) - ehemalige Studentenführer und andere ‚68er‘- in Frankfurt treffen, um über die Rolle der ‚linken Intelligenz‘ in der aktuellen politischen Situation zu beraten. Nach den Vorstellungen der Organisatoren sollen zu der Tagung vom 11.
Die Bundesrepublik soll in ihrer Verfassung einen unvergleichlich humanen Artikel über das Recht auf Asyl stehen haben, der zur Zeit übel mißbraucht wird. Dagegen gilt es vorzugehen, um das Asylrecht zu retten.
Wenn Chile derzeit mal wieder unter der Fragestellung ins Gerede kommt: ‚Wie lange kann sich Pinochet noch halten?‘, dann geht es, wie neulich in Manila, tatsächlich um nichts als die Frage, ob ein Personalwechsel der Stabilität des Landes als Kreatur des Dollar-Imperialismus gut bekäme oder abträglich wäre.
Heiner Geißler, seit einem Jahr wieder ausschließlich Generalsekretär der CDU, war schon immer ein Mann der "geistigen Auseinandersetzung".
Jüngst hat er sich mal wieder so viel Neues einfallen lassen, daß der SPIEGEL gleich Schwierigkeiten hatte, seinen Lieblingsgegner wiederzuentdecken.
Der russische GAU hat das Vertrauen in das deutsche Atomprogramm beschädigt und zu ein paar Demonstrationen vor Wackersdorf und Brokdorf geführt. Die Polizei hat die Gelegenheit zu einem Lehrstück für die Demonstranten ausgestaltet, daß ihr Protest von oben nicht gern gesehen wird und mit der entsprechenden Behandlung zu rechnen hat.
Zu "Internationale Heimatkunde: Die Volksrepublik Polen" und zur Rezension von "Douglas R. Hofstadter: Gödel, Escher, Bach - ein endloses geschlossenes Band".
Dreieinhalb Wochen dauerte ein "Geisel-Drama" aus dem so recht kein Drama werden wollte;
- obwohl der pure Tatbestand alles an üblichen ‚Indizien‘ für ein solches Szenario geboten hätte: Acht reindeutsche Staatsbürber wurden am Pfingstsamstag auf fremdem Territorium von bewaffneten Gegnern der dort ansässigen Regierung überfallen und verschleppt.
Das Ansehen eines Staates, und wenn es "bloß" Peru ist, läßt sich nämlich nicht dadurch beeinträchtigen, daß die Armee in ihrem "Kampf gegen den Terrorismus" Gefangene einsperrt, ohne durch die Einleitung eines Gerichtsverfahrens zu riskieren, daß der eine oder andere jemals wieder freikommt:
"Von den insgesamt rund 100 unter Terrorismus-Vorwurf einsitzenden Häftlingen sind 96% Untersuchungshäftlinge, von denen sich zwei Drittel bereits über zwei Jahre ohne Urteil in Haft befinden."
"Eine weitere Belastung für den dringend notwendigen Beginn des Dialogs zwischen allen politischen Kräften des Landes", so ließ die Bonner Regierung unisono mit dem Hauptpartner Südafrikas, Margret Thatcher, über den neuerlichen Ausnahmezustand in Südafrika "betroffen" verlauten. Die Presse beklagt wieder einmal Pieter Bothas Rückfall in die "Wagenburg-Mentalität", die politische "Blindheit" der Buren und spekuliert zum xten Mal wie der "Spiegel" über die wachsende Unregierbarkeit des Landes.
Im Westen hat die VR Ungarn eine gute Presse. Dem schlichten Geschmack der Feindbildpflege genügt die Feststellung, daß dort vieles anders gehandhabt wird als in der Sowjetunion, um zu beweisen, daß dieser Staat unserem vorbildlichem System nacheifert.
Der typische Sündenfall der Sowjetunion: Sowjetische Panzer walzen den Freiheitswillen eines Volkes nieder. Dafür hat der ungarische Aufstand nach dem noch etwas mickrigen 17.
Wahlen sind die Ermächtigung der Herrschaft durch die Untertanen. In Wahlen nimmt der Bürger Abstand von all den Interessen, die er in seinem Alltag schlecht und recht zu wahren versucht.
