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Dieser Artikel ist in der MSZ 4-1982 erschienen.


SPRÜCHE UND WIDERSPRÜCHE

Universitätsfremdes an der Uni Dortmund

Die Meldung der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ)" vom 14. Mai 1982

"Chaoten reisten aus München an

Die Vniversität betont, daß die Chaotengruppe, die am letzten Wochenende für gezielte Störungen der Eröffnungsveranstaltung der Dortmunder Universitätstage sorgte (die waz berichtete), keine Uni-Angehörigen waren. Es habe sich um Angehörigen einer sogenannten "Marxistischen Gruppe" gehandelt, die von München aus mit gezielten Einsätzen versuche, Hochschulveranstaltungen umzufunktionieren."

veranlaßte die Redaktion der "Dortmunder Hochschulzeitung der MARXISTISCHEN GRUPPE (MG) am 18. Mai zu folgender

Richtigstellung

"Die DHZ vom 11.5.82 berichtete über eine Diskussion zwischen Politikern, Wissenschaftlern und Studenten zum Thema 'Politik und Wissenschaft im Dienste der Arbeitslosigkeit' anläßlich der Dortmunder Universitätstage 82. Diese Darstellung ist falsch. In Wirklichkeit handelt es sich bei den Veranstaltern um Leute, die keine Mitglieder der Dortmunder Studentenschaft sind, sondern vielmehr Sympathisanten oder sogar Mitglieder einer sogenannten 'Sozialdemokratischen Partei Deutschlands', die teilweise eigens aus Düsseldorf angekarrt wurden, um gezielte und offensichtlich abgesprochene, als Diskussionsbeiträge getarnte Provokationen der Studentenschaft zu landen. Um die Vergiftung der Atmosphäre von vornherein sicherzustellen, hatten sich diese Chaoten gezielt die Dortmunder Bevölkerung als universitätsfremde Elemente an die Uni geholt."

Die ganze Gemeinheit

zu der revisionistischer "Anti-Imperialismus" fähig ist, lassen die "roten blätter" des MSB Spartakus in ihrer Juni-Nummer (Seite 36 f.) raus: Anläßlich des Überfalls iranischer Khomeini-Schläger auf oppositionelle persische Studenten in elnem Mainzer Studentenwohnheim, sieht sich Jutta von Freyberg genötigt, "Hintergründe zu schildern und Verleumdungen gegen die iranischen Kommunisten" (von der Tudeh-Partei) "zurückzuweisen". Dabei kommt es zu Hämmern erlesener Brutalität:

1. "Denn die Halbherzigkeiten und Fehler, die die Führer der iranischen Revolution in den vergangenen Jahren begangen haben, insbesondere ihre Hinrichtungspraktiken..."

Zu wenig und nicht couragiert genug gekillt oder die Falschen?

2. Keines von beiden: Zu schnell und ungeplant:

"Die Tudeh-Partei fordert zwischen konterrevolutionärer Führung - z.B. der Volksmodjahedin und irregeleiteten Anhänger, streng zu unterscheiden, die Irregeleiteten aufzuklären, unüberlegte und voreilige Hinrichtungen zu stoppen..."

3. Damit die Richtigen in Ruhe geschlachtet werden können, verspricht die Tudeh-Partei

"jede Art von Information über die Aktivitäten und Verschwörungen der Konterrevolution mit dem Ziel, die islamische Republik zu stürzen... an die Verantwortlichen weiterzuleiten."

Die Unverschämtheit des MSB und seiner Jutta gipfelt darin, eben dies Zitat als Beleg anzuführen, daß die Spitzeldienste der Tudeh "nichts mit Denunziantentum gemein" haben, sondern "revolutionäres Verantwortungsbewußtsein" sind.

Wir meinen, daß die Fratze dessen, was MSBler immer wieder als "Hoch die internationale Solidarität!" skandieren, genau jener "brutale Antikommunismus" ist, dem der Spartakue und die DKP "antiimperialistische Grundpositionen" entgegenhalten wollen.

