Gerade ein Jahr ist er alt: Der Beschluß des Bundestages, endgültig Ernst zu machen mit dem "eurostrategischen Gleichgewicht" und die Stationierung amerikanischer Pershing II-Raketen und Cruise Missiles in der BRD in Angriff zu nehmen. Damals war das für die Sowjetunion das Signal, die Verhandlungen über "Rüstungsbegrenzung" abzubrechen.
Der "Falke" in der Reagan-Administration profiliert sich nach übereinstimmender Beurteilung demokratischer Beobachter gemäßigt, weil er überhaupt Bedingungen für Krieg angibt: Er muß von den USA beschlossen und gewonnen werden. Es gilt anscheinend schon als eine "Begrenzung des Einsatzes von Kampftruppen", wenn sich der Pentagonchef als Theoretiker des Zuschlagens betätigt und allgemein, posthum und prophylaktisch die vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Expeditionen der US-Forces gegen das Böse auf der Welt taktisch differenziert absteckt.
Was wäre der Protest in diesem Lande ohne die moralische Schirmherrschaft prominenter Oberchristen wie Gollwitzer, Albertz, Sölle und Konsorten? Ihr auf jeder besseren Unterschriften- oder Rednerliste zu findender Name wiegt fast mehr als das jeweils vertretene Anliegen, denn er bürgt für die "Glaubwürdigkeit" derer, die es teilen.
hat im Dezember der westlichen Presse vorgeworfen, seitenlang über 1 polnischen Priester politische Tränen zu vergießen und die zur gleichen Zeit von der südafrikanischen Polizei erschossenen Schwarzen nicht einmal zu melden. Der Bischof hat ferner US-Präsident Reagan öffentlich gesagt, seine Politik des "konstruktiven Engagements" sei "unmoralisch, böse und völlig unchristlich".
Die USA haben im Oktober letzten Jahres die Karibikinsel Grenada mit Marinesoldaten aufgesucht, die Regierung eingesperrt, ein paar hundert cubanische Bauarbeiter deportiert und seitdem das Land besetzt gehalten. Präsident Reagan begründete diese Maßnahme mit der Gefahr für die USA und die ganze Region, die von einem Flughafen ausgehe, den das linksorientierte Regime mit cubanischer Hilfe baute.
Mit dem Forschungspreis des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit sind in diesem Jahr zwei Wissenschaftler ausgezeichnet worden, die Ersatzmethoden für Tierversuche entwickelt haben. Professor Niels-Peter Lüpke aus Münster erhielt 10.000 Mark für den "Hühner-Ei-Test", mit dem ein bisher an Kaninchenaugen ausgeführter Test zur Hautverträglichkeit von Kosmetika und Chemikalien ersetzt wird. Damit würden 100.000 Tierversuche überflüssig."
Das meinen jedenfalls die Grünen und eine Öffentlichkeit, die teilnahmsvoll bis hämisch die Nöte bespricht, die dieser Partei aus den 5-15% Wählerstimmen erwachsen. Der Parteitag in Hamburg - genossen und kommentiert wie die öffentlichen Selbstdarstellungsveranstaltungen der immer schon anerkannten Parteien - hatte nur ein Thema: Welche Strategie soll die Partei nach ihren Wahlerfolgen einschlagen - um diese Erfolge zu sichern.
Das Geschrei um ihn ist nicht zu überhören. Es darf einem nicht länger scheißegal sei, wenn die Tannen krumm, unregelmäßig oder gar nicht mehr wachsen.
Erst kommt der liebe Gott, dann der Papst, dann die schwierige Kostenlage des Kapitals, dann die unausgeschöpfte "Reserve" der Arbeitnehmer für die Verbesserung des "internationalen Wettbewerbs" des Kapitals, dann die fehlende Gemeinwohlorientiertheit. Fehlt da nicht einer, der mit A anfängt?
Alle Jahre wieder hat in der Vorweihnachtszeit die Nächstenliebe Konjunktur. Sie spendenwirksam in Fahrt zu bringen, sehen traditionsgemäß neben den Kirchen auch die weltlichen Betreuer der staatsgläubigen Untertanenmoral, die Tageszeitungen, als ihre weihnachtliche Bürgerpflicht an.
Auf keinen Fall durch den Nachweis eines Lebensalters. Schließlich kann kein Mensch aus dem schlichten Befund "Alter zwischen zwölf und einundzwanzig " eine Ideologie herleiten, aus der sich schlüssig ergibt, was sich für die Unglücksraben der so umschriebenen Generation ziemt.
