Polen nennt sich ein in Mitteleuropa ansässiger Menschenschlag, dessen lokale Staatsgewalten den Machtmitteln ihrer Nachbarn nie gewachsen waren. Von seinen Nachbarstaaten wurde Polen deshalb immer abwechselnd, je nach dem Stand von deren Konkurrenz, als Teilungsmasse oder Durchmarschgebiet, Streitgegenstand, Bündnispartner oder Hilfstruppe, cordon sanitaire oder europäisches Glacis behandelt.
betreibt, wie überall sonst auch, Seelsorge. In Polen ist das allerdings ein sehr weites Feld, weil sich die Seelen - eigentlich - durch den gesamten atheistischen Staatsapparat gefährdet fühlen, die Kirche in Polen also deren Reinheit vom freien Rübenanbau über den Fahneneid bis zu Untergrundkunstausstellungen verteidigen muß.
Lech Walesa, ehemaliger Anführer eines "heiligen Kampfes für Brot und Freiheit", hat auch vier Jahre nach Verhängung des Kriegsrechts, nach der erfolgreichen Eliminierung seiner Organisation und der konsequenten Indienstnahme ihrer Anhänger durch die Kirche seinen Dienst nicht quittiert. "Vom Sieg der Ideale des August 1980" mehr denn je überzeugt, stellt er die polnische Regierung mindestens einmal die Woche ins moralische Abseits.
Wo immer gerade ein deutscher Weltraumflug zu feiern, ein deutscher Nobelpreisträger zu beglückwünschen oder ganz viel deutsche Beteiligung am europäischen Technologieprojekt EUREKA herauszustreichen ist, ist Dr. Heinz Friedrich Ruppert Riesenhuber mit einem infantilen Grinsen zwischen den Ohren zur Stelle und findet mit ein paar breiigen Worten, "wir" seien auf der Welt ziemlich "Spitze".
Keine Staatsgewalt hat‘s einfach. Kaum hat sie etwas angeordnet oder verboten, schon muß sie aufpassen wie der Teufel, daß sich die Leute auch dran halten.
hinkt nie! Dafür gibt es zwei aktuelle Beispiele, die beide nach dem Schema verfahren, eine öffentlich anerkannte Verfehlung gegen die Moral, den Rechtsstaat, das Grundgesetz u.a. heilige Güter aufzurufen, um die Beschränkung der eigenen Anliegen als Verbrechen hinzustellen.
Günter Wallraff hat es wieder einmal versucht mit einem Buch über seine Erfahrungen als Türke und Leiharbeiter Ali Levent Sinirlioglu in den Niederungen der bundesrepublikanischen Arbeitswelt. Er hat mehr Käufer, mehr Öffentlichkeit und mehr Zustimmung als je zuvor gefunden - bei kritischen Intellektuellen, Gewerkschaftlern, Lehrern, Staatsanwälten, Presse, SPD FDP CDU-Politikern - kurz: bei so gut wie allen bis auf die Springer-Presse, die beharrlich schweigt.
Sofern in der bürgerlichen Gesellschaft einmal die Rede von ihr ist, dann geht es gegen die Individuen, an denen sie einer entdeckt haben will. Sie gilt als Defekt, den man anderen, aber auch sich selbst bescheinigen kann.
Heutzutage redet niemand mehr über Entwicklungshilfe ohne ein kritisches Wort. Die SPD-Politikerin Brigitte Erler tritt in ihrem Buch: "Tödliche Hilfe - Bericht von meiner letzten Dienstreise in Sachen Entwicklungshilfe, Freiburg i.
Sind die Grünen, nach ihrer Koalition mit der SPD in Hessen, durch "Verrat am Wähler und an der Basis" (das fundamentalistische MdL Kuhnert) zu einer "stinknormalen Partei" geworden, oder hat die SPD einer "extremen Bewegung", die "den Staat mit der Fallbirne zum Einsturz bringen" will, den "direkten Zugriff auf einen zentralen Bereich der Politik eröffnet" (diverse CDU-Geiferer)?
Selbstverständlich stimmt keins von beiden.
Der Erfolg des Genfer Gipfeltreffens zwischen Präsident Reagan und Generalsekretär Gorbatschow konnte gar nicht ausbleiben. Die Hauptbeteiligten haben nämlich genau das, was sie getan haben, als den Erfolg definiert, den ihr Treffen haben sollte.
Während Israel unter dem Titel "Eine Heimat für alle Juden!" den Nahen Osten militärisch durchsortiert hat und dafür vom Westen mit allen nötigen Mitteln ausgestattet wurde, war der Libanon lange Zeit ein friedliches westliches Bollwerk in der Region.
Nicht erst durch die patriotischen Veranstaltungen des Herbst 1985, durch sie aber sehr nachdrücklich, erfährt die Nation, daß die Bundeswehr ihr jahrzehntelang gepflegtes Image leid ist. Sie will nicht mehr im Ruf einer farblosen Abschreckungsarmee stehen, und aus berufenem Mund vernimmt der Bürger, daß er seine Wehrmacht nicht mehr als notwendiges Übel ansehen soll, das für die "Sicherheit der Republik" nun einmal in Kauf genommen werden muß.
Vor der UNO-Vollversammlung forderte Staatspräsident Daniel Ortega die USA auf, entweder ihre "terroristischen Aktivitäten" gegen sein Land einzustellen oder Nicaragua "offiziell" den Krieg zu erklären. Zur Zeit plant Reagan keines von beidem.
Passend zum Genfer Höhepunkt der Rüstungsdiplomatie ist das Nobelkomitee bei der Suche nach würdigen Preisträgern für die Sache des "Friedens" fündig geworden. Unter 99 Bewerbern hat es zwei Mediziner, der eine aus Ost, der andere aus West, ausgewählt, die schon vor 20 Jahren zu einer weltbürgerlichen Freundschaft gefunden und 1980 eine "blockübergreifende" Initiative friedensbewegter Mediziner gegründet hatten.
Dem Verstand eines durchschnittlichen Zeitungslesers wird hierzulande nichts erspart. Wo es um seine alltäglichen Dienste geht, soll er ‚einsehen‘ und das sogar für eine prima Wahlwerbung halten, daß seine Interessen vor so wichtigen Anliegen wie denen "der Wirtschaft" und "der Verteidigung" auf jeden Fall nichts zählen.
Wie stellt sich eine moderne Volkswirtschaft auf Rüstungs- und Kriegsproduktion um?
Noch vor einem Jahrzehnt wollte sich niemand so recht vorstellen können, wie das gehen sollte und daß das hierzulande überhaupt möglich wäre.
Bundespräsident Richard von Weizsäcker genießt allenthalben nur Respekt. Was immer er sagt, wie immer er auftritt, er gilt als die verläßliche und unschuldige Stimme der Nation, als ehrenwerter Mann des ganzen deutschen Volkes.
Ehre, wem Ehre gebührt, nämlich dem Soldatenstand; Glanz und Gloria dieser tapferen und zu Höherem berufenen Zunft; Stolz auf deutsche Waffen und deutsche Kampfkraft. Feldparade, Ordensverleihung, Manöverball, Großer Zapfenstreich mit Fackeln, "Helm ab zum Gebet!"
Wasserwerfer jagen vereinzelte Demonstranten; ein Demonstrant wird überfahren; Polizeihundertschaften kesseln Protestgrüppchen ein; dreitausend Polizisten riegeln einen ganzen Stadtteil ab, um ein paar hundert Menschen auf einem Szenenstraßenfest aufzumischen und hochzunehmen; Schlagstock und chemische Keule machen Überstunden von Hamburg bis München, bei Anti-NPD- und Anti-Atom-Demonstrationen, gegen ‚Autonome‘, ‚Punker‘ und was sonst als "Chaot" ausgemacht wird.