Es zählt zu den politischen Erträgen des russischen GAUs, daß seit Tschernobyl die Leute vor lauter Sorgen um ihre Gesundheit nicht mehr groß über den "sterbenden Wald" jammern und damit ihre Politiker belästigen. Jetzt ist die Wissenschaft auf den abschließenden Gedanken zum Thema gekommen:
"Damit berührt Johannes Paul II. ein Geheimnis, das des Heiligen Geistes als des Geistes des Vaters und des Sohnes, das zu den zentralen Aussagen des christlichen Glaubens an einen dreifaltigen Gott zählt, doch zugleich wenig bekannt ist und noch weniger verstanden wird."
Nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl ist die Technik der Wärmegewinnung aus Kernenergie ins Gerede gekommen. Ihre Brauchbarkeit, "Beherrschbarkeit" und Tauglichkeit überhaupt wurde prinzipiell angezweifelt.
Die regierenden Sozialdemokraten haben den Sieg Waldheims zum Anlaß genommen, ihren Kanzler und einige Minister auszuwechseln. Für die Mannen von der christlichen Opposition steht die Diagnose fest: eine "Panikreaktion" darauf, daß die "Wende" nun endlich auch in Österreich begonnen hat.
Diese Frage ließen sich Persönlichkeiten der bundesdeutschen Elite aus Politik, Wissenschaft und Kultur vor kurzem vorlegen. Die Antworten wurden gesammelt und herausgegeben in einem Buch, das in seinem Untertitel das Programm der Fragestellung verrät: Es geht um "Gefühle zur Lage der Nation" (Piper, 1985), als darum, ein persönliches Verhältnis zur nationalen Gewalt einzunehmen.
Ohne die Dichter hätte es wieder einmal keiner gemerkt: Um ein Haar wäre die Dichtung vergeigt worden, und zwar - ausgerechnet! - von den Dichtern selbst.
Normalerweise spielen sie nicht miteinander, die Nationen dieser Welt. Der internationale Vergleich, den sie in der Hauptsache pflegen, besteht in der Waffe der ökonomischen Konkurrenz und - wegen deren Resultaten - in der Konkurrenz der wirklichen Waffen, deren friedlich-erpresserischer Einsatz die normalen diplomatischen Beziehungen ausmacht.
Das sind sie, die internationalen Strahlenschützer, die so dringend auch noch die AKWs in der Sowjetunion unter ihre Fuchtel bringen wollen! Zur Kenntnis folgendes aus ICRP-Publication 22, Recommendations of the International Commission on Radiological Protection, Seite 15 (Übersetzung MSZ):
Selbstverständlich ist gemeinhin, daß Lebensmittel ihren Preis haben und produziert werden, um einen guten zu erzielen. Deshalb fällt kaum jemandem mehr auf, daß die Überschüsse, die von der EG gehortet oder vernichtet werden, keineswegs zuviel sind für den Bedarf der Menschheit an Lebensmitteln - da regt er sich schon eher über die "sinnlosen" Lagerkosten auf (und spendet nebenbei für die hungernden Neger).
"Ihre Unterstellung, ein demokratisch legitimierter Ministerpräsident setze ‚terroristische‘ Mittel ein, was bei einem unbefangenen Leser die Assoziation Albrecht = Terrorist zuläßt, ist geschmacklos. Eine Bombenexplosion bekommt doch erst durch ihre politische Zielrichtung den Charakter eines terroristischen Gewaltakts."
Die "Atomwirtschaft" ist zunächst einmal ein Kind des Vaters aller Dinge, des Kriegs. Noch lange bevor die Menschheit mit Rechnungen über Megawatt und Millirem beglückt wurde, ist sie in den Genuß der neuen Energieguelle in Form einer ansehnlichen Wunderwaffe gekommen.
Die Physik ermittelt die Eigenart der radioaktiven Strahlung und mißt sie. Für die absorbierte Energie pro Masse bestrahlter Materie kennt sie das Maß rad.
Daß Wissenschaft auf dem persönlichen Bekenntnis zur Moral beruht; daß die Person des Wissenschaftlers für die Qualität seiner Gedanken bürgt, indem er seine Moralität vorlebt; daß der Gehalt der Wissenschaft daher in seinen Erlebnissen und Gefühlsregungen besteht und umgekehrt seine "Erinnerungen und Assoziationen" schon so gut wie fertige Urteile über die Welt sind - all das zeichnet die Veröffentlichungen des sozialbewegten Friedenspsychologen Horst-Eberhard Richter seit jeher aus. Insofern ist der theoretische Widersinn, seine "sehr persönlichen Gedanken" in einer Autobiographie zu veröffentlichen, für ihn nur konsequent.