Seit zweieinhalb Millionen Arbeitslose zum Dauer- und Normalfall der bundesdeutschen Arbeitswelt geworden sind, hat sich die Verteilungsideologie sogar der Mühseligkeiten des proletarischen Geldverdienens bemächtigt. Der tägliche Arbeitsdienst gilt als "knappes Gut", dessen gerechte Aufteilung einem wohlgesonnenen Menschen Kopfzerbrechen bereiten müsse.
Es gibt eine ganze gesellschaftliche Klasse in der BRD, deren wichtigste Vertreter und hauptberufliche Sachwalter Jahr für Jahr Bilanzen erstellen. Bilanziert wird der Geschäftserfolg der Firmen, in denen diese Klasse Teile ihres Privatvermögens angelegt hat.
Seit 1975 gibt es das Wirtschaftshilfsabkommen zwischen den EG-Staaten und mittlerweile 65 Ländern in Afrika, der Karibik und dem Pazifischen Ozean. Es heißt nicht Bonn-, sondern Lome-Abkommen, damit man sieht, wem da geholfen wird.
Die "neue Armut" ist ein mittlerweile in 8 Jahren ergrauter "Skandal", der alle Aussichten hat, ein Evergreen zu werden. Heiner Geißler hatte ihn 1976 eigens zu den Bundestagswahlen "entdeckt", als die Sozis noch für die Sozialpolitik verantwortlich zeichneten, die er mit seinen christlichen Freunden nun selber macht: Etwa 6 Millionen Arme sollten bis dato nicht ordentlich registriert worden sein - und doch mitten in "unserer Wohlstandsgesellschaft" leben.
Die Weihnachtsbutter ist nicht von der ganz allerbesten Qualität und auch ihre Lagerfähigkeit läßt zu wünschen übrig. Aber was soll‘s - schnell verzehrt, ordentlich Wurst drauf oder in den Weihnachtskuchen: Da wird sich das Billigangebot doch nutzen lassen?
Armut und Reichtum bedeuten in einer "Marktwirtschaft" wie der bundesdeutschen nicht einfach Unterschiede im Maß der Genüsse, die sich einer leisten kann. Solche Unterschiede beruhen auf eine Gegensatz in der Art und Weise, Geld zu verdienen und zu verwenden; einem Gegensatz, der die Differenz in den Summen, über die jeweils verfügt wird, ganz von selbst hervorbringt.
Die Sandinisten haben die Kampfansage der USA verdient; Nicaragua ist ein untragbares Problem, das früher oder später gelöst werden muß und wird. So hallt es durch den bundesdeutschen Blätterwald.
Da wurden in einem Land der "Dritten Welt" Arbeitsplätze geschaffen und dringend benötigte Pestizide für gesicherte Ernten - so hätte sich bis vor kurzem ein Werbetext der Union Carbide gelesen, in etwa nach dem bekannten Motto "Chemie ist, wenn..." Jetzt erst stellt sich heraus, daß aus einer "Giftfabrik" schließlich die "chemische Apokalypse" (Spiegel 50/1984) kommen mußte.
Wenn ein US-Flugzeugträger mit 6.000 Mann und 90 Flugzeugen in der Karibik kreuzt, ergänz.t durch 15 Marineeinheiten der USA; wenn in Honduras eine US-amerikanische Fallschirmeinheit abspringt, die beim "Straßenbau" eingesetzt werden soll; wenn Aufklärungsflugzeuge der Amerikaner über Nicaragua jede Bewegung auf dem Lande kontrollieren und amerikanische Kriegsschiffe jede Seefracht nach Corinto, dem größten Hafen Nicaraguas, begleiten; wenn weltöffentlich Überlegungen über unerlaubte (wer erlaubt hier wem was?) Waffenlieferungen an die Sandinisten angestellt werden, dann kann man konstatieren: Eine US-Invasion in Nicaragua findet eindeutig nicht statt!
Den Klassenkampf verachten und ihn führen - das ist beileibe kein Widerspruch. Schließlich haben Pfaffen, Lehrer und Mächtige immer nur die eine Seite der Kampffront im Sinn, wenn sie davon schwärmen, daß er in die "Mottenkiste des 19.
Mit Anhängern einer Irrlehre namens "Verelendungstheorie" verwechselt sie keiner, die sozialen Rufer und Mahner, welche so entrüstet der Republik ihren Befund vorhalten: "Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer!" Die Steigerungsform scheint es ihnen angetan zu haben, den Liebhabern der sozialen Gerechtigkeit.