Die Polizei stellt die Gewaltfrage und beantwortet sie schlagend
...dann leistet sie bestenfalls eines: Sie bringt für die Nation ein Thema auf; mit einem eigenen Standpunkt bringt sie die öffentliche Debatte in Schwung.
Das kann doch nicht so weitergehen - wissen die kundigen Betrachter in unseren Wirtschaftsbreiten schon seit ewig, wenn es nämlich um die Verschuldung des amerikanischen Staates geht. Eigentümlich ungerührt vermelden sie so nebenbei den Grund für diese Verschuldung - "die Verteidigung gilt als heilige Kuh" und sagen gleich noch dazu, wen es am ärgsten trifft "der Sozialstaat ist bereits ausgeblutet" (Wirtschaftswoche, 4.10.).
Entschärfung eilt: Die Schuldenlast der Entwicklungsländer ist heute zweieinhalbmal so hoch wie vor acht Jahren. Viele können ihre Zinsen nicht mehr aufbringen - von Tilgung ganz zu schweigen.
Der Börsenspekulant hält sich für den schlauesten Hund von der Welt. Er braucht keine Fabrik, keine Bank und kein Handelskontor, sondern ist alles in einer Person: Ein Schwung Telefone, ein Zeigefinger, Stimmbänder, ein Taschenrechner genügen ihm, um riesige Umsätze innerhalb kürzester Zeit zu managen und dabei schöne Gewinne zu erzielen.
Im November treffen die Führer der beiden Weltmächte zusammen; ein neuer russischer Vorschlag liegt auf dem Tisch; westliche Reaktionen bezeichnen ihn als nicht uninteressant.
Die Kommentare von "FAZ" bis "Bild" verkünden die frohe Botschaft: "Die Welt fragt sich: Ist der Frieden sicherer geworden?
"Franz Josef hier, Franz Josef da jeder Tag bringt ein neues StraußFestival", meldete die "Bild-Zeitung" inmitten der Feierlichkeiten zu Straußens 70. Geburtstag.
Wie kaum ein anderer besitzt F.J. Strauß die entwaffnende Unverfrorenheit, all seine politischen Absichten als tiefere, vor allem historische Einsichten daherkommen zu lassen. Wie kaum ein anderer hat er daher auch zu seinem Geburtstag eine Festschrift verdient, die seinen Karrierismus mit der Aura staatsmännischer Weisheit und wissenschaftlicher Gelehrsamkeit umgibt.
Von all den Künsten und Hilfsmitteln, mit denen die Menschheit früher ihren Lebensunterhalt zu bestreiten suchte, unterscheidet sich die moderne Technik gründlich. Sie macht sich die Naturgesetze bewußt und systematisch zunutze, wendet also die Ergebnisse naturwissenschaftlicher Forschung an und beruht insofern auf dieser.
"MIT PLAKATEN wird die Bundeswehr von Beginn der Herbstmanöver die Soldaten auf deren Pflicht hinweisen, die Umwelt zu schützen. 10000 Plakate werden bis auf die Ebene der Kompanie verteilt und in den Unterkunftsgebäuden ausgehängt." ("Süddeutsche Zeitung")
Wolfgang Abendroth, "ein marxistischer Professor" ("taz") und "Vorbild der Linken" ("Süddeutsche Zeitung"), ein "Streiter für das Ende von Herrschaft" ("Frankfurter Rundschau") oder kurz und bündig: "eine Persönlichkeit" ("Frankfurter Allgemeine Zeitung"), ist tot. Glaubt man den Nekrologen auf den Begründer der "Marburger Schule", so ist dies ein herber Verlust zwar vor allem, aber längst nicht nur für "die Linke in der Bundesrepublik".
Der SPD-Wehrexperte Andreas von Bülow hat sich wieder einmal als kühner Vorausdenker in Fragen der nationalen Sicherheit profiliert. Mit einem Papier über die Bundeswehr zur Jahrtausendwende legt er die AIternativen der Opposition für die Front vor.
Die deutschen Gewerkschaften, die heute im DGB zusammengeschlossen sind, haben nie gewerkschaftliche Anliegen oder "Prinzipien verraten". Sie haben auch nicht bei der gewerkschaftlichen Interessenvertretung falsche Wege eingeschlagen oder "gekniffen".
Bei der Gründung und in den Urzeiten der Republik haben weitsichtige heimische und Besatzungspolitiker sich gedacht, es sei das Beste, die Anliegen von Lohnarbeitern und ihre Vertretung gleich unter staatliche Obhut zu nehmen. Sie haben dem Staatswesen eine Gewerkschaft und ein Arbeitsrecht verpaßt, das Streiks nur nach Ablauf einer Friedenspflicht, nach einer Urabstimmung mit 75% Ja-Stimmen, unter strenger Berücksichtigung der ökonomischen Interessen der Gegenseite und nur mit dem Ziel einer baldigen Einigung erlaubt.
So kanzelte der französische Staatspräsident alle Beschwerden im Zusammenhang mit der Versenkung der ‚Rainbow Warrior‘ ab. Von wegen also "Staatskrise"!
Beim Treffen mit dem Kanzler hat der DGB gleich angemeldet, daß er aber auch noch gegen ihn demonstrieren dürfen möchte. Denn eine gesellschaftspolitische Kraft wie der DGB muß auch wirken, und das Wirken muß man auch sehen können.
Die Toten, die bevorzugt als Anzeichen für eine südafrikanische Krise vorgeführt werden, als Beweis, daß "es so nicht weitergeht", sind das gerade nicht - sie sind normal. Nicht nur, daß es immer mal wieder Aufstände gab, die niedergeschlagen wurden; die südafrikanischen Ordnungsverhältnisse schließen auch selbstverständlich ein, daß alltäglich ein paar Neger daran glauben müssen, wenn sie sich bei einer der dutzenden Kontrollen falsch bewegen, davonlaufen oder auch nur das Pech haben, bei der Auflösung eines Demonstrationszuges von einer der vielen "verirrten Kugeln" getroffen zu werden.
Die "Initiative für Abrüstung" an der Technischen Universität Darmstadt hat jüngst ein Schreiben an die Max-Planck-Gesellschaft, die Deutsche Forschungsgemeinschaft, den Verein Deutscher Ingenieure und die Deutsche Physikalische Gesellschaft verschickt. Darin fordert Prof.
Die nicht existente Macht des "internationalen Terrorismus" ist freilich mit einer Lüge anerkannt worden: Im Unterschied zu dem vom freien Westen verwalteten Hunger und Elend in aller Welt belegen dessen unrechtmäßig zustandegekommenen Leichen das Recht und die Pflicht des Imperialismus, seine Weltaufsicht als weltweiten Anti- Terrorismus auszuüben. Mit diesem guten Titel, der die Rettung der "menschlichen Freiheit" ganz umstandslos in den Auftrag zu ganz viel Gewalt übersetzt, ergibt sich allerdings eine neue Definition der Untaten, für deren Bestrafung die westlichen Politiker die richtigen Richter sind.
Demokratischer Personenkult: Bürgerkönig mit Badehose
Als Photographen der Rechtspresse den Reichspräsidenten Ebert 1922 heimlich in Badebekleidung abknipsten, war die Veröffentlichung dieser Staats-Pin-ups Auftakt zu einer "beispiellosen Verleumdungskampagne gegen Ebert und die junge Weimarer Demokratie" (aus unserem Geschichtsbuch für die Oberstufe). Bonn hingegen ist nicht Weimar: Hier beschließt die Presseabteilung der Villa Hammerschmidt, Abteilung DemokratischerFührerkult, ein Bad des Chefs in der Öffentlichkeit, und sofort riegelt GSG 9 großräumig ein Bad in Bonn ab, damit der Präsident einen öffentlichen Swimming-Pool für sich und BamS ein Bild für die sonntägliche Staatsverherrlichung hat. Bürgernähe ist nämlich, wenn das Volk seine Herrschaften als Privatleute serviert bekommt und sich darüber freuen soll, daß sie zumindest außerhalb ihres Amtes Menschen sind. Das fördert den Respekt!
