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Dieser Artikel ist in der MSZ 4-1982 erschienen.

Systematik

Frontstaat Israel
DIE LOGIK DES ZIONISTISCHEN STAATSTERRORISMUS

Der deutsche Faschismus hat die Macht seines Staates neben diversen Eroberungsfeldzügen dazu eingesetzt, Menschen jüdischen Glaubens systematisch zu ermorden, um dadurch die von ihm selbst aufgeworfene "Judenfrage" einer "Endlösung" zuzuführen. Die Überlebenden des "Holocaust" haben daraus die Lehre gezogen,

  • selber einen machtvollen Staat aufzumachen,
  • diesen und seine Bürger bis an die Zähne zu bewaffnen,
  • die Existenz ihres Volkes auf einen nun seit über 40 Jahren betriebenen Völkermord an ihren Nachbarländern zu gründen.

Daß dies ging - und wie allen Staatsmännern gibt auch den jüdischen der Erfolg nicht nur recht, sondern er verleiht auch den dazu eingesetzten Mitteln die Respektabilität völkerrechtlicher Anerkennung in der Staatenwelt -, dafür sorgten zwei mitgebrachte Voraussetzungen und eine äußere Bedingung:

  • Mit dem Zionismus verfügte eine Ideologie über praktischen Einfluß auf jüdische Menschen, die ihnen die Erlösung von allen erfahrenen Leiden in den Ländern, in denen aus den unterschiedlichsten Gründen Juden verfolgt und benachteiligt wurden, durch eine Staatengründung im biblischen Land Palästina verhieß.
  • Gerade der Massenmord, dem die Juden entronnen waren, die sich nach und während des Zweiten Weltkrieges in Palästina ansiedelten, sorgte bei ihnen für die fanatische Entschlossenheit, diesen ihren Staat um jeden Preis zu verteidigen, und er verlieh ihnen die moralische Überzeugung, angesichts des Erlittenen zu jeder Gewalttat berechtigt zu sein.
  • Das Interesse des Imperialismus an einem festen Stützpunkt innerhalb der eben aus kolonialer Abhängigkeit entlassenen arabischen Welt, angesichts der Konfrontation mit der Sowjetunion, die ebenfalls im Nahen Osten Ansprüche anmeldete und den Versuch unternahm, sich eine eigene "Einflußsphäre" und Verbündete zu schaffen. Dieses Bündnis mit den USA versorgte Israel nicht nur mit Waffen, sondern machte es unabhängig von der ökonomischen Basis staatlicher Macht: Das Defizit des israelischen Haushalts tragen seit jeher die USA, ihre westlichen Verbündeten (lange Zeit vor allem die BRD im Rahmen der sogenannten Wiedergutmachung) und die jüdischen Bürger im westlichen Ausland.

Die Staatsgründung Israels verdankte sich also einem in den Massen des künftigen Staatsvolks verankerten Terrorismus, der seine Massaker an den arabischen Einwohnern des reklamierten Staatsterritoriums, mit denen ihre Vertreibung eingeleitet und der palästinensischen Fluchtbewegung nachgeholfen wurde, mit dem biblisch verbürgten Anspruch der Juden auf das "gelobte Land" rechtfertigte. Angesichts der Berufung auf das "Weltgewissen" mit Auschwitz, Majdanek und Treblinka hatte der palästinensische Einwand, man wäre nicht nur, wie die Juden, schon einmal hier, sondern nie weg gewesen, bis weit in die sechziger Jahre nicht einmal eine Chance, weltöffentlich überhaupt zur Kenntnis genommen zu werden.

