Die Friedensbewegung hatte sich für den 10.6. in Bonn als friedlich angekündigt, und genauso lief ihr "Aufstehen für den Frieden" auch ab: Nicht als Kritik an der deutsch amerikanischen Kriegsallianz, die der Sowjetunion zur gleichen Zeit vorletzte Warnungen zukommen ließ, sondern als zur Schau gestellte Absage an eigene Opposition, als demonstrierte Wehrlosigkeit gegenüber einer Politik, die sich zu solcher freundlich-genügsamen Untertanengesinnung nur gratulieren kann.
Die Tatsachen müssen Ostblockjournalisten notgedrungen zur Kenntnis nehmen und berichten; was denen jedoch üher den Stand der Weltpolitik zu entnehmen sein soll, blamiert auf peinlichste Weise den Grundlehrsatz revisionistischer Erkenntnistheorie, daß Schaden klug macht, die Krise den Massen die Augen öffnet etc. etc.
Wenn demokratische Politiker neidisch kundtun, in "totalitären Regimen" ließen sich die Leute leichter in den Krieg schicken, dann stimmt das nicht. Sie verkünden allein die Ansprüche, die demokratische Herrscher ihren Untertanen gegenüber für selbstverständlich halten.
Romy Schneider und Rainer Werner Fassbinder - wie wir sind sie in den sechziger Jahren aufgebrochen, die Welt zu verändern. 1968 schieden sich unsere Wege; während Romy nach Paris ging und fortan auf Claude Sautet und Michel Piccoli setzte, Rainer Werner auf Hannah Schygulla und das Bundesfilmförderungsgesetz, hatten wir uns für Marx, Engels und Lenin entschieden.
Gleich zu Anfang der Erklärung der NATO-Chefs anläßlich des Versailler Wirtschaftsgipfels heißt es:
"Unsere ehrgeizigen Ziele lassen sich nur dann erreichen,...
Alles war prächtig vorbereitet: Ein anglikanisch-katholisches Pfaffenteam war in zehnjähriger theologischer Kleinarbeit zu dem Ergebnis gelangt, daß die (durch den berüchtigten Frauenverschleiß eines Heinrich VIII. anno 1570 heraufbeschworene) Trennung ihrer Kirchen heute bei weitem durch die Gemeinsamkeit der organisierten Moralpflege ihrer demokratisierten Schäflein übertroffen wird.
Daß vor 150 Jahren ein Schriftsteller namens Goethe gestorben ist, könnte einem ja auch egal sein. Weder seine Stoffe noch die Kunst ihrer Bearbeitung böten Anlaß zu mehr als historischem Zeitvertreib, wäre nicht die in ihnen ausgebreitete Gesinnung für die Intelligenz Anno 1982 so aktuell wie ehedem.
nur zwei Zitate aus unserem ersten, einzigen und letzten theoretischen Beitrag zur Sache:
"Daß Fußball fasziniert in dem Maße, wie er es tut, ist erschreckend für das kritische Bewußtsein.
Heines Spott über die weinseligen Hambacher Bürger, die sich nicht getrauten, "eine Revolution anzufangen", kam als Mär vom treudeutschen Biedermannscharakter in demokratischen Zeitläuften zur hohen Ehre einer offiziellen Geschichtsbetrachtung. Derzufolge sollte das "Manko" an "revolutionärem Geist" in Deutschland von Übel gewesen sein, nicht etwa, weil die "Unterdrückung" durch die königlichen Herrschaften fortdauerte, sondern weil es der deutschen Demokratie ein weiteres Manko als gewaltige Bürde hinterlassen haben soll: den bedauerlichen Mangel an demokratischen Traditionen!
Der oberste Gewalthaber der westlichen Welt, für den London, Bonn und Berlin in den Belagerungszustand versetzt und mit Polizei, Stacheldraht und Tränengas sicher gemacht worden sind, hat die europäischen Nationen wissen lassen, daß er sich bei ihnen z u Hause fühlt. "Freundschaftliche Gefühle" gegenüber 60 Millionen Deutschen wollen ihm beim Betreten des Bundestags überkommen sein, in Westminster Hall gesteht er den Briten seine Empfindung der "Heimkehr".
Worum ist es gegangen, letzte Woche in London, Versailles, Rom, Bonn, Berlin? Um die feierliche Bestätigung des gemeinsamen westlichen Beschlusses, die Freiheit in jeden Erdenwinkel zu tragen?
Unter der Parole "Fürchtet euch - der Atomtod bedroht euch alle!" etablierte sich eine positiv geannte Menschheit, die es sich leutete, selbst angesichts der offenkundigsten Taten und Absichten der Politiker sich von "dem" Atomtod bedroht zu fühlen; die nicht im Traum daran dachte, das Vertrauen in die Figuren, von denen jedermann abhängig ist, aufzugeben, sondern sich im Gegenteil mit einer, wie die öffentliche Meinung kritisch anmerkte, "plakativ zur Schau getragenen", Angst vertrauensselig an die Angstmacher wandte.
Keine Ideologie ist so dumm, daß sie sich in ibren Anwendungen nicht noch steigern ließe. Wer sich für das von Staat und Kapital angerichtete Elend verantwortlich fühlt und Markstücke in die Smmelbüchsen wobltätiger Vereine steckt, ist schon ziemlich bescheuert; doch handelt er aus eigenem Antrieb.