Flüchtlingen, die in die BRD kommen, um hier von "der einzigen Bestimmung des Grundgesetzes, die ausschließlich fremden ein Grundrecht garantiert" (Grundgesetzkommentar I. v.
Selten ist die Leiche eines Künstlers so schön wie die von Böll: erfolgreich und dezidiert kritisch war er - mit einem Wort ein Bild deutscher Redlichkeit, und als solches auch dem Ausland - auch und vor allem dem östlichen - gegenüber so gut vorzeigbar. Und zu alledem - was ihn nun auch bei den Rechten angenehm macht - ist er jetzt auch noch tot.
Die ‚Wende‘-Regierung möchte ihren im Juni letzten Jahres veröffentlich ten Entwurf für ein Zivilschutzgesetz (ZSG) nach der parlamentarischen Sommerpause verabschieden. In 59 Paragraphen will dieser Entwurf das rechtlich Nötige dafür getan haben, daß sich im "Spannungs- und Verteidigungsfall" der Geltungsbereich dieses Gesetzes als Heimatfront bewähren kann.
Das "größte Konzert in der Geschichte der Rockmusik", die meisten Fernsehzuschauer aller Zeiten, die berühmtesten Stars aller Zeiten - keine Frage, der Hunger spornt zu Weltrekorden an. Mit der Concorde von London nach Philadelphia jetten, um zur gleichen Ortszeit auf beiden Bühnen zu stehen, ist da genauso gut wie der sensationelle Video-Clip mit lauter Hungerbabies, lebenden und toten, als Untermalung zu David-Bowie-Shoobedoo.
Da schüttet der Mensch, gemäß einschlägiger Empfehlung, seine Sorgen in ein Gläschen Wein. Er vertraut darauf, daß die zuständige Winzergenossenschaft den nötigen Frohsinn beigemischt hat.
Den Zeitgenossen, denen am Hiroshima-Jahrestag wie bei der Hühnerzucht, bei verseuchten Flüssen wie in Sachen Abtreibung kein stichhaltigeres Argument einfällt als "das Leben", wäre erst einmal die Frage zu stellen, die an anderer Stelle auch ihre Dienste tut: Darf‘s nicht ein bißchen mehr sein?
Schließlich muß man nicht im Schützengraben und in Kriegsgefangenschaft gewesen sein, um zu wissen, wie ungemütlich jene Situationen sind, in denen es "ums Leben" geht, welches dann auch "nackt" heißt.
Seit einiger Zeit gibt es wieder Meldungen aus Südafrika. Es kracht wieder einmal, was nichts anderes heißt, als daß die Machthaber die Neger schikanieren, verbleuen und umbringen lassen.
Solange der Sozialismus brav und bieder daherkommt, solange er in Gestalt einer Vorstellung von einem ebenso gerechten wie harmonischen Miteinander auftritt, läßt ihn die moderne demokratische Welt ein bißchen gelten. Als Ideal von Konkurrenz und Gewalt, mit dem dritten bürgerlichen Grundwert "Solidarität" als Motto, hat er sogar den Rang einer geistigen Tradition erobert, die im bürgerlichen Parteienstreit um die politische Macht genauso zitierfähig ist wie der christliche Glaube. Die Ideen von einer besseren Welt, in der alles abgeschafft ist, was ein moralisches Gemüt so an Härten des Kapitalismus wahrnimmt, gehören zum festen Repertoire bürgerlicher Politik, die in ihrem Programm das Versprechen der Besserung und des Fortschritts nicht missen will.
Im Westen genießt ein jeder die Freiheit, sich seine ganz eigene, für ihn bedeutsame, ansonsten aber reichlich belanglose Meinung zurechtzulegen, weshalb und inwiefern er es als Mitglied gerade seiner Nation und als Subjekt einer geschäftlich eingerichteten Arbeitswelt besonders gut getroffen hat. Die Auffassung, in einer Gesellschaft zu leben, die nur darauf wartet, daß ihre Chancen und guten Gelegenheiten tätig ergriffen werden; die Gewohnheit, sich die stinknormale Lebensumgebung zur eigens gewünschten Heimat zu verklären, weil man per Geburt ihr angehört; die moralische Befriedigung, in einer "Wertegemeinschaft" zu leben, deren seelischen Nährwert kein anderes "System" zu bieten hat - all das und beliebig vieles mehr tut sein gutes Werk für die Selbstzufriedenheit moderner Zeitgenossen, die sich ein anderes Leben nur als Knechtung vorstellen können, auch wenn ihre banaleren Vorteilsrechnungen nie so recht aufgehen.
Die führenden Repräsentanten der kommunistischen und Arbeiterparteien, der Staaten und Regierungen der Mitgliedsländer des RGW sind der Ansicht, daß es notwendig ist, nicht auf die Konfrontation zwischen Staaten unterschiedlicher Gesellschaftsordnung, nicht auf die Errichtung immer neuer Hindernisse in den Beziehungen zwischen ihnen hinzu arbeiten, sondern nach konstruktiven Wegen der Entwicklung friedlicher, stabiler internationaler politischer und ökonomischer Beziehungen unter Berücksichtigung der in der Welt existierenden Realitäten und der Interessen aller Länder zu suchen.
Jede der beiden Weltmächte begründet ihre andauernden Rüstungsanstrengungen mit der Notwendigkeit und dem paradoxen Vorhaben, die jeweils andere Seite zum Frieden zu zwingen. Damit endet aber auch schon die Übereinstimmung, selbst im Bereich der ideologischen Abstraktionen.
"10. Das Bekenntnis zum Internationalismus in Worten und seine Ersetzung in der Tat, in der gesamten Propaganda, Agitation und praktischen Arbeit, durch spießbürgerlichen Nationalismus und Pazifismus ist eine ganz gewöhnliche Erscheinung nicht nur in den Parteien der II. Internationale, sondern auch in solchen, die aus dieser Internationale ausgetreten sind, ja mitunter sogar in solchen, die sich jetzt als kommunistisch bezeichnen.
Das Erbe des 1977 in Tübingen gestorbenen Philosophen wird in der Tat von vielen reklamiert. Die einen begrüßen seinen proletarischen Standpunkt und bringen nun, da er 100 würde, seine Werke neu aufgelegt in der DDR wieder heraus.
Der chinesische Ministerpräsident war auf Staatsbesuch in Europa und machte "im eleganten dunkelblauen Nadelstreifen-Zweireiher mit weißem Ziertuch eine tadellose Figur" ( Die Zeit) auch bei Westdeutschlands Politikern, Unternehmern und Öffentlichkeit. Zu welchem Zweck eigentlich?
Daß Kirche und Staat getrennt marschieren, um desto effizienter vereint zuschlagen zu können, haben sie zuletzt wieder einmal am 21. Evangelischen Kirchentag in Düsseldorf bewiesen.
Eine Vorgehensweise in den sogenannten zwischenmenschlichen Beziehungen als diplomatisch zu charakterisieren, gilt im Alltags-Sprachgebrauch als ein zweischneidiges Kompliment. Es enthält die Anerkennung geschickter Verfolgung der eigenen Ziele ebenso wie die Feststellung, daß dabei - "auf Umwegen arbeitend " (dtv-Lexikon zum Stichwort ‚diplomatisch‘) - der Gegenspieler über einen bestehenden Interessengegensatz im Unklaren gelassen, wenn nicht hinweggetäuscht wurde.
Seit 1977 ist Heiner Geißler Chef der Propagandaabteilung der Christlich Demokratischen Union (bürgerliche Berufsbezeichnung: Generalsekretär). Er hat sich in der Ausübung dieses Amtes großes Auf- und Ansehen erworben.