Was die neuen Staatsbürger betrifft, so war es auch weniger der Zionismus, dessen "Theoretiker" sich aus den Charaktereigentümlichkeiten, die das Leben im Ghetto und als "Fremdkörper" in den Staaten, aus denen die Juden kamen, ein "jüdisches Volk" mit einem ganz eigentümlichen nationalen Zusammengehörigkeitsgefühl zimmerten, sondern vielmehr der Umstand, daß sich der Staat Israel durch seine Gründung auf fremdem Territorium seine Feinde geschaffen hatte und sich vom Tag seiner Gründung an im Krieg mit den Nachbarn befand, der in den nun zu Israelis gewordenen Einwanderern für die bedingungslose Bereitschaft sorgte, für ihren Staat einzutreten und damit dessen Führern gestattete, mit faschistischen Maßnahmen sich "ein Volk in Waffen" zu halten. So wird im Westen immer wieder auf die "erstaunliche" Tatsache verwiesen, daß sich Israel zumindest seinen jüdischen Bürgern gegenüber eine Demokratie leistet und der Führer jeweils in freien Wahlen gekürt wird.

Dieser demokratische Faschismus, der die staatliche Ordnung in Israel kennzeichnet, erfordert von den Staatsbürgern, als Israeli in der ständigen Bereitschaft zu leben, dafür auch zu sterben. Die Juden in ihrem Staat müssen ihm gegenüber eine Loyalität aufbringen, die die eigene Existenz hinter diejenige des Staates stellt, also auch in "Friedenszeiten" die Haltung und Tugenden eines Frontsoldaten an den Tag legen. Vom Faschismus unterscheidet sich eine solche Gesellschaft dadurch, daß sie im Inneren auf die bekannten Methoden historischer Vorbilder verzichten kann - zumindest, was die jüdischen Bürger betrifft. Soweit nämlich die Staatsbürger nahezu bedingungslos verteidigungsbereit sind, muß der Faschismus nicht mehr durchgesetzt werden. Die Konzentrationslager Israels sind die palästinensischen Flüchtlingslager außerhalb der Landesgrenzen, und die Wächter kommen in regelmäßigen Abständen mit Panzern und Flugzeugen, was die Gaskammern erübrigt.

Das Interesse des Imperialismus an der Existenz Isnaels sichert dem Judenstaat nicht nur die politische Solidarität bei allen Unternehmungen, mit denen er seine "Grenzen sichert", versorgt ihn nicht nur mit dem Kriegsgerät für die Ausflüge seiner Soldateska in den Libanon und seiner Luftwaffe bis Bagdad, es sichert auch eine Politik materiell ab, die ihre Nationalökonomie ganz nach militärischen Gesichtspunkten durchorganisiert:

  • Die oft gepriesenen Kibbuzim sind keineswegs Vorbilder kollektiven Landwirtschaftens oder gar Garanten einer autarken Nahrungsmittelversorgung Israels. Vielmehr handelt es sich hierbei um Soldaten der vordersten Front, die in Grenzgebieten und im neueroberten Feindesland Festungen anlegen, Forts zum Niederhalten der besetzten Gebiete unterhalten und durch ihre daraus resultierende ständige Bedrohung fortlaufend Kriegsgründe auf Abruf bereithalten. Auf der Grundlage und zu ihrer Erhaltung betätigen sie dann auch noch den gelobten Siedlerfleiß.
  • Eine Industrie leistet sich dieser Staat, abgesehen von der Rüstungsproduktion, erst gar nicht. Es gibt zwar viele reiche Juden in Israel, aber keine Kapitalistenklasse. Größter Unternehmer für die Veredlung von Landwirtschaftsprodukten oder die Herstellung einfacher Waren des täglichen Bedarfs ist die Staatsgewerkschaft Histadruth, die so die Ausbeutung des in ihr organisierten jüdischen Proletariats in die eigene Hand nimmt und kämpferisch nur wird, wenn es gegen die "unorganisierte Konkurrenz der arabischen Lohnarbeiter" geht. So ist dafür gesorgt, daß der israelische Arbeiter keinen Klassenfeind kennt, sondern nur den Staatsfeind im Innern und außen.
  • Da der israelische Staat sich ein Militär hält, für das es keine ausreichende Basis in der nationalen Ökonomie gibt, sind das horrende Staatsdefizit sowie eine über 100prozentige Inflation ebenso chronisch wie belanglos. Solange der Westen dafür ist, daß Israel militärisch und politisch gewinnt, werden die Verluste ausgeglichen.