Da die Bauern heuer extra sehr ins Gerede gekommen sind, und diese öffentliche Laberei über diese mit Steuergeldern, Wahlgeschenken und Strahlengutschriften "verhätschelte Lobby" an Saudummheit nicht zu überbieten ist; da sich andererseits an der Lage der Bauern im Kapitalismus und am staatlichen Umgang mit diesem Stand grundsätzlich nichts geändert hat, drucken wir den Artikel "Die Bauern" - mit einigen Aktualisierungen und Zusätzen - der MSZ Mai 1978 ab.
Wenn über die "Grüne Front" geredet wird, kommt nichts Gutes über sie heraus.
In beiden Typen findet die Kernreaktion, die Wärme liefert, in mit Uran(oxyd) gefüllten Rohren, sogenannten Brennstäben, statt. Die entstehende Wärme wird durch Wasser abgeführt, das direkt oder indirekt zum Betrieb von Dampfturbinen genutzt wird.
Der Beschluß über die C-Waffen steht: Die USA produzieren sie, die NATO nimmt sie in ihre Streitkräfteziele auf. Und dieser an sachlicher Eindeutigkeit kaum zu überbietende Beschluß zur Aufrüstung auch in dieser Waffengattung wird in der BRD gefeiert mit Lügen, die ihrerseits an Dummdreistigkeit kaum zu überbieten sind.
"Peter Scholl-Latour ist ein großartige Erzähler", urteilt die "Süddeutsche Zeitung" in ihrer Besprechung von PSL‘s (so kürzelt er sich selbst) neuem Buch "Mord am großen Fluß", in dem er auf ca. 500 Seiten seine zum größten Teil 20-30 Jahre alten Reportagen über Afrika (natürlich als Bestseller) herausgibt.
Der Staat erläßt Grenzwerte für die radioaktive Belastung von Mensch und Natur in der gesamten Republik. Seine Geigerzähler und Meßstationen werden nicht aktiv, weil irgendwo ein lokal begrenztes Stück Natur auf seine natürliche Radioaktivität hin kontrolliert werden müßte.
Atomgegner, die großen Wert darauf legen, durch persönliches Erscheinen vor Ort, durch aufwendiges Vorzeigen von Frauen, Kindern und Kreuzen, durch Fraternisieren mit der oberpfälzischen Landbevölkerung (der jenseits aller "politischen Uriterschiede" ein Logenplatz im allgemeinen Betroffenheitszirkus zustehe und die umgekehrt nur Partei für ihre Heimat und ihre drückenden Lebensumstände ergreifen solle, um widerständlerisch tätig zu sein) an ihrer immer unangreifbareren Glaubwürdigkeit zu stricken - solche Atomgegner mußten sich durch "Tschernobyl" nachhaltig bestärkt sehen. Hatten sie den Staaat nicht schon immer davor gewarnt, sich diese gefährlichen Dinger hinzustellen, die unversehens zu erheblichen Schäden an ihm bzw.
Tschernobyl muß in Politik "umgesetzt" werden - an dieses erzdemokratische Dogma, daß alles, was den Leuten zugemutet wird, politisches Material der Verantwortlichen zu sein hat, glaubt der grüne Minister ohne Einschränkungen. Deshalb ventiliert er denkbare politische Schritte, die der Grünen Partei gut anstünden.
Jemand mußte Sergej Antonow, Todor Ajwazow und Jelio Wassilew verleumdet haben. Eines Morgens jedenfalls standen italienische Geheimpolizisten vor ihrer Türe und nahmen sie in Haft. Sie erklärten ihnen, daß die Justiz in Rom einen Prozeß gegen sie vorbereiten würde. Der Prozeß fand statt und dauerte neun Monate und dreizehn Tage. Die Angeklagten erfuhren nie so genau, wessen man sie eigentlich beschuldigte. Von einem Polen namens Wojtyla, von Beruf Papst, war andauernd die Rede. Auf ihn hätte ein Türke namens Agca Ali geschossen. Sie wären aber eigentlich dahintergestanden. Warum? Sie seien Bulgaren; Bulgarien ist ein kommunistischer Staat. Der Kommuaismus komme aber letztlich immer aus Moskau. Und deshalb sei auf Wojtyla aus Moskau mittels eines Türken geschossen worden, hinter dem sie als Bulgaren gestanden hätten. Man nannte das "Bulgarian Connection". Im Prozeß trat der Türke Agca Ali auf. Er sagte, er sei der Jesus. Das Gericht, das ihm immer geglaubt hatte und wegen ihm gegen die drei Bulgaren prozessierte, glaubte ihm ausgerechnet das nicht. Der Jesus sei schließlich der Wojtyla, auf den Agca Ali geschossen hatte.