Der Mißerfolg bei den Wahlen im Saarland und in Nordrhein-Westfalen hat bei den Grünen einen Diskussionsprozeß ausgelöst, der sich zunächst in nichts unterscheidet von der Wahlbewältigung anderer Parteien:
Kindersex, ein zu dickes Programm (630 Seiten), zu wenig Engagement der noch vom Kommunalwahlerfolg berauschten Basis, zu wenig "überzeugende Persönlichkeiten".
Wie überall präsentiert sich auch in den Gesellschaften des realen Sozialismus der Reichtum in Gestalt von Gebrauchswerten. Er besteht aus Arbeitsprodukten, die je nach ihren Eigenschaften Bedürfnisse in der Konsumtion oder Produktion befriedigen.
war das Thema des diesjährigen "Internationalen Management-Gesprächs" in St. Gallen, über das die "Süddeutsche Zeitung" unter dem Titel "Die Kunst des Führens" berichtet. Wie das Thema schon verrät, redeten die Manager darüber, daß es sie gibt, woraus sich immer eine schöne Feier machen läßt. Zu diesem Zweck hatten sie sich ein paar Professoralaffen bestellt, die ihnen umstandslos bestätigten, daß sie die Größten sind. Dabei wurden folgende Erkenntnisse über den Manager - der Sache nach eine bornierte Kreatur, die an möglichst viel Kredit zu kommen sucht, um aus den Lohnarbeitern und auf ihre Kosten maximalen Profit zu schlagen - geschürft: Fritjof Capra stellte fest, daß "praktisch alle heutigen Wirtschaftsprobleme Systemprobleme seien"; der nächste Professor schob kongenial ein "Plädoyer für ganzheitliches Denken" nach. Gemeinsames Resultat: "Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile." Gerade deswegen mußten natürlich möglichst alle Teile vorgeführt werden, die in der ganzheitlichen Leader-Person herumliegen. Auf (handverlesenen!) 11 cm Zeitungsspalte kamen zusammen:
Der Einfall, einen Sozialismus aufzumachen, ist den Staatsgründern des Ostblocks aufgrund ihrer Kritik am Kapitalismus gekommen. Inwiefern diese Kritik mit der von Marx übereinstimmte und wo nicht, läßt sich durch das Studium beider Abteilungen klären. Wer in bezug auf die Differenzen richtig liegt, auch. Allerdings nicht durch die Ernennung des älteren Kritikers zur unanfechtbaren Berufungsinstanz, sondern durch Prüfung der Argumente.
Ein absurdes Theater hat Reagan bei seinen Verbündeten einen extra gute Ruf und im eigenen Land Kritik von Parteigängern und Zustimmung von der Opposition eingebracht.
"Die Vereinigten Staaten sind bereit, den SALT-II-Vertrag von 1979, der Ende dieses Jahres formell auslaufen würde, so weitgehend wie möglich weiter zu respektieren, falls auch die Sowjetunion sich an das Abkommen hält, ihre nukleare Aufrüstung bremst und die Bereitschaft zu Kompromissen bei den Genfer Abrüstungskontrollverhandlungen erkennen läßt."
Die Bezeichnung "Fußball-Fan" ist verkehrt. Sie verharmlost jenes Engagement, dem sich die Leichen von Brüssel verdanken, zur Begeisterung für eine Sportart.
Ein Gerücht wird gepflegt: Die westeuropäischen NATO-Staaten hätten, jede Nation auf ihre Weise, gewisse Vorbehalte gegen die "Strategische Verteidigungsinitiative" (SDI) der USA. Die Quelle des Gerüchtes ist unschwer auszumachen: Sie selber, die nationalen Regierungen in Paris, London und Bonn wollen ihre Standpunkte zu dieser Frage in der Form des Grades von Vorbehalten erscheinen lassen.
Unsere Politiker sind wahrheitsliebend, sie haben noch am Wahlabend offen und ehrlich herausgesagt, daß die Wahlergebnisse so geraten sind, wie sie sind. Aber sie machen es sich auch nicht einfach: Wahlergebnisse wollen analysiert sein, denn sonst weiß man ja nicht, was der Wähler damit gewollt hat.
Wie recht die Politikwissenschaft mit ihrer Einsicht hat, daß die Parteienkonkurrenz das geeignetste Mittel sei, um im Volk volle Klarheit über die Politik zu schaffen, beweisen die diesbezüglichen Fortschritte in dem von den großen Volksparteien veranstalteten Aufklärungsprozeß.
Es genügen genau 5 Argumente bzw.
Der Geschäftsführer der SPD und Universitätsprofessor der Kommunikationswissenschaft gilt bei Intellektuellen als lebender Beweis, daß Macht und Geist sich bestens vertragen und gegenseitig beflügeln - ganz im Unterschied zur ‚Birne‘ Kohl.
Peter Glotz pflegt diesen Wahlspruch seit Jahren, redet als politischer Wissenschaftler auf Germanistentagen über "Die Rückkehr der Mythen in die Sprache der Politik", äußert sich als Politiker und besserer Deutscher programmatisch mit einem "Manifesto per una nuova sinistra" im Ausland und schreibt in seiner Doppelfunktion Bücher.
Gut 1000 Leute trafen sich parallel zum großen Gipfel, um auf einer 12-Stunden-Veranstaltung in Bad Godesberg ihre Kritik an den weltweiten Werken des Imperialismus zu bilanzieren - und zwar in der Form eines "Tribunals". Das freilich ist mehr als bloße Form.
Was ist los, wenn ein so titulierter "Linker" der zweitgrößten deutschen Volkspartei sich einen "Konservativen" schimpft? "Im guten Sinne des Wortes", versteht sich.
Die Marktwirtschaft hat angeblich mittlerweile sogar das große China ereilt. Daran stimmt sicher so viel, daß die chinesischen Führer den Ausbeutungsgrad im eigenen Land für völlig ungenügend halten - gemessen an der Plackerei in vorrevolutionären Zeiten ist der chinesische Bauer ziemlich abgeschlafft:
"Gesellschaft" ist nicht mehr modern. Dieser Titel fürs Gegeneinander- und Zusammenwirken der Klassen, für Herrschalt und Konkurrenz, Arbeit und Armut riecht zu sehr nach "kritischer Theorie", betont zu einseitig das Ideal zweckrationalen Funktionierens, kalkuliert mit dem berechnenden Verhältnis einzelner Interessengruppen zum gemeinsamen "großen Ganzen".
Was die Natur dem Menschenschlag an Eigenarten angedreht hat, der diese beiden Länder bevölkert, ist eine Sache - und wieder einmal eine sehr unwichtige. Das kommt daher, daß auch dortzulande des Geldes wegen regiert wird.
Den regierenden Rechten mit einem alternativen Deutschnationalismus der "linken Mitte" kommen - das ist die Masche, mit der Schmidtchens (Erb-) Schleicher die Bonner "Wende" für sich wenden wollen. Der "deutsche Standpunkt", den die Vogel-Mannschaft auf den regierungsamtlichen BRD-Imperialismus immer noch draufsetzt, seift die Reste der Friedensbewegung mit ihrem eigenen Anti-Amerikanismus ein.
Während die Bonner SPD sich gegenüber der regierenden Konkurrenz mit ihrem Wende-Perfektionierungsprogramm als das aufführt, was sie ist, die imperialistische Alternative, wird die Parteiorganisation für ein ideologisches Kampffeld mobilisiert: das Absahnen der bröselnden Bestände der grün-alternativ-friedensbewegten Polit-Szene und ehemaliger, zur CDU abgewanderter SPD-Wähler aus den Reihen der Arbeiter in und außer Diensten.
Dazu werden sämtliche Tricks aufgefahren, deren eine "große Volkspartei" fähig ist, wenn es darum geht, durch "Re-Integration" von Wählergruppen die Rückkehr an die Macht in Bonn vorzubereiten.
