Mal Hand aufs Herz: vom Zahlungsbilanzdefizit hat schon jeder gehört - aber Ahnung davon? Irgendwie soll es ja was Schlechtes oder Gefährliches sein, irgendwie ist jeder daran beteiligt, sei es, daß er zuviele japanische Autos kauft, sei es, daß er sein Geld im Urlaub in den Süden trägt, irgendwie - so hört man vom Staat - hat es was mit dem Wirtschaftswachstum zu tun und man muß schwer drauf aufpassen, und gar nicht irgendwie: Schlecht ist, wenn man die vielen schönen im Ausland erworbenen Geldzettel, Devisenreserven genannt, jetzt wieder hergeben muß, um die Schulden zu begleichen.
Es hatte am Schatt-el-Arab noch kaum die ersten Toten gegeben, da war der irakische Angriff auf den ungeliebten persischen Nachbarn vom Westen bereits fest politisch eingeordnet:
Auf keinen Fall war das der Krieg, der den "Weltfrieden" beendet.
Diese exklusive Veranstaltung hat nichts mit einer gewöhnlichen Versammlung von Interessenvertretern gemein. Da geht es weder um Gut und Geld, noch um bornierte Standesangelegenheiten: Die dort tagenden Repräsentanten der Justiz, der Verwaltung, der Anwaltschaft und der Rechtswissenschaft treffen sich alle Jahre wieder, um über die bestmögliche Fortentwicklung des Rechts und seiner Anwendung zu beraten.
Anläßlich eines bedeutenden Ereignisses demonstriert die bürgerliche Öffentlichkeit die Prinzipienlosigkeit, die erforderlich ist, wenn nicht die Klärung der Sache ansteht, sondern ausschließlich das eine Interesse: Parteinahme für den eigenen Staat.
Das pflichtgemäß in jeden Artikel oder sonstige öffentliche Äußerung, die nur irgendwie in die Nähe des Klassengegensatzes geraten, einzustreuende "Argument", daß Beharren auf materiellen Interessen nur Unglück bringt, gilt für Polen umgekehrt.
Die Empörung der italienischen Öffentlichkeit über den faschistischen Bombenanschlag im Bahnhof von Bologna, bei dem über 70 Menschen getötet und fast 200 verletzt wurden, hat sich in nationalen Protestveranstaltungen vorgetragen, bei denen Millionen Italiener die Wut auf die faschistischen Attentäter zum Anlaß nahmen, ihr Mißtrauensvotum gegen ihren Staat abzugeben.
Da wurde nicht die verlogene Uminterpretation in einen Anschlag auf die "zuständigen" Sachwalter der Demokratie vorgenommen, sondern gegen die Politik des Landes protestiert.
Der bald stattfindende Besuch des Papstes in der Bundesrepublik ist auf Kritik gestoßen. Die Theologin Uta Ranke-Heinemann hat nachgerechnet, was der Besuch seiner Heiligkeit kostet, und die Veranstaltung als "Frömmigkeitsspektakel" beschimpft, das "mit dem Leben vieler Verhungernder bezahlt werde."
Der Ausgang der Wahlen vorn 5. Oktober, in denen die Alianca Democratica unter Sa Carneiro ihren Vorsprung ausbauen konnte, der Frente Republicano Socialista unter Soares und die Kommunisten Stimmen verloren, be stätigte nur, was sich in den Monaten zuvor in den Argumenten, mit denen der Wahlkampf bestritten worden war, gezeigt hatte:
Die Demokratie hat in Portugal festen Tritt gefaßt.
Das ehemalige "Deutsch-Südwest", nach dem 1. Weltkrieg per Völkerbundsmandat der damaligen Südafrikanischen Union überlassen, im Gefolge der Entkolonialisierung von der UNO "Namibia" getauft und der dort operierenden "Befreiungsbewegung" SWAPO zugedacht, fungiert seit der Weigerung Pretorias, seine exklusiven Nutzungsrechte dieses Territoriums aufzugeben, als "Namibia-Frage" in der Weltpolitik. Daß diese mittlerweile längst einer imperialistischen Lösung zugeführt worden ist, verrät, was alles heutzutage unter dem Titel dieser noch zu regelnden "Frage" läuft.