Über die Ökonomie in der VR China

kündigt die MSZ-Redaktion eeit Januar dieses Jahres einen ausführlichen Artikel an. Aus Leserkreisen erreichen uns ungeduldige Anfragen. Ihnen sei verraten, daß wir unsere halbfertigen Manuskripte immer wieder haareraufend wegwerfen, angesichts der Rasanz einer Entwicklung, für die ein Zitat aus der "Beijing Rundechau " vom 25. Mai, S. 3, stellvertretend stehen mag:

"Der Staatsrat hat bereits beschlossen, den Import von Autos, Fernsehern und anderen langlebigen Konsumgütern einzuschränken. Dies ist eine von einem souveränen Staat ergriffene, normale protektionistische Maßnahme... Bei der Ergreifung der notwendigen protektionistischen Maßnahmen sollen wir noch unter dem Volk das Verbrauchen chinesischer Waren als einen Inhalt der patriotischen Erziehung befürworten."

Wir hoffen jetzt auf ein "Sommerloch" in der Politik der KPCh, um bis zur MSZ Nr. 5/1982 einen Artikel produzieren zu können, der nicht von der Dynamik seines Gegenstands überholt wird.

BRAVO -

die "flotte Pop-Illustrierte für junge Leute" hat gemerkt, daß ein Teil ihres Marktes außer im "Bravo-Fan-Club" auch in der Friedensbewegung engagiert ist. Wohl deswegen ein "Bravo-Report" in Nr, 23 vom 3. Juni, S. 34 ff. "Warum wir zur Demo gehen". Zunächst

"Alexandra (16)... Sie ist schon eine erfahrene Demonstrantin und investiert nicht nur Zeit und knapp bemessenes Taschengeld, sondern sie weiß auch schon, wie man am besten 'Frieden ohne Waffen' schaffen kann. 'Es geht nur über das Abitur, über Studium und politische Laufbahn. Wer im Parlament sitzt und wichtige Entscheidungen fällen kann, der kann auch echt etwas für den Frieden und gegen den Krieg tun.'"

Da wäre die Klientel des Popmagazins sicherlich überfordert und "Bravo" ist ja schließlich keine postille für Jusos, Judos oder GRÜNE. Deshalb "sagt Thomas. 'Ich bin überzeugt davon, daß so mancher deshalb zur Demo geht, weil er dort Kontakt findet zu Gleichgesinnten, und zwar viel leichter als in einer Disco oder sonst wo. ... Das ist so ein irres Zusammengehörigkeitsgefühl... Ich hab' schon viele interessante Typen auf diese Art kennengelernt.'"

Der "Bravo-Fan-Club" hat konsequenterweise am 10. Juni für seine Münchner Mitglieder den Fraktionszwang aufgehoben und es ihrer Entscheidung überlassen, ob sie das irre Gefühl bei Bastian in Bonn oder bei Mick Jagger im Olympiastadion abholen.

Der SHB

an der Uni Bremen wirbt in seinem "Wahlinfo" für die StuPa-Wahlen mit folgendem dialektischen Argument für seine Variante des Sozialdemokratismus:

"Wir sind Teil der sozialdemokratischen Bewegung und als solche stärken wir den linken Flügel in der SPD, den es immer noch in der SPD gibt. Seit der Erarbeitung unseres marxistischen Gnndsatzprogramms 1972 ist der SHB von der SPD-Führung geächtet worden, und viele unserer Mitglieder wurden ausgeschlossen."

Dieser Anfang Juni verteilte Text wirft allerdings Fragen auf: Stärkt der Hinauswurf von SHBlern den linken Flügel der SPD? Ist die SPD schlecht beraten, sich nicht vom SHB fortbewegen zu lassen? Wären Marx und Engels heute SPD-Mitglieder oder wäre es nicht an der Zeit, die SHB-Führung würde die SPD ächten und viele ihrer Mitglieder aus seinen Reihen ausschließen?