(Titelblatt einer "Bilddokumentation" des SPD-Vorstands, 1976)
Die deutsche Sozialdemokratie ist 1875 auf dem Gothaer Vereinigungsparteitag des von Lassalle gegründeten ‚Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins‘ und der ‚Sozialistischen Arbeiterpartei‘ Bebels und Liebknechts angetreten, um
Bei einer Nation, die sich für die weltweite Stiftung von Frieden und Freiheit zuständig sieht, fallen die Kriegsgedenktage mitunter zusammen. So durfte das amerikanische Volk in den letzten Wochen gleichzeitig vierzig und zehn Jahre zurückdenken, um sich die dort bereitliegenden historischen Lehren präsentieren zu lassen.
Die Jahrhundertforderung der Gewerkschaften für die Tarifrunde 1986 zeichnet sich ab... im Mittelpunkt steht die Solidarität mit den Arbeitslosen... angestrebt wird ein Einstieg in die Verkürzung...... Tabu der Arbeitgeber soll gebrochen werden... Steinkühler erwartet die härtesten Auseinandersetzungen seit 1984... Diskussionen an der Basis beginnen schon im Mai............ Motto: Mittwochs läßt Papi die Finger von den Weibern...
Der erste Mann der Sowjetunion hat offiziell die Aufstellung von SS 20 Mittelstreckenraketen bis November ‚85 gestoppt und in einem Interview diese Maßnahme für den Westen erläutert. Sie soll die Bereitschaft demonstrieren, in Genf die Abrüstungsverhandlungen ernsthaft zu führen und voranzubringen sowie überhaupt die Beziehungen zu verbessern.
Deutschland war zu klein - schon damals. Es war zwar noch weit größer als die BRD heute, Aber schon in den 30er Jahren war der politisch mitdenkende Mensch höchst unzufrieden mit der europäischen Landkarte.
Konrad Adenauer, der erste Kanzler, der Alte, der wortwörtlich die "Adenauer-Ära" bestimmte - dieser Staatsmann der ersten Stunde des bundesrepublikanischen Staatswesens erfährt heute nicht nur all die Würdigungen, die "großen" Politikern zuteil werden, wenn sie gestorben sind. Über Konrad Adenauer ist mehr und nur Gutes zu hören.
Die SOZIALISTISCHE VOLKSREPUBLIK ALBANIEN hat den Vorsitzenden der Kommunistischen Partei des Landes Enver Hoxha verloren. In korrekter Einschätzung der internationalen Staatenwelt, bzw.
Man schickt ihn zum Spionieren in die DDR, was die Russen verständlicherweise nicht besonders schätzen, was umgekehrt für die Herren im Pentagon und auf der Hardthöhe aber sehr ergiebig ist. "Spezial-Ferngläser, Photoapparate, Infrarotkameras, Horchgeräte und ähnliches sind die übliche Ausrüstung der Missionsmitglieder, die zu den besten Geheimdienstleuten in Europa gehören."
Wozu ein Computer auch verwendet werden mag: Er ist eine Rechenmaschine. Im Unterschied zum volkstümlichen Taschenrechner und dessen mechanischen Vorgängern, wie sie noch vor wenigen Jahren die Büros bevölkerten, ist ein Computer ein Automat.
In allen Staaten der Europäischen Gemeinschaft wird heute tatkräftig die Ideologie vom "ehernen Lohngesetz" widerlegt, wonach der Kapitalismus seinen Arbeitern das Existenzminimum sichere.
Die Nationalwirtschaften behandeln Arbeiter und deren Lohn als ihren Kampfgegenstand: Lohnsenkungen, direkt und über die Erhöhung der Abgaben an den Staat; Produktion von Arbeitslosen und ihre Benutzung als Reservearmee; flexible Nutzung der Arbeitszeiten; Senkung der sozialen Leistungen usw.
Die nationalsozialistische Vergangenheit ist "bewältigt". Die geheuchelte Scham über "Hitlers Verbrechen", die berechnende Bescheidenheit in Sachen Nationalismus, das Eingeständnis einer unwiderruflichen totalen Niederlage des alten Großdeutschland: Das alles hat seinen Dienst getan.
Bei aller recht- und pflichtmäßigen Empörung über Hitlers "verbrecherischen Angriffskrieg" gilt auch da: Daß überhaupt die Schuldfrage gewälzt wird, also nach der Berechtigung dieses Krieges gefragt wird, verdankt sich allein der Tatsache, daß er verloren wurde. Ein gewonnener Krieg ist nämlich per se gerecht, die Schuldfrage wird durch den Sieg entschieden.
Wenn der Staat die jüngsten RAF-Aktivitäten dazu hernimmt, den Übergang zur Gleichsetzung Kritik = "Terrorismus" auf die öffentliche Tagesordnung zu setzen, dann diskutieren die Alternativen öffentlich ihr Verhältnis zur Gewalt. Und das auch noch als Streitgespräch für den "Spiegel".
Nach und neben den Renten, der Gesundheitsversorgung, der Arbeitszeit haben Politiker jüngst auch den Lohn selbst zum Thema gemacht und die grundsätzliche Frage aufgeworfen: Ist nicht der Lohn zu hoch, weil tarifvertraglich und damit allgemeinverbindlich festgelegt? Seitdem debattiert von Haussmann bis Strauß, "Bild" bis "Spiegel" die verantwortliche Nation den heißen Vorschlag, man solle auf Zeit und in bestimmten Fällen oder auch überhaupt die Tarifbindung außer Kraft setzen - im Interesse von "Beschäftigung", zugunsten "der Arbeitslosen", im Dienste des "Rechts auf Arbeit".
Woher die Lüge, Politik scheitere mit ihren ehrenwerten Anliegen laufend an ihren Machern, und die seien die Opfer ihrer eigenen Gewalttaten:
"Heute hü - morgen hott.
Justament da das offizielle Bonn sich anschickt, das 40jährige Jubiläum des verlorenen Krieges zur nationalen Feier einer von Selbstvorwürfen gereinigten, weil zur Wirtschafts- und Militärmacht erstarkten Demokratie auszugestalten, erfreuen sich auch wieder Vereine aktueller Beliebtheit, von denen man eigentlich annehmen müßte, daß sie sich durch natürlichen Mitgliederschwund allmählich selbst erledigt hätten: die Vertriebenen.
Offensichtlich verdankt sich die über vier Jahrzehnte erhaltene und jetzt wieder aufblühende Frische der Flüchtlingsbünde nicht der sportlichen Ertüchtigung in ostdeutschen Volkstänzen oder dem ausgiebigen Genuß sudetschlesischer Hausmannskost.
"Bild lügt!" und "Bild manipuliert die Massen" war und ist die feste Überzeugung aufgeklärter Menschen mit höherer Schklbildung, die das Massenblatt verabscheuen.
Starnberg (fpk) - Der Besuch des amerikanischen Präsidenten in der Bundesrepublik rückt näher. Gemeinsam mit den übrigen Staatschefs der westlichen Industrienationen trifft er sich anfang Mai zum großen "Weltwirtschaftsgipfel" in Bonn.
Donnerstag, 7. März: Im Dortmunder Hertie-Kaufhaus geht ein Sprengsatz hoch. 8 Verletzte, darunter zwei schwer. Am gleichen Tag noch läßt Minister Zimmermann erklären:
Gut erzogene Demokraten stellen dem System, in das es sie verschlagen hat, immer wieder gerne ein kleines Kompliment aus. Sie bilden sich die Furcht vor Zuständen ein, in denen Nachrichten unterdrückt oder ausgerichtet werden.
Wenn Zeitgenossen in die Geschichte zurückgreifen, verbinden sie mit solcher Hirnweberei eine gegen Aufklärung gerichtete Absicht. Sie wollen ihren Mitmenschen weismachen, daß irgendwelche vergangenen Ereignisse für die Nachwelt schwer etwas "bedeuten".
