Es war sehr geschickt von Rudolf Augstein, sein Buch so zu timen, daß er zum 200. Todestag des Titelhelden die Neuauflage als "Jubiliäumsausgabe" placieren konnte: 20 Jahre Rudolf Augstein "Preußens Friedrich und die Deutschen".
Seitdem Ronald Reagan den Generalsekretär der KPdSU letzten November in Genf persönlich kennenlernte, haben die USA zwei kurze Kriege gegen Libyen geführt, die ersten Milliarden Dollar für SDI lockergemacht, mehrere Raketentests dafür durchgeführt, ca. 1200 Nicaraguaner umbringen lassen, 6 unterirdische Atombomben ausprobiert, den Aufständischen in Afghanistan Boden-Luft-Raketen zukommen lassen, planmäßig weitere Pershing II und Cruise missiles in Westeuropa aufgestellt, den SALT-II-Vertrag zerrissen und bei jeder sich bietenden Gelegenheit erklärt, daß sie erstens genauso weitermachen werden, wobei ihnen zweitens die Auffassung der Sowjetunion scheißegal ist.
Die zeitgemäße Pflege dieser romantischen Legende hat den Regenbogenkämpfern von Greenpeace nicht erst seit der gleichnamigen Affäre viel Sympathie eingebracht. Zwar nicht bei der Handvoll Indianern, die sich tatsächlich noch vom Handel mit Naturprodukten ernähren - denen haben sie mit der Rettung der Robbenbabies ziemlich ins Handwerk gepfuscht -, dafür umso mehr bei der demokratischen Öffentlichkeit, von taz bis FAZ, von der biederen Hausfrau bis hin zum kritischen Lehrer.
Im normalen Geschäftsleben kein ungewöhnlicher Vorgang: Kapitalist macht hohe Verluste in einem Geschäftszweig und verscherbelt günstig an anderen Kapitalisten, der meint, die Konkursmasse ließe sich profitabel sanieren. Aufsehen hingegen mußte der Deal hervorrufen, mit dem sich der Deutsche Gewerkschaftsbund seines "gemeinnützigen" Wohnungsbau-Unternehmens entledigte.
Der altlinke Politologe Krippendorff hat eine "Kritik der Politik" verfaßt, die jedes Einverständnis mit den Zielen staatlicher Politik und den Absichten ihrer Macher verweigert.
Krippendorff kontert den guten Glauben, staatliche Ordnung wäre ihrer Natur nach ein brauchbares Lebensmittel der Leute und die nicht übersehbaren Folgen ihres Wirkens bis hin zu den Massengräbern auf den Schlachtfeldern - sprächen noch allemal für ein Versagen der Politiker vor den zivilisatorischen Absichten und Aufgaben, denen Staaten dienten.
Diese Frage wird inzwischen fast nur noch in westlichen Blättern für die Geschäftswelt - "Handelsblatt", "Wall Street Journal", "Financial Times" etc. - in längeren Gedenkartikeln hin und hergewälzt (Vorschlag des "Wall Street Journal": "Mao ist nicht tot, er hält nur gerade einen langen Schlaf.").
Das Selbstbewußtsein, Deutscher und als Deutscher einiges wert zu sein, ist schwer in Mode. Vom gestiegenen Ansehen deutscher Politiker bei den restlichen hohen Herren dieser Welt; von liebsamen und vor allem unliebsamen Ausländern; vom Respekt, den das andere Deutschland der Bundesrepublik einfach schuldig ist; von deutscher Art bei der Bewältigung sämtlicher Restrisiken des politischen Lebens; von deutschem Siegeswillen auf den Center Courts der freien Welt; von Lust und Leid des deutschen Fußballwesens, an dem die Welt immer nicht genesen kann: davon bekommt man täglich überreichlich Kunde.
Die großartige Errungenschaft des demokratischen Staates besteht darin, daß er Gewalt ausübt über Land und Leute mit Zustimmung einer Bürger. Dieses irre Konstrukt - Bürger bejahen ein gesellschaftliches Zwangsverhältnis, weil sie in der Verfolgung ihrer divergierenden und gegensätzlichen Interessen auf eine ordnende Gewalt angewiesen sind - will gepflegt sein; schließlich ist der Gegensatz von Staat und Bürgern nicht aus der Welt, wenn letztere ihn befürworten dürfen und sollen.