"Das Kapital fragt nicht nach der Lebensdauer der Arbeitskraft. Was es interessiert, ist einzig und allein das Maximum von Arbeitskraft, das in einem Arbeitstag flüssig gencht werden kann." (Das Kapital, Bd. 1, 280 f.)
Wenn ein ostdeutscher Journalist dem von Westschreibern bedrohlich befragten olympischen Pressechef seiner Besatzungsmacht hilfreich beispringt, indem er sich fünf Tage nach der Eröffnungsfeier immer noch für selbige freut und bedankt, dann geht einem Angehörigen der freien Presse Westdeutschlands das Schimpfwort "Journaille" locker von den Lippen. Allerdings zeiht er damit seinen Kollegen keinesfalls der Schwanzwedelei des Geistes vor der Macht - darauf versteht er sich selbst recht gut.
Dieser Auffassung ist der Spartakus seit geraumer Zeit. Solange er zusammen mit SHB und Jusos im Marburger AStA vertreten war, war die Welt noch in Ordnung, denn solange war
Eine Woche lang füllte das Attentat von München die vordersten Seiten der Boulevard-Presse. Allerdings geben Titel wie "Das Kind an meiner Hand, mein Gott, der Kopf war weg", "Blut, zerfetzte Körper, tote Kinder", "Zerrissen und fast nackt" samt den entsprechenden Bildern und Erfahrungsberichten wohl kaum Anlaß zu der geschmäcklerischen Kritik am "Geschäft mit dem Grauen", wie sie seitens der seriösen Presse geübt wird.
Jeder weiß, wie es in einem Irrenhaus zugeht, ohne je eines von innen gesehen zu haben. Daß da die nackte Gewalt auf der Tagesordnung steht, weil für die "Nicht-Zurechnungsfähigen" die Grundrechte nur noch in Form ihrer "per Gesetz geregelten" Einschränkungen Geltung haben, ist niemand ein Geheimnis.
Unsere in hoher Auflage verteilten "Argumente zur Wahl", in denen wir die Wahl, die Politiker und ihre Wähler angriffen und darlegten, daß es keinen einzigen Grund gibt, den Herrschaften in Bonn Respekt zu bezeigen, also auch keinen Grund, sie zu wählen, sind nicht ohne Echo geblieben.
An dieser Stelle den Schreibern der vielen Briefe zu danken ist uns aber nach ihrer Lektüre vergangen.
Mitten im Wablkampf tauchen drei deutsche Schriftsteller, die Creme kritischen Geistes repräsentierend, völlig angemeldet im Reihenbaus des Mannes auf, der Bundeskanzler ist, setzen sich in seinen Garten, lassen sich Arm in Arm mit dem Hausberrn von einer gewissen "Hannelore Schmidt" ablichten und stellen ein Tonbandgerät an, damit ihr "kulturpolitisches Streitgespräch" auch nach außen weithin vernehmlich ist. Dessen Gehalt hört sich, von diversen künstlerischen Ausschweifungen gereinigt, so an (alle Zitate aus "Die Zeit", 22.8.80, S.
Die neue deutsche Wehrmacht hält mit der alten Bundeswebr unter Hitler selbstredend keinen Vergleich aus - es sei denn, man beschränkt sich auf folgende Punkte:
1.
Während heuer wieder wie alljährlich mit einer größeren Anzahl junger Bundesbürger in einheitlicher Kleidung das "rasche Heranbringen von Verstärkungen" geübt wurde, das militärische "Zusammenwirken der Bündnisländer (Interoperability)" und der erneute Test, "wie die Führungssysteme auf der NATO-Ebene funktionieren" auf dem Manöverplan stand, hielt es der Manöverbeobachter der "Süddeutschen Zeitung" für nötig, zu verbreiten, dies sehe wegen des heurigen "Krisenjahres" alles nur so "gewollt bedrohlich" aus, sei aber "gar nicht so gemeint".
"Wir" probieren ja auch nur in aller Ruhe aus, wie brauchbar die schönen Verteidigungseinrichtungen sind, die "wir" uns für die Konkurrenz der Waffen hingestellt haben.
Angesichts des faschistischen Attentats auf dem Oktoberfest, wurde nur eine Frage gestellt: Wer kann so etwas tun? Es gab auch nur eine Antwort: Das war die Tat von Verrückten, Verleiteten, Ewig-Gestrigen, Gewalttätern.