Der Brauch, vergangener Ereignisse anläßlich runder Jahreszahlen zu gedenken, nimmt im freien Westen derzeit makabre Formen an: Endphase und Resultate des letzten Weltkriegs werden von Politikern, Wissenschaftlern und Zeitungsschreibern in aller Öffentlichkeit dermaßen durchgehechelt, daß man den Eindruck gewinnt, dieser Krieg wäre keineswegs schon 40 Jahre lang vorbei.
Allseitige Unzufriedenheit mit seinem Ausgang ist nämlich der Grundtenor dieser freiheitlich-nationalen Debatte, nicht zuletzt in der friedliebenden BRD, dem Rechtsnachfolger des damaligen Kriegsverlierers.
Friedensbewegte und Grüne haben sich eine Demonstration vorgenommen. Anlaß ist eine Hauptveranstaltung des deutschen Mai im Jahre 1985, der Weltwirtschaftsgipfel.
Es gibt offensichtlich nichts, was sich in der Staatenwelt so tut, was die Bonner Politik nichts angeht. "Verantwortung tragen", weltweit, beliebt man das aus deutscher Sicht zu nennen.
Ronald Reagan, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, im März über die Beziehungen der USA zum sandinistischen Nicaragua: "Ich will dieses Regime beseitigen."
"Say Uncle" zu Uncle Sam
Was macht einen, der jeden Freitag, Woche für Woche, Jahr für Jahr seinen Bericht aus Bonn abgibt, dabei so vergnügt? Als habe er immer wieder höchst amüsante Dinge zu berichten, beginnt Nowottny schmunzelnd, kündigt jede der Reportagen mit schon erheitertem Augenzwinkern an, um beim Schlußkommentar über sein ganzes Gesicht zu strahlen.
Südafrika, ein "gefährliches Pulverfaß" - 113 tote Schwarze bei Unruhen in Soweto, neue Beweise für die unverbesserliche Sturheit des "kolonialistischen und anachronistischen" Burenstaats - Geschäftsbeziehungen zwischen der BRD und Südafrika weiter verbessert - die 97. UNO-Resolution gegen "Menschenrechtsverletzungen" in der RSA beschlossen; bemerkenswert: USA und Großbritannien enthalten sich nicht der Stimme - "Früchteboykott" ohne Folgen - Botha beim Papst...
Der "Spiegel" ist kritisch. Von den Sternstunden der "Spiegel"-Skandale, die längst gewesen sind, leben Augstein - und seine "Hausmitteilungen" noch heute: Da haben Strauß und Adenauer einen "Abgrund von Landesverrat" gewittert und dem "zersetzenden" Presseorgan die Ehre angetan, daß anerkannte Macher der Politik den "Spiegel" als politische Institution anerkannt haben.
Zur Zeit geben sich alle politisch Sachverständigen große Mühe zur Erzeugung des Gerüchts, die BRD tue sich sehr schwer im Umgang mit Militärdiktatoren. Dabei sind 1.
Wenn an der Geschichte von den Kommunisten, die auf Elend und Armut ihr Süppchen kochen, um so gegen das System anzustinken, etwas wahr wäre, müßten die Verwalter und Beobachter des Wohlstands der Massen eigentlich Deutschlands Arme verstecken oder zumindest totschweigen. Das Gegenteil ist der Fall.
Noch in der Nacht werfen deutsche Zeitungen ihre Titelstory um: "Neue Berlinkrise". Der Bonner Krisenstab unter Führung des Kanzlers stellt ein Ultimatum an den DFB.
Seitdem Ronald Reagan den Beschluß, unter dem Namen "strategische Verteidigungsinitiative" (SDI) ein Programm zur Entwicklung von Raketenabwehrsystemen aufzulegen, mit seinen "Visionen" über die Befreiung der Welt von den inhumanen Atomraketen verkündet, ist das Gerücht in die Welt gekommen, die europäischen Staaten seien diesem Programm gegenüber äußerst skeptisch und zurückhaltend eingestellt.
Daß die Europäer, die in und außerhalb der NATO unentwegt damit beschäftigt sind, ihr Waffenarsenal zu verbessern, und zuletzt gerade noch im Mittelstreckenbereich "nach"gerüstet haben, auf einmal mit dem Vorhandenen zufrieden sein und weitere Fortschritte der Waffenproduktion mißbilligen sollten, kann ja wohl nicht ganz stimmen.
Das ist die Lage: Die Bergarbeitergewerkschaft hat ihr Ziel, die Regierung und die staatliche Kohlebehörde so zu schädigen, daß sie der Gewerkschaftsforderung nachgibt, nicht erreicht. Die Stromversorgung mußte nicht eingeschränkt werden, die Stahlproduktion läuft auf vollen Touren, ihr Ausstoß 1984 war höher als im Jahr zuvor.
Daß einem Freunde nutzen und Feinde schaden, ist eine Weisheit, die bei internationalen Beziehungen so unbedingt nicht gilt. Das freundschaftliche Verhältnis, das wir zu unseren Partnern im Westen, zumal den USA, unterhalten, erweist sich in schöner Regelmäßigkeit als eine Quelle von Streitigkeiten, wie sie sich im Verkehr mit dem Osten nie einstellen.
Einen Schülerwettbewerb "Die Deutschen und ihre östlichen Nachbarn" hat das Bayerische Kultusministerium ausgeschrieben. Begründung: "Der Blick über die politische Grenzlinie in Europa lohnt sich bestimmt; er bringt Hinweise und hoffentlich einige Einsichten."
Auf dem Parteitag in Saarbrücken haben die Freien Demokraten diesen Mann fast einstimmig gegen diesen Mann ausgetauscht. Der neue Vorsitzende formulierte sein Erfolgsrezept kurz und griffig:
"setzte sich (!) als Folge großer Vermögensverluste durch die Inflation 1923 und die Währungsreform 1948 anläßlich der Rentenreform 1957 der Gedanke durch, daß die Leistungen der Rentenversicherung nicht mehr durch Kapitalsammlung, sondern...
Ordnung und Gewalt gehören in unserer Gesellschaft zusammen. Das bezeugt nicht nur die "Stimme des Volkes", dem von der Prügel, die "noch niemandem geschadet" hat, über die Wehrmacht als "Schule der Nation" bis zum Einsperren und "Rübe ab!"
In deutsclnen Landen hat es einmal eine Studentenbewegung gegeben, die dann auch keine solche mehr bleiben wollte. Sogar Frauen ist damals die Frage gekommen, wodurch sich der regierungsamtliche Umgang mit Leuten in der "Dritten Welt", die Ruinierung von Lohnabhängigen in den modernen Fabriken, die widerwärtigen Leistungen von Erziehung und Wissenschaft eigentlich unterbinden lassen.
Das Bundesverfassungsgericht befaßt sich mit der Rechtmäßigkeit des Wendegesetzes zur Kriegsdienstverweigerung. Daß von der Verlängerung des Zivildienstes und der prinzipiellen Erschwerung des Anerkennungsverfahrens etwas zurückgenommen wird, ist nicht zu erwarten, denn das Gericht hatte bereits mit seinem letzten Urteil festgestellt, daß Gewissensprüfung sein muß und diese so aussehen könne wie jetzt realisiert.
Rechtzeitig zur Vorlage seines Budgets ‚85 hat US-Präsident Reagan den Sandinismus als "akute Bedrohung der nationalen Sicherheit" wieder auf die politische Tagesordnung gesetzt: Wieviel Tote im laufenden Krieg anfallen, das wird von der Regierung in Washington gesteuert, um für die Haushaltsdebatte das jeweils passende Argument bereitzuhalten.
Die Freiheit und ihre Gangster
Die maßgeblichen Männer der Republik halten es für ganz und gar unverantwortlich, daß ein Staat mit der weltpolitischen Wucht der BRD nicht über genügend Kapazitäten für die Produktion von Pu 239 verfügt. Energie aus dem Atomkern - ob moderiert oder explosiv - ist für die Politik allemal eine Frage der nationalen Sicherheit.
