Der Studentenprotest
Allein schon die Bilder im Fernsehen hätten Aufschluß darüber geben können, daß unter der Überschrift "Demokratie" von den Studenten etwas gefordert wurde, was mit dem Grundgesetz der BRD und der dazugehörigen Verfassungswirklichkeit nicht sehr viel gemein hat: Unter ihren Demokratie-Transparenten nämlich sangen sie die Internationale, trugen Mao-Bilder, beklagten materielle Not (der Intelligenz) und prangerten Korruption an. Nichts davon paßt in eine westliche Demokratie; nicht nur Mao und die Internationale. Über Armut kann sich das Volk in einer kapitalistischen Demokratie gar nicht beklagen; nicht weil es sie nicht gäbe, sondern weil die Demokratie nicht Volksversorgung verspricht, sondern Chancen. Wer Chancen nicht nutzen kann und arm bleibt, ist selbst schuld; wird Armut aber wirklich nicht mehr akzeptiert, dann ist das im Westen die Systemfrage, die von den Behörden entsprechend beantwortet wird. Über die private Bereicherung von politischen Amtsträgern kann man sich im Reich der persönlichen Freiheit schon gleich nicht aufregen: Die Zahl der gar nicht verschwiegenen Aufsichtsratssitze unterstreicht das Gewicht des Volksvertreters und weckt keine Zweifel an seiner Pflichterfüllung. Wird von Amtsträgern beim Bereichern gegen Gesetze verstoßen, so versorgt das allenfalls die Parteienkonkurrenz mit Stoff - Volksaufstände werden daraus nie und nimmer.