Die Regierung läßt Gutachten zur Kernenergie anfertigen und findet dann, sie könne sie für ihre Politik nicht so recht gebrauchen. Eine eindeutige Klarstellung, wer hier Herr und wer Knecht ist.
DM 25.000 gibt der Börsenverein des Buchhandels heuer dem Polen Bartoszewski aus. Der Grund für die Ehrung, daraus macht die offizielle Laudatio kein Hehl, liegt ausschließlich in Biographie und Existenz dieses Mannes begründet, von dem höchstwahrscheinlich die meisten Preisverleiher auch zum ersten Mal im Leben gehört haben.
Eine "Regierungskrise" soll vorgezogene Neuwahlen unumgänglich gemacht haben - so das bezeichnende Urteil über seine demokratische Majestät, den Wähler: seine Stimmabgabe eine einzige lästige Störung beim Regieren, der man sich vorzeitig nur dann bedient, wenn eine Unzufriedenheit der Politiker mit ihrer Machtkonstellation eine "Regierungsbefähigung" nötig macht. Eine Machtkonkurrenz mit anschließendem Obmannwechsel beim kleinen Regierungspartner FPÖ soll die Koalition "handlungsunfähig" gemacht haben - seit wann ist lebendige, innerparteiliche Demokratie ein Stolperstein beim Regieren?
Sollen die führenden NATO-Staaten gegen die Republik Südafrika Wirtschaftssanktionen verhängen, um sie zur Aufgabe ihrer Apartheid-Politik zu zwingen? Reagan kündigt sein Veto gegen alle diesbezüglichen Beschlüsse seines Kongresses an.
Endlich ist die "Mauer mitten durch Berlin", unter der "wir" ansonsten leiden, weil sie uns von den "Brüdern und Schwestern" trennt, ein Stück undurchlässiger gemacht worden. Die DDR hat versprochen, keine in der BRD und Westberlin unerwünschten Ausländer durchzulassen.
Einmal dahingestellt, ob sich die Amis in der SPD tatsächlich täuschen oder ob ihnen der schnörkellose NATO-Kurs der CDU einfach besser schmeckt - auf jeden Fall hielten es die SPD-Abgeordneten Ehmke und Stobbe für unbedingt nötig, nach Washington zu fliegen und dort Regierungsbeamten zu versichern, daß die SPD - Nürnberg hin, Nürnberg her die Aufrüstungspartei ist und bleibt, als die man sie von der Schmidt-Regierung her kennt. Beim Hauptfreund der Frontstaat-BRD legten die SPD-Führer größten Wert auf die Klarstellung:
Eines kann man der Gewerkschaft wirklich nicht nachsagen, daß sie nämlich nicht flexibel wäre in ihren alljährlichen Verhandlungen mit der Kapitalseite. Wo es immerhin um solche Dinge geht wie Lohn, Leistung, Arbeits- und Freizeit, also um die Lebensmittel, die Gesundheit und das ertragbare Leben der Lohnarbeiter, jongliert sie damit auf der Forderungs- und Angebotsseite so, wie sie sich gedacht hat, daß im Streit mit den Arbeitgebern ein Ergebnis herauskommen kann, womit sie, die Gewerkschaft, sich sehen lassen kann.
Was den Alten selbst betrifft, so hat er sich seinen Beinamen, "der Große", redlich verdient. Die Geschichte verleiht diesen Titel nur erfolgreichen Schlächtern und Leuteschindern im großen Stil.
Nach dem amerikanischen Luftangriff auf Libyen herrschte zwischen den USA und Frankreich "Verstimmung", da den amerikanischen Maschinen das Überflugrecht verweigert worden war. Die Amerikaner beschwerten sich über die Behinderung eines "anti-terroristischen" Anliegens, die Franzosen wollten sich die abgeforderte Inanspruchnahme des Stücks Souveränität, das "Luftraum" heißt, nicht gefallen lassen.
Das gewählte Obervorbild der Republik hielt natürlich auch nicht die Schnauze, sondern eine "viel beachtete Rede" - was sonst? -, "an historischer Stätte" - wie er das nur immer hinkriegt?!