Es gehört zur Unsitte gewerkschaftlicher Tarifpolitik, jeweils aufwendig und verantwortungsvoll an einer Sache zu arbeiten, die in Gewerkschaftskreisen ‚Findung der Tarifforderung‘ heißt. Unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, der zu erwartenden Zugeständnisse der Unternehmer, bei denen man am besten vorher nachfragt; unter Einbeziehung bisheriger gewerkschaftlicher Tarifpolitik, auf deren Kontinuität man zu achten hat; mit Blick auf das, was gesellschaftspolitisch vordringlich erscheint oder einfach in die politische Landschaft paßt; bei Einschätzung dessen, was vor der Öffenttichkeit bestehen kann...
"Ein deutsch-deutscher Deal... kommt gerade richtig in Gang: das Ende 1984 vereinbarte und zunächst bis 1993 laufende Motorenprojekt von Volkswagen (West) in Karl-Marx-Stadt (Ost) im Wert von 500 bis 600 Millionen D-Mark. Unter Lizenz sowie mit Maschinen und Fertigungs-Know-how der Wolfsburger werden in der DDR seit gut einem Jahr 1,3- und neuerdings auch 1,05-Liter-Maschinen für Wartburgs beziehungsweise Trabis gebaut.
Jetzt haben sie, was sie immer verlangt haben, und es reicht ihnen nicht: In der DDR finden freie Wahlen statt, aber ihre Freiheit ist für bundesdeutsche Politiker immer noch ein zu großes Risiko. Für den Geschmack von Kohl und Vogel ist nämlich trotz günstiger Aussichten noch keineswegs eindeutig genug garantiert, daß am 6.
Eine vernünftig geplante gesellschaftliche Produktion, die mit der Kommandogewalt des Reichtums über die Arbeiter Schluß macht und keine "Sachzwänge" eingerichtet, denen - "Leider" - immerzu bloß durch massenhafte Verarmung und durch Ausnutzung der Arbeitskräfte zu genügen ist.
Willst Du irgendetwas von uns?
Martin Broszat sah seine Lebensaufgabe darin, den Deutschen die 12 Jahre NS-Herrschaft als "Teil deutscher Geschichte zu eigen" zu machen. Mit diesem Programm und seinem vielbeachteten ersten Meilenstein darin - "Der Staat Hitlers" - profilierte er sich als der richtige Vorstand für das Institut für Zeitgeschichte, dessen Aufgabe und Daseinszweck darin besteht, "dem schwierigen Umgang mit unserer Geschichte" eine Orientierung zu geben.
Was soll das gewesen sein? Hunderttausende Tschechen und Slowaken schwenkten ihre Nationalflagge, gingen danach brav wieder arbeiten, holten am Feierabend erneut ihre Fähnchen hervor, beteten am Wallfahrtssonntag zur heiligen Agnes, hielten sich überhaupt mindestens so gerne im Veitsdom auf wie auf dem Wenzelsplatz und ließen sich von einem alten Kardinal segnen, weil sie "die Morgenröte bringen".
Am 29.12.1989 geschah "das Undenkbare" (Kohl). Vaclav Havel, der "gestern noch im Gefangnis saß", wurde in der ersten demokratiscnea Wahl als einziger Kandidat zum Präsideatea aller Tschechen und Slowaken gewählt.
Daß "Wiedervereinigung" sein muß, die "Teilung Deutschlands widernatürlich" ist, daran läßt mittlerweile kein BRD-Bürger mehr einen Zweifel. Da herrscht Einigkeit von den Reps bis zu den Grünen.
MSZ-Leser W.A. aus Bad Kreuznach schickte uns eine Kopie seines Schreibens an den Vorsitzenden der SED-PDS zur "Kenntnis und evtl. Verwendung", was wir hiermit gerne tun.
Im Herbst ‚89, als die deutsche Nation den Einstieg in ihr neues imperialistisches Zeitalter feierte und Hundertausende Trabis samt Insassen mitfeiern durften, haben wir bundesweit 5 Flugblätter "Gegen den deutschen Wahn" verteilt. Viele dieser Flugblätter haben den Weg in die DDR gefunden und dort ein stärkeres Leserbriefecho ausgelöst - anders als im westdeutschen Heimatland des Meinungspluralismus, wo abweichende Argumente mit konsequenter Nicht-Befassung geahndet werden.
Alle Welt ist sich einig, vielleicht nicht mit der Methode der Durchführung, aber auf jeden Fall mit dem Resultat, daß einem Schwerverbrecher der Prozeß gemacht worden ist. Die Anklage:
Demokratischer Pluralismus; freie Presse, freier Rundfunk und freies Fernsehen; politische Streitkultur westlicher Prägung, sachlich, ideologiefrei und undogmatisch, weder rassistisch noch nationalistisch; Entertainment auf allen Kanälen, aber mit Niveau; keine Bevormundung. Das alles hat den Zonis immer gefehlt.
Die Anschauung, all die wechselvollen Geschicke, die Nationen bei der mehr oder weniger erfolgreichen Durchsetzung ihrer Anliegen so erfahren, seien im Grunde von ihren Völkern in Auftrag gegeben und auf den Weg gebracht worden, ist ungefähr genauso alt wie das staatliche Herrschertum, welches nicht mehr von Gottes, sondern von Volkes Gnaden kommen soll. Gegenwärtig lebt der Mythos von den Völkern, die in Gestalt von Nationen ihren "geschichtlichen Gang " gehen sollen, in der Interpretation auf, wonach der Umsturz der Machtverhältnisse im ehemaligen Ostblock seinen Grund in den diesbezüglichen Drangsalen der dortigen Völkerschaften hätte: Die hätten sich auf eine neue Kursbestimmung geeinigt und alles Nötige in die Wege geleitet, damit ihre Staaten diese auch vollziehen.
"Ich bin Kommunist, darum muß ich bei meiner Tätigkeit" (in den asiatischen Randgebieten der Sowjetunion) "dem gegebenen Milieu Rechnung tragen und jenen einheimischen nationalen Elementen Zugeständnisse machen, die im Rahmen des Sowjetsystems loyal arbeiten wollen und arbeiten können. Das schließt jedoch einen systematischen ideologischen Kampf für die Prinzipien des Marxismus und für wahren Internationalismus, gegen die Abweichung zum Nationalismus nicht aus, sondern setzt ihn voraus.