Es stimmt nicht, daß mit dem russischen GAU die Kritik an den Kernkraftwerken einen Aufschwung genommen. Und schon gar nichts zu spüren ist von einer Selbstkritik derer, die Kernkraftwerke betreiben.
Was ist zu tun, wenn eine radioaktive Wolke das Bundesgebiet verseucht? Die Bundesregierung und die mitregierenden Parteien in Bonn und anderswo haben es gleich gewußt - entgegen allen Gerüchten über angebliche Konzeptionslosigkeit und Durcheinander in den Führungsetagen der Nation.
Die Bundesregierung will eine "nationale Gedenkstätte für die Toten der Kriege und der Gewaltherrschaft" in Bonn errichten, um in Deutschland "politische Kultur" zu pflegen:
"Sie erreicht dort ihren Höhepunkt und schönsten Ausdruck, wo sie in der Pflicht und Verantwortung vor den Toten Frieden und Freiheit zwischen Menschen und Völkern stiftet."
Die Partei der Grünen hat aufeinem außerordentlichen Bundeskongreß über Pfingsten in Hannover ihr Wahlprogramm beschlossen. Darin wird als wichtigste innenpolitische Forderung die nach sofortiger Abschaltung aller Atomkraftwerke, als wichtigste außenpolitische die nach einem Ausstieg der BRD aus der NATO aufgestellt; außerdem werden so sympathische Dinge wie die Auflösung des Verfassungsschutzes, die Entwaffnung der Polizei und die radikale Verkürzung des Wehrdienstes gewünscht.
Da müßt Ihr etwas ausgelassen haben. Denn Eigentümer und Produzenten - selbst die blöden Bauern - sind im Kapitalismus Ausnützer der zahlungsfähigen Nachfrage, also Gegner der Bedürfnisse.
Eines muß man sämtlichen Mitspielern lassen: Sie haben es verstanden, aus einem matten, spannungsarmen Stück mit bekanntem Ausgang eine skandalumwitterte Aufführung zu machen, unter lebhafter Beteiligung des Publikums.
Eigentlich ging es ja nur um die Rollenbesetzung für das Amt des österreichischen Bundespräsidenten.
Für den hiesigen Zeitungsleser ein bockiger Menschenschlag am Golf von Biskaya mit einem Hang zur Gewalt als Volkscharakter. Als es noch gegen Franco ging, gab es Verständnis für die bewaffneten Aktionen von ETA, es sei denn, ein deutscher Konsul wurde entführt. Jetzt aber treffen die Kugeln der Etarra Polizisten des demokratischen Spanien, Mitglied von NATO und EG, das zudem den Basken Autonomie gewährt hat. Also Fanatiker im Solde Libyens, des Weltkommunismus oder "ganz gewöhnliche" Verbrecher - so lauten die im spanischen Staat und auch hierzulande gängigen Urteile. Terroristen gehören von den Staatsorganen unter dem Beifall und der Mithilfe der Bevölkerung entsprechend behandelt. Hier aber gibt es eine Besonderheit: In den baskischen Provinzen Spaniens kann ETA auf die aktive Sympathie von 200.000 Wählern der Abertzale-Koalition Herri Batasuna zählen, und für die anderen baskischen Parteien sind die Etarra irregeleitetePatrioten. Immer enn die Guardia Civil oder ihre Hilfstruppen von den GAL (= Antiterroristische Befreingsgruppen) ein "mutmaßliches" Mitglied der ETA zu Tode bringen, wird es vom Stadt- bzw. Gemeinderat seines Heimatorts mit den Stimmen allerbaskischen Parteien zum Ehrenbürger posthum ernannt. Der baskische Seperat - Nationalismus lebt in der spanischen Demokratie fort.
Der Streit zwischen den Theologen der Befreiung und ihrer Zentrale ist einer unter Brüdern. Einig sind sie sich in ihrem missionarischen Eifer, der Welt fehle nichts so sehr wie der rechte Glaube.
Dieser Dialog fand statt, bevor Sonderbotschafter Walters zu Konsultationen nach Europa reiste und die Alliierten wenigstens psychologisch vorbereitete." (Frankfurter Allgemeine 17.4.)