Staaten, die sich als nützliche Mitglieder und Mitmacher in die vom Westen erlassene Weltfriedensordnung einfügen, können sich ihren eigenen wie benachbarten Völkern gegenüber jede Brutalität und Freiheit herausnehmen, ohne mit wirksamen Einsprüchen ihrer Verbündeten rechnen zu müssen; auch die demokratische Weltöffentlichkeit kündigt ihnen, wegen ein paar hundert oder tausend staatlich produzierten Leichen ihr wohlwollendes Verständnis nicht auf. Vergeht ein Souverän der "3.
Erstens ist sie unwichtig, die Marxistische Gruppe. Zweitens tritt sie ein bißchen zu häufig und zu zahlreich für den heutigen linken Geschmack auf, ist also störend.
Daß man Feste feiern soll, wie sie fallen, ist eine Volksweisheit, die auf der traurigen Einsicht beruht, daß es sonst wenig zu feiern gibt. Ein Anlaß zur Dankbarkeit war dies bislang allerdings nicht.
"Die zivilea Opfer der Operation - die von offiziellen libanesischen Stellen auf fast 10000 peschätzt werden - verglich er mit den Verlusten an Menschenleben bei den Bombenaagriffen auf Coventry und Dresden im Zweiten Weltkrieg, für die die verantwortlichen Regierungen von der öffentlichen Meinung im eigenen Land jeweils freigesprochen worden seien." (Menachem Begin vor seiner Abreise in dle USA, nach "Süddeutsche Zeituag" vom 16.6.)
Wenn die CDU nach Bonn fährt, um nach innen und außen ein Zeichen ihrer unbedingten Zuverlässigkeit in Sachen freedom and democracy zu setzen, haben es die Massen einfach - sie warten mehr oder minder geduldig auf die Schlagwörter, die ihnen von oben zum Applaus freigegeben werden -, die verantwortlichen Politiker jedoch umso schwerer: Sie müssen entscheiden, was in Deutschlands Namen heute zur Weltlage gesagt, was nicht gesagt bzw. hier oder jetzt anders gesagt gehört.
Der deutsche Faschismus hat die Macht seines Staates neben diversen Eroberungsfeldzügen dazu eingesetzt, Menschen jüdischen Glaubens systematisch zu ermorden, um dadurch die von ihm selbst aufgeworfene "Judenfrage" einer "Endlösung" zuzuführen. Die Überlebenden des "Holocaust" haben daraus die Lehre gezogen,
Ohne viel Federlesens beschlossen 1100 Delegierte ein christlich-soziales Wahlprogramm für die Landtagswahlen im Herbst und erfuhren, daß diesmal Bonn in Bayern liege, die Macht somit greifbar sei, was sie mit langanhaltendem Beifall belohnten.
"Jedes Promille, das wir gewinnen, schlägt sich in der politisch-moralischen Stimmungslage in der ganzen Bundesrepublik nieder...
Gewerkschaften wurden einmal aus der Einsicht heraus gegründet, daß Lohnarbeiter von ihren Diensten für das Kapital nicht leben können, wenn sie sich nicht organisiert zur Wehr setzen: gegen den rücksichtslosen Verschleiß ihrer Gesundheit am Arbeitsplatz; gegen die Techniken der Leistungssteigerung im Betrieb; gegen die Minderung ihres Lohnes, wie sie der "freie Markt" mit Preissteigerungen und Inflation, der Staat mit Steuern bewirken.
Daß jemand, der vom Verkauf seiner Arbeitskraft leben muß, ganz auf die Kalkulation der Geschäftsleute angewiesen ist, bei denen er seine Arbeit abliefert; daß er sich mit seiner Brauchbarkeit ganz in die Abhängigkeit der Gewinnrechnungen des Unternehmens begibt, welches ihn möglichst ergiebig benutzen will und ihn nur so lange beschäftigt, wie es sich lohnt - daran hat sich auch heute, in den Tagen der "sozialen Marktwirtschaft", nichts geändert.
Es war abzusehen, daß der Deutsche Gewerkschaftsbund auf das MANIFEST GEGEN DEN DGB auf seine Weise reagieren würde. Neben dem sehr handfesten Einsatz einer Prügelbrigade gegen "Störer" auf einer Nürnberger IG-Metall-Kundgebung versandte Bayerns DGB-Chef Jakob Deffner einen Rundbrief an die Gewerkschaftsbürokratie seines Tarifbezirks.
Besondere Auskunft über militärische Fragen des israelischen Vorgehens im Libanon läßt sich bei einer ebenfalls Krieg führenden Nation erwarten.
"Viele Militärattaches in Beirut sind der Meinung, daß die SU im Libanon einen schweren Rückschlag dadurch erlitten hat, daß die syrische Luftwaffe und ihre Raketenabwehrwaffen völlig versagt haben.
Das "NATO-Ziel ist die wirkliche Entspannung" - so betitelt die "Frankfurter Rundschau" vom 12. Juni ihren Abdruck der "Bonner Erklärung" des NATO-Gipfels "im Wortlaut".
Großbritannien hat seine Soldaten in den Südatlantik geschickt, weil es sich in seiner Hoheit verletzt sah. Jeder Bundesbürger weiß das und mokiert sich trotzdem über den seiner Meinung nach zu billigen Kriegsanlaß.
Der Wortlaut des Anhangs über die Verteidigungspolitik:
"In Übereinstimmung mit unserer heutigen Erklärung legen wir, die Vertreter der an der integrierten Verteidigungsstruktur beteiligten Staaten des Nordatlantischen Bündnisses, hiermit unsere Haltung zur Verteidigung dar.