Am 5. Oktober, pünktlich um 18 Uhr hatte "der Wähler, der oberste Souverän und Herr dieses Landes" (so nannte Herr Kohl die Stimmlieferanten) seine kurze Herrschaftsperiode, die er alle vier Jahre mittels der Gewalt des Kreuzes für einen Tag ausüben darf, beendet.
"Einseitig" und "willkürlich" hat die DDR die Tarife für ein innerdeutsches Geschäft heraufgesetzt: gehandelt werden "menschliche Erleichterungen" oder auch Besuchsverkehr gegen Devisen bislang 6,50 oder 13,-- DM, nunmehr 25,-- DM. Zahlen müssen die Besucher, "brüskiert" ist die Bundesregierung.
Die Presse berichtet wirklich sehr differenziert über die "dramatischen Ereignisse" in Südkorea. Erst Greuelbilder und gebührendes Entsetzen über das in Kwangiu geflossene Blut; dann das Attest für den "starken Mann", "daß er noch härter durchgreifen kann als sein Vorgänger Park"; dann einhellige Empörung, daß er den "demokratischen Oppositionsführer" Kim Dae Jung vor ein Militärgericht und zum Tode verurteilen ließ. Schlagartig saß das südkoreanische "Regime" selbst "auf der Anklagebank". Sein Verbrechen: ein "Todesurteil über die Demokratie", die man im Hals des Herrn Kim entdeckt hat.
Seit dem 4. Juni 1980 gibt es in der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit einen Streit um die Montan-Mitbestimmung bei der Mannesmann AG, den die Gewerkschaft als "Kampf um den Erhalt der Montan-Mitbestimmung" führt, die Unternehmer als "unbegründet" qualifizieren und den die "Parteien vor der Wahl" als Kampf um Wählerstimmen für sich in Beschlag nahmen.
Das deutsche Fernsehen ist eine Bildungsanstalt. Jeder, der sich am Donnerstag vor der Wahl das Duell "Mann gegen Mann" zu Gemüte führte, konnte das feststellen, entweder seiae Einbildungen bestätigt finden oder in seinem Ärger über das Gebotene wirklich merken, worum es ging.
Liest man die Kommentare anläßlich seines Eintritts in den Ruhestand, kommt einem die ganze alte Galle wieder hoch. Was ist aus diesem Mann, der erst als Ford-Generalmanager für die Ausbeutung der Automobilarbeiter sorgte, dann - ohne große Umschulung - als amerikanischer Kriegsminister den westlichen Militärapparat hochrüstete und Vietnam als Bombenkrater in die Geographie eingehen ließ, was also ist aus diesem Manne geworden?
Mitte September unterbrachen über 2000 Soziologen ihre Semesterferien, um in Bremen ein vorgezogenes Erntedankfest zu feiern. Der öffentlich bekundete Dank und Stolz galt den Früchten der soziologischen Phantasie, die seit dem letzten Soziologentag üppig gereift waren.
"Jede einzelne Stimme bringt die DKP langsam aber sicher ihrem Ziel näher, die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen - gemäß dem von Hegel formulierten Gesetz der Dialektik von Quantität und Qualität... Wer historisch und insofern weiter denkt, wählt DKP." (Aus: "Kommunist", Organ der DKP-Hochschulgruppe Marburg, Sept. 1980)
Wenn sich mit schöner Regelmäßigkeit die Welthungerhilfe in Gestalt unseres Bundespräsidenten an den "deutschen Wohlstandsbürger" wendet, dann erschrickt niemand über eine Politik, die "Hungerkatastrophen" so fest einkalkuliert, daß sie ihnen gleich eine eigene Institution widmet. Keiner empört sich über die Unverfrorenheit, mit der Staat und Kirche nach der Logik ‚Das Elend in der 3.
Der "Verein für Socialpolitik" ist im Jahre 1872 gegründet worden. Den Namen Kathedersozialisten verdienten sich die Vereinsmitglieder durch die wissenschaftliche Begleitmusik zum Bismarckschen Staatsprogramm, mit dem Verbot der Arbeiterpartei und mit den ersten Akten sozialpolitischer Verwaltung proletarischer Armut politische und ökonomische Kämpfe der Arbeiterklasse zu verhindern.