Die verbliebenen Reste der RAF führen ihren privaten Kleinkrieg, der Staat veranstaltet ein groß es Gezeter und macht anläßlich dieser Gelegenheit locker den Übergang zur Gleichsetzung von Kritik und "Terrorismus" - und was fällt dazu der "alternativen Tageszeitung" "TAZ" ein?
Selbstbezichtigungen
Es ist gute demokratische Sitte, den Bundeswehrmaschinen, die neben den äthiopischen Hungerlagern und über den unzugänglichen Hungergebieten Getreidesäcke abladen, öffentliche Anklagen gegen das sowjetfreundliche Regime in Addis Abeba mit auf den Weg zu geben. Es ist offenbar nichts leichter und zufriedenstellender als die Mitteilung, Mengistu und seine Mitregenten aus den Reihen des Militärs seien in allen Belangen gescheitert, trügen die (Mit-, Haupt-, Allein-)Schuld am massenhaften Hunger ihrer Untertanen, benützten den sogar gegen die Separatisten, importierten Waffen statt nahrhafter Marktwirtschaft...
Wenn einem "Neo-Nazi" wie Michael Kühnen von einem demokratischen Gericht im Namen des Volkes der Prozeß gemacht wird, dann werden gute Demokraten ausgesprochen munter. Warum ausgerechnet dann?
Ledriger Endvierziger (Typ: "lonely cowboy") landet kurz vor der midlifecrisis bei lebenslustigem, blutjungem Blondie (Typ: Nasti Kinski). Ob das gut geht?
Daß dieses Land in den letzten Jahren regierbar blieb, sollen wir Jo Leinens Engagement in der ökologischen Protestbewegung verdanken. Er hat die Demokratie vor lauter Aussteigern gerettet.
der Flüchtling aus Erfurt, ist das Material dieser Deutschstunde. Was er davon hat, endlich die Segnungen der Freiheit zu genießen, erfährt man am Rande.
Die Afghanen sind ein gutes Völkchen. Das weiß man, seitdem die Russen nach ihren Worten "einer befreundeten Regierung zu Hilfe geeilt" sind, also nach gültiger Weltsicht "Afghanistan brutal überfallen haben".
Sein Leben lang war er Soldat. Seit 1973 ist er als Präsident der Republik Politiker, ohne aufgehört zu haben, als Oberkommandierender der Armee Soldat zu sein.
Die militärische Arbeitsteilung, der die Betrachtungen in diesem Heft gewidmet sind, ist uns zuwider. Daß sie so stattfindet, betränen wir aber auch nicht als herzerschütternde Gefahr für den Frieden.
Da naben die regierenden Österreicher mitten in der schönsten Vorweihnachtszeit ihr ganzes Volk gegen sich aufgebracht. Leute, denen die alltäglichen Taten ihrer Politiker, die sie als Arbeiter und Steuerzahler zu spüren bekommen, noch immer eine Wahlstimme wert sind, sind gegen ein Verbrechen von Sinowatz und Co.
Nichts geht an der Sache mehr vorbei als die SPD-Schelte am Kanzler, er habe auch im Falle des Schlesiermottos "mangelnde Entscheidungsfähigkeit" gezeigt. Auf solch dümmliches Gemoser kann nur kommen, wer Kohls Bedenken gegen die ursprüngliche Version dahingehend mißversteht, sie sei ihm zu weit gegangen.
Andenstaat von ca. 4225km Länge zwischen Andenkette und Pazifikküste: unabhängig seit 1818, verfassungsgemäß eine präsidiale Republik seit 1925, ab 1973 Militärregierung...
Mitte Januar Smog-Alarmstufe 3 erstmals in der BRD, Eine rege öffentliche Debatte, in der alles vorkam - nur mit keinem Wort Gründe, Verursacher und Opfer der dicken Luft. Dies alles zusammen tauchte immer nur als ein und dasselbe auf: "Das Ruhrgebiet" und seine Bewohner - gemeinsam Betroffene einer bedrohlichen Lage?
Geheimdienstzentrale, die nicht nur gegen Staatsfeinde ermittelt, sondern auch beauftragt ist, Staatsfeinde zu erledigen. An ihrer Spitze steht ein dem Staatschef ergebener Offizier.
Wenn in der BRD ganze Branchen nach dem Beispiel der britischen Kohleförderung saniert werden, wenn in der deutschen Industrie Arbeitsplätze "wegrationalisiert" werden, dann wissen deutsche Gewerkschaftler ganz genau, was da zu machen ist:
Mit großem Aufwand, vor allem an freiheitlich-demokratischen Jubelchören, ist Anfang Januar in Genf die "Wiederanknüpfung des Gesprächsfadens zwischen Ost und West" inszeniert worden.
‚Verhandlungsboykott der Russen gebrochen!‘
Hans-Jochen Vogel ist das Angebot, das einem die SPD zur Zeit als Alternative zu Kohl offeriert. Charakterlich sicher kein geringeres Kaliber als sein Kontrahent, ausgestattet mit allen Qualifikationen des Berufspolitikers, anderen Leuten vorzuschreiben, was sie zu tun und zu lassen haben.
Ausgerechnet das Kriegshandwerk ist seit jeher ein beliebter Stoff für moralische Abwägungen. Dabei geht es nicht nur immer wieder um Himmlers heiße Frage, ob die Jungs bei ihrem dreckigen Geschäft auch sauber geblieben sind.
Mit dem von der ARD ins Werk gesetzten Tag für Afrika, so etwas wie Spiel ohne Grenzen, Buß- und Bettag, Rockpalast und 17. Juni alles in einem, hat sich die Nation eines neuen Themas angenommen.
sollen die Wahlen vom Dezember den Premierminister Radschiw Gandhi enorm "gestärkt" haben, weil er sie hoch gewonnen hat; so lasen sich die als Kommentare getamten Glückwünsche in der demokratischen Presse für einen erfolgreichen Machthaber. In Wahrheit verhält es sich natürlich auch in Indien genau umgekehrt: Insofern Wahlen dort demokratisch verlaufen, also mit der Zustimmung des Wählers gerechnet wird, weswegen man ihm die freie Wahl zwischen verschiedenen Machthabern läßt, gewinnt der erfolgreichste bzw.
Wenn berühmte Dichter und Denker einer Weltanschauung anhängen, so ist das kein Einwand gegen ihre Größe. Die gelehrten Traditionspfleger von heute entdecken "Probleme" höchstens in einer Übertreibung, wegen einer "fatalen" Folge oder einer Inkonsequenz, auch "Einseitigkeit" soll bisweilen "gefährlich" geworden sein.
Gerade ein Jahr ist er alt: Der Beschluß des Bundestages, endgültig Ernst zu machen mit dem "eurostrategischen Gleichgewicht" und die Stationierung amerikanischer Pershing II-Raketen und Cruise Missiles in der BRD in Angriff zu nehmen. Damals war das für die Sowjetunion das Signal, die Verhandlungen über "Rüstungsbegrenzung" abzubrechen.
Der "Falke" in der Reagan-Administration profiliert sich nach übereinstimmender Beurteilung demokratischer Beobachter gemäßigt, weil er überhaupt Bedingungen für Krieg angibt: Er muß von den USA beschlossen und gewonnen werden. Es gilt anscheinend schon als eine "Begrenzung des Einsatzes von Kampftruppen", wenn sich der Pentagonchef als Theoretiker des Zuschlagens betätigt und allgemein, posthum und prophylaktisch die vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Expeditionen der US-Forces gegen das Böse auf der Welt taktisch differenziert absteckt.