Präsident Reagan hat seine Nicaragua-Politik überdacht. Der mit amerikanischer Hilfe geführte Krieg der Contras gegen die Regierung in Managua erscheint ihm bisher zu wirkungslos gewesen zu sein.
Kaum fällt der Ölpreis, hat es jeder immer schon gewußt: Gegen "die Marktkräfte" war dieser Preis nicht zu halten. Mit ziemlich unverhohlener Begeisterung wird von den OPEC-Konferenzen berichtet, wo die Scheichs sich mal wieder nicht einigen können und einigermaßen fassungslos vor dem Preisverfall ihres staatslebenswichtigen Exportgutes sitzen.
Das SDI-Projekt der US-Regierung wird in der der demokratischen Öffentlichkeit, der bundesdeutschen vor allem, mit Vorliebe als Forschungsprogramm mit einem dicken "bloß" davor hingestellt. Man müsse mitmachen - heißt es von Regierungsseite - oder besser etwas Eigenes von gleicher Art anstellen - tönt es von der SPD -, um rein wirtschaftlich auf Dauer konkurrenzfähig zu sein.
Ein Gespenst geht um in Deutschland-West, und alle guten Deutschen fahnden nach ihm. Es heißt Antisemitismus, und wie bei allen Geistergeschichten scheiden sich die Zeitgenossen in zwei rivalisierende Lager.
Nach fast 40 Jahren faschistischer Diktatur gab ein König der spanischen (Klassen-)Gesellschaft die politischen Freiheiten zurück, die ihr der Franco-Staat vorenthalten hatte. Nicht ein Staat in Bedrängnis, sondem eine souverän agierende Staatsgewalt entschloß sich nach dem Tode des Caudillo, den Völkern Spaniens die Demokratie zu schenken.
Als wir am Flughafen Moskau-Scheremetjewo ankamen, waren wir schon durch Reisepublikationen vor Unannehmlichkeiten bei der Einreise gewarnt. Zunächst konnten wir jedoch außer einem Haufen westeuropäischer Touristen nichts Besonderes ausmachen.
Der Verfall des politischen Liberalismus von einer Ideologie der aufgeklärten Bourgeoisie zum organisierten Koalitionskalkül reflektiert in den Physiognomien von F.D.P.-Vorsitzenden: Sie werden immer teigiger. Muß man sich Genscher schon mühsam an den Ohren merken, so prägt sich Bangemann nur noch über seine zweienhalb Zentner ein: dick, dumm und eitel.
Die "Vertreter des Staates" sitzen über dessen Gegner zu Gericht: eine eindeutige Sache, sollte man meinen. Wer aus politischen Gründen andere Staatsbürger ins Jenseits befördert, kann weder den Totschlagsparagraphen für sich in Anspruch nehmen noch auf mildernde Umstände hoffen (von wegen "Mord im Affekt").
In seiner Neujahrsrede - und seitdem immer wieder bei jeder sich bietenden Gelegenheit - verkündete der Kanzler, ohne da er sich dazu bei seinem Volke extra hätte erkundigen müssen: "Zuversicht und Optimismus sind überall spürbar." Im Januar überprüfte die "Münchner Hochschulzeitung" der MARXISTISCHEN GRUPPE (MG) mit einer Umfrage unter Studenten der Ludwig-Maximilians-Universität wie die Frohbotschaft des Kohl unter den angehenden Akademikern angekommen ist.
Was treibt ein Volk, dessen Regierung die eigene Armee zur zweitstärksten konventionellen Streitmacht des Westens aufrüstet und auf eurostrategischer Parität mit der feindlichen Weltmacht besteht? Womit beschäftigen sich Bürger, die von ihrem Inneneminister unter ziemlich totale Erfassung und Überwachung gestellt werden?
Agententausch zwischen Ost und West gehört inzwischen nicht mehr zu den Nacht- und Nebelaktionen dubioser Geheimdienste, von denen man bestenfalls hinterher erfährt, daß sie stattgefunden haben. Die jüngste Aktion dieser Art haben die beiden Lager gleich als einen hoheitlichen Staatsakt inszeniert und gleichermaßen Wert darauf gelegt, der wechselweisen Herausgabe gefangenen feindlichen Personals den Charakter einer öffentlichen Politshow zu verleihen.