So verfügt Israel über alle nötigen Mittel, sich als Staat zu behaupten, der im permanenten Kriegszustand an den Grenzen lebt und seine Bürger in Uniform und in Zivil als Soldaten organisiert. Zugleich produziert dieser Staat fortlaufend die Notwendigkeit, seine Existenz so und nicht andets zu gewährleisten. Es folgt aus der Logik einer Staatsgründung durch Terrorismus, daß man sich ringsum Feinde schafft und damit tatsächlich zur Trutzburg im Feindesland wird. So wird fortwährende Expansion zur Verteidigungsnotwendigkeit, und jeder militärische Erfolg schafft das Interesse nach neuer Sicherheit, die am besten durch neue, weiter vorgeschobene Grenzen geschaffen wird. Dieses Nationalinteresse Iraels hat angesichts der vom Westen geschaffenen neuen Weltlage Hochkonjunktur: Begin und die Seinen haben sehr rasch kapiert, daß die US-Außenpolitik unter der Reagan-Administration ihrem "treuen Verbündeten" die extensive Wahrnehmung nationaler Interessen einräumt, weil und solange diese für den Ausbau der globalen Front gegen den Hauptfeind und jeden potentiellen oder dazu erklärten Sympathisanten nützlich sind. Ob sich die Juden so ihre vom Zionismus versprochene "Heimstatt" vorgestellt haben, spielt längst keine Rolle mehr: Als nahöstlicher Frontstaat dürfen sie tatsächlich immer aufs Neue Krieg ums Überleben führen und dafür töten und sterben. Und das - sie mögen sich einbilden, was sie wollen - allein deshalb, weil sie so und nicht anders erstmals geschätzte und hochgelobte Juden für den Imperialismus sind. So und nicht anders haben die Juden ihre Emanzipation erreicht: Als Kreaturen des Imperialismus - die nahöstliche Prätorianergarde der Freien Welt!

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Im europäischen Frontstaat des Westens, der BRD samt Vorposten Westberlin, verträgt sich der bürgerliche Antisemitismus mittlerweile blendend mit der Bewunderung für die jüdischen "Blitzkriege", die da weitermachen, wo "unser Rommel" aufgehört hat. Den hiesigen Juden macht es nichts aus, von den Mitmachern und Mitläufern des Nazifaschismus als "unsere jüdischen Mitbürger" an die Brust genommen zu werden, deren Volksgenossen im fernen Israel zeigen, daß auch Juden "echtes Menschentum " verkörpern, weil sie sich im Kriegmachen von niemandem etwas vormachen lassen müssen. Hinzu kommt eine gewisse Solidarität von Frontstaatsbürgern, die, wie jede Solidarität, wechselseitige Kritik einschließt und durch sie nicht getrübt wird: Während die BRD in Europa sich in der Pose des "mäßigenden Einflusses " auf die Ost-West-Beziehungen nicht nur gefällt, sondern darin auch via Osthandel sich ein Geschäft erhält, so lange es geht, liegt die Geschäftsgrundlage des Judenstaates wirklich und wahrhaftig in der "Vorneverteidigung" seiner selbst und damit in seiner Funktion als Panzerstoßtrupp der NATO tief ins gegnerische Interessengebiet, noch ehe der Hauptkrieg beginnt.

So leisten beide ihren Beitrag: Völkerverständigung und ab und an mal ein Völkermord - das sind zwei Seiten einer Medaille, mit denen die NATO-Weltfriedensordnung die Welt beglückt, bis der Krieg endgültig und eindeutig Ordnung schafft.