Wenn Leute großartige Erklärungen vom Stapel lassen über Dinge, die sie nicht tun, so gibt es nur zwei Gründe für ihre Begrundungen: entweder sie wollen einem Ansinnen anderer nicht nachgeben oder sie beharren auf einem Recht, einer Pflicht, einer Verantwortung usw., die sie "eigentlich" wahrzunehmen hätten, aber großzügigerweise ausschlagen.
Am 3. Oktober explodierte vor einer Pariser Synagoge kurz vor dem Ende des Sabbatdienstes eine Bombe, die vier Passanten tötete, deren Ende in der französischen Presse als besonders "sinnlos" beklagt wurde, weil der Sprengsatz zweifellos den jüdischen Kirchgängern galt.
Auf dem "Energiemarkt" gibt‘s die Erpresser, die zu einer "einheitlichen Preispolitik" zurückkehren wollen, damit sich die Zeit ihrer "willkürlichen Aufschläge" endgültig aufhört. Da gibt‘s die Erpreßten, die bei jetzt sinkendem Ölpreis ihre Preise nicht senken "können" (wahrscheinlich weil ihre Aufschläge ganz unwillkürlich waren).
Mitten in unseren zivilisierten Zeiten entdecken Arbeiter den Streik, richten fast ihren Staat zugrunde und erhalten hierzulande eine Sympathieerklärung nach der anderen. Das hindert ihre Gönner aber keineswegs, der Herrschaft, gegen die sie angetreten sind, mit Krediten unter die Arme zu greifen - denn die Propaganda gegen die politische Herrschaft, für die der angebliche polnische Freiheitswille herhalten muß, verträgt sich bestens mit der geschäftlichen Ausnützung ihrer planwirtschaftlichen Ökonomie.
Gerecht sind sie schon, die Herren vom Nobelkomitee. Gerade hatten sie der ideologischen Offensive gegen den Osten neue Nahrung gegeben, indem sie einen selbst in Insiderkreisen absolut unbekannten Lyriker für den Literaturnobelpreis auftrieben, der zwei Vorzüge zu bieten hatte: Erstens ist er Pole, und zweitens dort, wo der ganze Osten eigentlich schon längst hingehört, nämlich im Westen.
Diese auch logisch korrekte Antwort der Geschichte auf die von Piaget zeitlebens aufgeworfene Frage "Vermittels welcher Leistungen geht der menschliche Geist von einem Stand weniger befriedigender Erkenntnis zu einem Stand höherer Erkenntnis über?" (1,20) wird von all denen, die diesen Genfer Metaphysiker als - gar empirisch fundierten Kinderpsychologen, Förderer emanzipatorischer Erziehung und Wissenschaftstheoretiker schätzen gelernt haben, wohl nicht ernstgenommen werden.
Als Mitte September auf den deutschen Bildschirmen zur "Tagesschau"-Zeit ein seriös aussehender Herr mit grauen Schläfen und Maßanzug ("eine Mischung aus Gary Grant und dem Grafen Luckner"/"Stern") den pompösen Sitzungssaal der in New York an sässigen Vereinten Nationen durchschritt, unter dem Applaus des gemischten Staatenpublikums das Podium bestieg, dort oben einen freundlich grinsenden Maghrebiner in die Arme schloß, um seinen Stuhl in Beschlag zu nehmen, da war hierzulande der Öffentlichkeit eines ganz klar: Die Bundesrepublik hatte einen "ansehnlichen Prestigezuwachs" in der Welt erzielt.
"Zum ersten Mal ein Deutscher" als Präsident der UNO-Vollversammlung -"das läßt aufhorchen", stand tags darauf in der Zeitung und auch gleich, was es zu hören galt: Die Berufung des deutschen Freiherrn von Wechmar sei als
Als jetzt einige Gewerkschaften ihre Tage verteten, konnte ihre arbeitsame Basis den Medien entnehmen, daß es neuerdings in ihren Organisationen "brodelt": Hiobsbotschaften über einen "Machtkampf" (Stern, 40/1980) in der IG Chemie, einen "radikalen Macht- und Richtungswechsel" (ebd.), in der Gewerkschaft HBV - vor dem Hintergrund "kommunistischer Unterwanderung"!