Ein Gerücht geht um, an das keiner glaubt: SDI soll die Welt von Atomwaffen befreien. Jeder glaubt, daß der sowjetische Vorschlag zwar vorgibt, vom selben Geist beseelt zu sein, aber nie und nimmer ehrlich gemeint sein kann.
CDU und FDP spüren es bei SPD und "Neuer Heimat" auf: SPD und Gewerkschaft entdecken es bei der Berliner CDU: "Spiegel" und Co. wittern es wieder einmal überall: "Mißwirtschaft" und "Korruption", "Gigantomanie" und "Filz" sind eingerissen, wo es um Grund und Boden, Bauen und Sanieren, Verpachten und Mieten geht.
...In Bereichen wie Gesellschaft, Wirtschaft, Staat tragen Betrachtungen über logische Antinomien weder dazu bei, positiv Erkenntnisse zu gewinnen, noch aufgestellte Behauptungen zu widerlegen.
Aber nur sehr sachte, als öffentlich vorgetragener Streit zwischen Gewerkschaft und Regierung samt ihrem Unternehmerlager, als Auseinandersetzung zwischen Regierung und Opposition im Parlament und wo sie sonst noch Wahlkampf machen. Tatsächlich wird der für die Bundesrepublik sprichwörtliche soziale Friede nirgendwo angekratzt; Kämpfe der Arbeiter, um die es ja in der Sache irgendwie gehen soll, gegen die Unternehmer und ihren Klassenstaat finden nicht statt.
Die letzten Fragen geistern durch die Öffentlichkeit. Politiker, Richter, Ärzte, Bischöfe, Philosophen, Joumalisten ereifern sich über die "Grenzfragen", als gelte es, ein dringliches Menschheitsproblem zu lösen, damit endlich Sicherheit einkehre ins tägliche Leben und Sterben.
Die Philippinen: militärischer Stützpunkt der amerikanischen Navy und Flugwaffe, der den Pazifik zum Binnenmeer westlicher Freiheit macht. Dieser Flugzeugträger hat ein Hinterland: rund 7000 Inseln und 55 Millionen Filipinos, zusammen ein Staat, der über einen Naturreichtum an Kokospalmen, Zuckerrohr, Manilahanf und Gold, sowie über einen nationalen Markt gebietet.
Der historisch ungebildete Zeitgenosse könnte bei der Lektüre des demokratischen Pressewesens anläßlich der Wahlen von Manila glatt auf den Gedanken kommen, bei den Philippinen handle es sich um den 51. Bundesstaat der USA oder das pazifische Inselreich sei immer noch eine amerikanische Kolonie: Mit einer bedenkenlosen Selbstverständlichkeit behandelt die westliche Öffentlichkeit die Probleme des Marcos mit seiner Opponentin exklusiv und vor allem als ein Problem der USA und kommentiert nur die Frage, ob und wie Reagan damit fertig wird.
Pünktlich zum Eintritt in die EG hat Portugal einen der letzten noch ausstehenden Schritte "politischer Normalisierung" vollzogen- und sich mit dem bewährten Staatssanierer Mario Soares "den ersten zivilen Präsidenten seit 60 Jahren" zugelegt.
Daß mit dieser penetrant zitierten Gharakterisierung die 10-jährige Amtszeit des Vorgängers von Soares, Eanes, umstandslos mit dem faschistischen "estado novo" Salazars in eins geworfen wird, ist gewiß kein Zufall.
Ein Bericht, der die wesentlichen Leistungen einer Wissenschaft erklärt, benennt ihren Gegenstand, referiert die grundsätzlichen Erkenntnisse über ihn und führt die Beweise für die zentralen Einsichten des Fachs an.
Dazu versteigen sich im Falle der Psychologie auch die Vertreter der Disziplin nicht.
Deutsche Fernsehzuschauer regt nichts auf im wirklichen Leben, nicht einmal ein Krieg anderswo oder der III. Weltkrieg, solange er noch nicht angefangen hat.
Einerseits hat es sich im Fall von Arbed Saarstahl um eine sehr normale Pleite gehandelt: Der Boom der ersten Hälfte der 70er Jahre entpuppte sich in der zweiten Hälfte als "Überkapazitäten". Nicht nur an der Saar, denn im Geschäft mit dem industriellen Rohstoff schlägt jede Konjunkturschwankung unmittelbar durch.