Was wäre der Protest in diesem Lande ohne die moralische Schirmherrschaft prominenter Oberchristen wie Gollwitzer, Albertz, Sölle und Konsorten? Ihr auf jeder besseren Unterschriften- oder Rednerliste zu findender Name wiegt fast mehr als das jeweils vertretene Anliegen, denn er bürgt für die "Glaubwürdigkeit" derer, die es teilen.
hat im Dezember der westlichen Presse vorgeworfen, seitenlang über 1 polnischen Priester politische Tränen zu vergießen und die zur gleichen Zeit von der südafrikanischen Polizei erschossenen Schwarzen nicht einmal zu melden. Der Bischof hat ferner US-Präsident Reagan öffentlich gesagt, seine Politik des "konstruktiven Engagements" sei "unmoralisch, böse und völlig unchristlich".
Die USA haben im Oktober letzten Jahres die Karibikinsel Grenada mit Marinesoldaten aufgesucht, die Regierung eingesperrt, ein paar hundert cubanische Bauarbeiter deportiert und seitdem das Land besetzt gehalten. Präsident Reagan begründete diese Maßnahme mit der Gefahr für die USA und die ganze Region, die von einem Flughafen ausgehe, den das linksorientierte Regime mit cubanischer Hilfe baute.
Mit dem Forschungspreis des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit sind in diesem Jahr zwei Wissenschaftler ausgezeichnet worden, die Ersatzmethoden für Tierversuche entwickelt haben. Professor Niels-Peter Lüpke aus Münster erhielt 10.000 Mark für den "Hühner-Ei-Test", mit dem ein bisher an Kaninchenaugen ausgeführter Test zur Hautverträglichkeit von Kosmetika und Chemikalien ersetzt wird. Damit würden 100.000 Tierversuche überflüssig."
Das meinen jedenfalls die Grünen und eine Öffentlichkeit, die teilnahmsvoll bis hämisch die Nöte bespricht, die dieser Partei aus den 5-15% Wählerstimmen erwachsen. Der Parteitag in Hamburg - genossen und kommentiert wie die öffentlichen Selbstdarstellungsveranstaltungen der immer schon anerkannten Parteien - hatte nur ein Thema: Welche Strategie soll die Partei nach ihren Wahlerfolgen einschlagen - um diese Erfolge zu sichern.
Das Geschrei um ihn ist nicht zu überhören. Es darf einem nicht länger scheißegal sei, wenn die Tannen krumm, unregelmäßig oder gar nicht mehr wachsen.
Erst kommt der liebe Gott, dann der Papst, dann die schwierige Kostenlage des Kapitals, dann die unausgeschöpfte "Reserve" der Arbeitnehmer für die Verbesserung des "internationalen Wettbewerbs" des Kapitals, dann die fehlende Gemeinwohlorientiertheit. Fehlt da nicht einer, der mit A anfängt?
Alle Jahre wieder hat in der Vorweihnachtszeit die Nächstenliebe Konjunktur. Sie spendenwirksam in Fahrt zu bringen, sehen traditionsgemäß neben den Kirchen auch die weltlichen Betreuer der staatsgläubigen Untertanenmoral, die Tageszeitungen, als ihre weihnachtliche Bürgerpflicht an.
Auf keinen Fall durch den Nachweis eines Lebensalters. Schließlich kann kein Mensch aus dem schlichten Befund "Alter zwischen zwölf und einundzwanzig " eine Ideologie herleiten, aus der sich schlüssig ergibt, was sich für die Unglücksraben der so umschriebenen Generation ziemt.
Seit zweieinhalb Millionen Arbeitslose zum Dauer- und Normalfall der bundesdeutschen Arbeitswelt geworden sind, hat sich die Verteilungsideologie sogar der Mühseligkeiten des proletarischen Geldverdienens bemächtigt. Der tägliche Arbeitsdienst gilt als "knappes Gut", dessen gerechte Aufteilung einem wohlgesonnenen Menschen Kopfzerbrechen bereiten müsse.
Es gibt eine ganze gesellschaftliche Klasse in der BRD, deren wichtigste Vertreter und hauptberufliche Sachwalter Jahr für Jahr Bilanzen erstellen. Bilanziert wird der Geschäftserfolg der Firmen, in denen diese Klasse Teile ihres Privatvermögens angelegt hat.
Seit 1975 gibt es das Wirtschaftshilfsabkommen zwischen den EG-Staaten und mittlerweile 65 Ländern in Afrika, der Karibik und dem Pazifischen Ozean. Es heißt nicht Bonn-, sondern Lome-Abkommen, damit man sieht, wem da geholfen wird.
Die "neue Armut" ist ein mittlerweile in 8 Jahren ergrauter "Skandal", der alle Aussichten hat, ein Evergreen zu werden. Heiner Geißler hatte ihn 1976 eigens zu den Bundestagswahlen "entdeckt", als die Sozis noch für die Sozialpolitik verantwortlich zeichneten, die er mit seinen christlichen Freunden nun selber macht: Etwa 6 Millionen Arme sollten bis dato nicht ordentlich registriert worden sein - und doch mitten in "unserer Wohlstandsgesellschaft" leben.
Die Weihnachtsbutter ist nicht von der ganz allerbesten Qualität und auch ihre Lagerfähigkeit läßt zu wünschen übrig. Aber was soll‘s - schnell verzehrt, ordentlich Wurst drauf oder in den Weihnachtskuchen: Da wird sich das Billigangebot doch nutzen lassen?
Armut und Reichtum bedeuten in einer "Marktwirtschaft" wie der bundesdeutschen nicht einfach Unterschiede im Maß der Genüsse, die sich einer leisten kann. Solche Unterschiede beruhen auf eine Gegensatz in der Art und Weise, Geld zu verdienen und zu verwenden; einem Gegensatz, der die Differenz in den Summen, über die jeweils verfügt wird, ganz von selbst hervorbringt.
Die Sandinisten haben die Kampfansage der USA verdient; Nicaragua ist ein untragbares Problem, das früher oder später gelöst werden muß und wird. So hallt es durch den bundesdeutschen Blätterwald.
Da wurden in einem Land der "Dritten Welt" Arbeitsplätze geschaffen und dringend benötigte Pestizide für gesicherte Ernten - so hätte sich bis vor kurzem ein Werbetext der Union Carbide gelesen, in etwa nach dem bekannten Motto "Chemie ist, wenn..." Jetzt erst stellt sich heraus, daß aus einer "Giftfabrik" schließlich die "chemische Apokalypse" (Spiegel 50/1984) kommen mußte.
Wenn ein US-Flugzeugträger mit 6.000 Mann und 90 Flugzeugen in der Karibik kreuzt, ergänz.t durch 15 Marineeinheiten der USA; wenn in Honduras eine US-amerikanische Fallschirmeinheit abspringt, die beim "Straßenbau" eingesetzt werden soll; wenn Aufklärungsflugzeuge der Amerikaner über Nicaragua jede Bewegung auf dem Lande kontrollieren und amerikanische Kriegsschiffe jede Seefracht nach Corinto, dem größten Hafen Nicaraguas, begleiten; wenn weltöffentlich Überlegungen über unerlaubte (wer erlaubt hier wem was?) Waffenlieferungen an die Sandinisten angestellt werden, dann kann man konstatieren: Eine US-Invasion in Nicaragua findet eindeutig nicht statt!
Den Klassenkampf verachten und ihn führen - das ist beileibe kein Widerspruch. Schließlich haben Pfaffen, Lehrer und Mächtige immer nur die eine Seite der Kampffront im Sinn, wenn sie davon schwärmen, daß er in die "Mottenkiste des 19.
Mit Anhängern einer Irrlehre namens "Verelendungstheorie" verwechselt sie keiner, die sozialen Rufer und Mahner, welche so entrüstet der Republik ihren Befund vorhalten: "Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer!" Die Steigerungsform scheint es ihnen angetan zu haben, den Liebhabern der sozialen Gerechtigkeit.