Die Verarmung der Arbeiter schreitet auch an realen Sozialismus seit geraumer Zeit voran. Dies hat die staatstragenden Parteien der Arbeiterklasse nicht zu einem Kurswechsel bewegen können - beunruhigt waren die Hüter diverser "Systeme der Planung und Leitung" allerdings über das spärliche Wachstum des gegen und auf Kosten der Arbeiter akkumulierten Reichtums. Die "Kooperation" mit westlichem Kapital sollte hier Abhilfe schaffen, und in Polen hat dieser neuartige ökonomische Hebel den in den Lehrbüchern verankerten Gegensatz zwischen Akkumulation und Konsumtion so sehr befördert, daß es den Arbeitern am Nötigsten fehlt und sie sich zu einem Aufstand entschlossen haben.
Gerade der Kontrast zu den Grobheiten, denen der prämierte Feingeist in der Aktualität des geistig-politischen Alltags mitunter ausgesetzt ist, treibt den ihm zuerkannten Preis erst so richtig in die Höhe. Daß die bayerischen Kollegen Habermas keinen Stuhl an der Universität München einräumen wollen, da sie in ihm einen "Ziehvater linker Gewalt" ausgemachthaben, bot für OB Wallmann einen aparten Hintergrund, sich zur Zufriedenheit der anwesenden liberalen Beobachter (die eigene Hintermannschaft war dem Akt ferngeblieben, um selbst nicht in den Dunstkreis zu geraten) als "dem Anlaß gewachsen" zu erweisen.
Daß "wir" "uns" ein Beispiel an den Japanern nehmen müssen, daß "unsere" Sicherheitsinteressen am Persischen Golf liegen, daß "wir" dies und das wollen, nicht wollen, brauchen, müssen..., das schluckt jeder deutsche Staatsbürger als die größte Selbstverständlichkeit der Welt.
Wären die Stimmenverluste der Union und die Stimmengewinne der FDP der SPD zugefallen, hätte es nurmehr einen Zuwachs der Grünen um 1% gebraucht, und die SPD hätte die absolute Mehrheit errungen. Hätten aber CDU/CSU ihre Wähler von 1976 bei der Stange gehalten und wären Wähler statt zur FDP zur Union übergewechselt - die Christdemokraten würden die nächste Regierung allein stellen.
Kaum greifen die deutschen Bischöfe mit ihrem Hirtenwort in den Wahlkampf ein, entsteht ein öffentlicher Wirbel, daß man meinen könnte, die Zentrale der deutschen Katholiken sei in Gewohnheiten ihrer finstersten Vergangenheit zurückgefallen, die für moderne, aufgeklärte Zeiten und erst recht für das freiheitliche Modell Deutschland unmöglich sind.
Dabei kann es doch kein Geheimnis sein, was diese guten Hirten unter ihrer schwarzen Kutte bewegt.
Daß der oberste Kirchenführer eines Landes einen Aufrührer und Rädelsführer einer Reihe von wilden Streiks zur Brust nimmt und das herzliche tete-a-tete mit einer privaten Messe krönt, während die Kirche gemeinhin nicht nur ihren Frieden mit der weltlichen Herrschaft geschlossen hat, sondern staatsbürgerlichen Ungehorsam auch noch ihrerseits mit geistlicher Strafe und Verdammung belegt, hat den Oberhirten in Rom nicht in heiligen Zorn versetzt; im Gegenteil:
"Ich bin mit Euch zu Füßen der Frau von Jasna Gora, im Gebet und mit dem Herzen nehme ich an diesen Erfahrungen teil, die mein Vaterland und meine Landsleute durchmachen..."
Den Nutzen einer MSZ-Serie über Perspektiven des Dritten Weltkrieges sehen wir, ohne Umschweife, als äußerst beschränkt an. Perspektiven hat der Dritte Weltkrieg nämlich nicht anzubieten.
Dem Vernehmen nach soll sich das Nobelpreiskomitee erst nach einer Kampfabstimmung gegen den emigrierten afghanischen Volksdichter Mohammad Abdul‘Asis al Afrak und für den Exilpolen Cestlaw Milosz entschieden haben. Anders als der Laureat, der sich "überrascht" zeigte, wußte die MSZ, was die literarische Stunde geschlagen hatte: Unser Reporter war zu einem ersten Interview mit dem genobelten Poeten zur Stelle.
Wenn die Prawda hinter der Streikbewegung in Polen "antisozialistische Elemente" am Werk sieht und dabei Dissidenten vom Schlage eines Kuron im Auge hat, dann verdächtigt sie einen völlig Schuldlosen. Kuron und sein KOR haben den Streik nicht angezettelt!