In einem Land, in dem der Staatskredit als Garantie des privaten Kredits fungiert, d.h. in dem das Wachsen der Staatsverschuldung den Maßstab für die privaten Investitionen liefert, macht der Staat Lohn- und Preispolitik.
Karikatur:
Zerrbild, das auf eine Wahreit zielt, übertreibende, dazu oft überraschende Darstellung einer Person, Gruppe oder Sache, häufig als gesellschaftliche oder politische Kritik.
Zum ersten Mal seit Ende des 2. Weltkriegs haben die USA ihr Verhältnis zu einem souveränen Staat am Mittelmeer, zu Libyen, als Kriegszustand definiert.
Die Grünen gehören mittlerweile so sehr zum politischen Establishment dieser Republik, daß sie wie die anderen Bonner Parteien beim "Wählerpotential" mit dem staatsmännischen Anspruch auf der Matte stehen, sich gefälligst für ihr Gekungel zu interessieren, das ihnen politischen Einfluß verschaffen soll.
Mit Fragen der Regierungsbeteiligung kultivieren sie den Polit-Geschmack ihrer Adressaten, wobei sie schwer darauf achten, daß auf ihre Partei nicht der Makel fällt, ihr gehe es "bloß" um "die Macht".
Am 1. September 1969 putschte in Libyen ein "junger Offizier", als sich der libysche Monarch Idris gerade zu einem Kuraufenthalt in der Türkei aufhielt.
51 Wochen im Jahr werden die Kapitalisten in aller Öffentlichkeit gefeiert und tragen den einen unwidersprechlichen Ehrentitel: "Arbeitgeber". Niemand versteht das dahingehend miß, ihr Beruf bestünde tatsächlich darin, möglichst allen Leuten ein ausreichendes Auskommen zu verschaffen.
Die Öffentlichkeit ist mit dem gegen wärtigen System medizinischer Versorgung immer weniger zufrieden. Sie stellt mit Verbitterung fest, daß die Kosten dieses Systems maßlos angestiegen sind, ohne daß die Gesundheit der Menschen deutlich besser wurde...
Die Führer der Regierungskoalition haben sich bei ihrem letzten Treffen darauf geeinigt, sieben Gesetzesvorlagen über die Befugnisse der Geheimdienste und Polizeibehörden baldmöglichst zu verabschieden. Bekannt geworden ist der Beschluß weniger wegen des Inhalts der Gesetzesvorhaben als wegen des prompt danach inszenierten Koalitionsgezänks.
"Letztes Jahr haben die USA die militärischen Unternehmungen der Guerilla gefördert wie noch nie... Die Zunahme der vom Kongreß genehmigten 'verdeckten Hilfe' macht sich jetzt im Krieg bemerkbar. Es ist die größte Operation der CIA auf dem Globus. Die 107mm-Boden-Boden-Raketen mit einer Reichweite von acht Kilometern sind in größerer Zahl als vorher verteilt und gegen Basen und Flugplätze eingesetzt worden." (The Guardian, 5.1.86)
Die westdeutsche Demokratie lebt in ihren Spitzenpolitikern. Diese realitätsbewußte Sichtweise hatte die Frankfurter DGB-Spitze bewogen, die Demokratie zu verteidigen und zu ihrem alljährlichen Neujahrsempfang die Honoratioren der Stadt und des Landes zu laden.
Als die USA vor vierzig Jahren die ersten Atombomben über Hiroshima und Nagasaki zündeten, um anhand von deren noch nicht dagewesener Zerstörungskraft der Welt zu demonstrieren, zu welchen Konditionen sich hinfort der Frieden auf amerikanisch buchstabiert, saß Carl Friedrich von Weizsäcker mit einer Hand voll anderer deutscher Atomphysiker auf einem Landgut bei Cambridge in luxuriöser englischer Kriegshaft.
"Wir waren dort gut untergebracht, gut ernährt, höflich behandelt, aber hermetisch von jedem Kontakt mit der Außenwelt abgeschlossen.
Mit der Niederlageauf den Malvinas hat das zweitgrößte Land Südamerikas in einer Hinsicht sein internationales Ansehen verbessert. Seit November 1983 besitzt Argentinien wieder eine demokratisch gewählte Regierung.
Hungersterben in Afrika und anderswo, Krüppel, Verblödete, ganz gewöhnliche Jammergestalten und Habenichtse auswärts oder gleich um die Ecke daheim: Zum guten demokratischen Ton gehört es, daß diese "Schattenseiten des Lebens" nicht verschwiegen werden. Elend, und zwar weltweit und in all seinen widerlichen Erscheinungsformen, ist das ganze Jahr über öffentliches Thema, und zum Jahresausklang feiert es Hochkonjunktur.
Die REPUBLIK FRANKREICH verfügt über eine eigenständige Atomstreitmacht und über Kolonien im Pazifik, um sie auszuprobieren. Sie ist ein zuverlässiger Eckpfeiler der NATO, ohne ihr anzugehören.
als geneigter Leser Eurer Publikation "MSZ" und Sympathisant Eurer Umtriebe möchte ich Euch auf einen Irrtum hinweisen, der Euch im Übereifer bzw Eifer des gefechts in der MSZ 12/85, S. 40 (Artikel über Radio Moskau) unterlaufen ist.
Die paar Sachen, auf die es wirklich ankommt in der kapitalistischen Gesellschaft und ihrem demokratischen Staat, werden von den subjektiven Auffassungen über sie, von der Billigung durch die Leute nicht abhängig gemacht. Daß auf seiten der "Betroffenen" die verschiedensten Leistungen und ihr Gehorsam kalkuliert und bedingt, also stets widerrufbar erbracht würden, ist weder in den Instituten des Rechtsstaates noch sonstwo vorgesehen.
Die MSZ wird sich hüten, den Russen in irgendeiner Sache Recht zu geben. Die Regierenden verstehen nichts von Planwirtschaft, dafür verstehen sie sich sehr gut auf die Dialektik, die zwischen Gewalt und Moral haust. Die Regierten hinwiederum stellen sich höchst brav darauf ein und bilden ein Bilderbuchvolk; weitaus besser gebildet als die Massen im freien Westen verwenden sie ihre freie Lebenszeit darauf, Patrioten zu sein - ohne unterscheiden zu können, welche von den ihnen unterbreiteten Gründen stimmen und welche nicht.
Zum Fest der Liebe bietet die MSZ eine kurze Marktübersicht der bestverkauften Bücher Ende ‚85. Natürlich können wir niemand die Entscheidung abnehmen, ob er mit den besprochenen Werken lieber die Verwandtschaft ärgern oder daran selbst sein Vergnügen finden soll.
Der Planungschef im Verteidigungsministerium Hans Rühle hat sich in einem Beitrag im "Spiegel" kritisch mit dem ‚Credo‘ des kritischen Naturwissenschaftlers Hans Peter Dürr gegen die ‚Strategische Verteidigungsinitiative‘ auseinandergesetzt. Diese Antwort aus Wörners oberster Amtsstube zeichnet sich durch zweierlei aus: durch die Lässigkeit, mit der Rühle auf eine Widerlegung der Einwände im ernsthaften Sinne verzichtet, und durch die Tatsache, daß er mit der Logik eines Rüstungsplaners gleichwohl die Schwächen der Rüstungskritiker ziemlich schonungslos aufdeckt.
Die Kommunistische Partei der Volksrepublik China hat nach sechs Jahren mehr oder weniger weitgehender Experimente mit "marktwirtschaftlichen Instrumenten" zur Effektivierung der Wirtschaft beschlossen, nunmehr "den Markt" bzw. das, was sie dafür hält, zum Universalinstrument der wirtschaftlichen Modernisierung zu machen.
Strategie und Taktik für die Tarifrunde 1986 stehen fest. Die ÖTV macht den Vorreiter, bei der IG Metall wird noch gestritten, wie und wann man die "35-Stunden-Woche" wieder aufs Tapet bringt.
Wir sind hingefahren. Daß uns bei der Ankunft auf dem Pekinger Flughafen ein kalter Wind ins Gesicht blies und die Aussicht ziemlich trübe war, kann man dem "neuen Kurs" nicht ankreiden.
Die Sowjetunion hat Waffen. Die sind weder offensiv noch defensiv, sondern die Machtmittel einer Weltmacht und ihrer Interessen und fallen dementsprechend groß dimensioniert aus.
2 grüne Politiker haben sich als Theoretiker profiliert und ein Buch geschrieben: Zu den längst feststehenden Inhalten und Prinzipien grüner Politik lieferten sie einen programatischen Überbau. Dieses Verfahren haben sie von der Sozialdemokratie gelernt - E und T sind schließlich "Ökosozialisten" -, deren politische "Alltagsarbeit" sich für den Sonntag gerne eine Perspektive zur Kontemplation zulegt.