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Fußtruppen des Vatikan
DIE HEILIGE RESL VON KALKUTTA
Über die ostindische Millionenstadt hat bereits der Schlagersänger Vico Torriani Ende der fünfziger Jahre die Falschmeldung in die Welt gesetzt: "Kalkutta liegt am Ganges" *). Und jetzt behauptet der deutsche Kanzler Kohl, er habe sich mit der "Mutter Teresa" niemand geringeren als den "Engel von Kalkutta" in seine Oggersheimer Villa zum Kaffeeplausch eingeladen.
Früher haben Engel wenigstens/zumindest ein paar mittlere Wunder vorgeführt, bevor sie die Flügel gekriegt haben. Heute werden sie zu solchen von der Propagandaabteilung des Vatikan ernannt, und demokratische Politiker rufen "Halleluja", weil sie sowas gut brauchen können.
Im Falle der Klosterschwester Teresa, die sich "Mutter" nennen läßt, selber kein Kind hat, aber sehr dafür ist, daß alle anderen Frauen nicht zu knapp davon kriegen, demonstriert der Imperialismus sein Herz für die Verreckenden. Es ist nämlich nicht einmal so, daß "Mutter" Teresa in Kalkutta das Los wenigstens eines Hungerleiders bessert, geschweige denn verändert: Sie unterhält dort eine miserabel ausgerüstete Sterbeklinik, extra fürs westliche Fernsehen und für die politischen Sightseeing-Programme von Staatsbesuchern. Zu diesem Zwecke zieht die Handlangermannschaft der "Mutter Teresa" jeden Morgen durch die Stadt und sammelt ein paar von den Elendsgestalten auf, die sich aufs Trottoir gelegt haben zum Sterben. Dann kriegen sie bei "Muttern" eine Matratze und einen geistigen Beistand, mit dem sie auch nichts anfangen können: Erstens, weil sie eh' sterben und zweitens, weil sie in der Regel einem anderen Glauben anhängen als dem katholischen.
Das macht aber nichts: Für die Show namens Nächstenliebe ist Kalkutta eine ideale Bühne, weil's da hinten tagtäglich das Krepieren in massenhafter und ekelhaftester Form gibt (nämlich harmonisch neben dem sattesten Reichtum), und weil die Indische Union ein wichtiges Land der "Dritten Welt" ist, in dem auch fast jeden Tag jemand vorbeischaut, der wichtig genug ist, daß Presse, Funk und Fernsehen darüber berichten. Dank der Heiligen Resl von Kalkutta gibt's dann jedesmal Punkte für Kirche, Papst und Politiker. Wenn sie auch noch zum Stigmatisieren anfangen würde wie ihre verstorbene Namensvetterin aus Konnersreuth - nicht auszudenken.
Soviel zum Thema Religion und Politik. Seit einiger Zeit macht Frau Teresa Mutter auch noch engagiert selber Politik mit ihrer Religion. Fortlaufend auf der Walz und keiner traut sich fragen, wer sich denn inzwischen um die Abkratzer in Kalkutta kümmert! Die Dame hat einen so dicken Nächstenliebebonus bei der demokratischen Öffentlichkeit, daß sich anscheinend niemand auch nur respektlos zu schneuzen traut, wenn sie erzreaktionäres Gedankengut an den Mann bringt, so wie jüngst wieder in Bonn am Rhein:
"Die Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa hat die Abtreibung als den größten Zerstörer des Friedens bezeichnet."
Klar, da diese Frau den Preis verdient hat, die sich und "uns alle" fragt,
"wie man das Töten der Menschen untereinander verhindern solle, wenn schon eine Mutter ihr eigenes Kind töten könne." (Frankfurter Allgemeine, 14.7.)
Die Antwort ist einfach: Ganz einfach wie im christlichen Mittelalter, wo man abtreibende Mütter als Hexen verbrannt hat, während das Töten erwachsener Menschen von der Kirche noch in eigener Regie betrieben, angefacht und organisiert worden ist. Heute ist die Kirche sauer, daß ihr Gesetz nicht überall und auf allen Gebieten Gesetz ist. So beklagte ein Prälat namens Bocklet auf der Bonner Kundgebung mit Mutter T., daß es zwar eine Friedensbewegung gebe, aber keine "Bewegung für den Schutz der ungeborenen Kinder". Ist natürlich interessiert geflunkert, denn die Katholische Kirche ist doch eine Bewegung: Sie sagt Ja und Amen zu aller Gewalt, die von abendländischchristlichen Politikern ausgeht. Sie segnet die Waffen und steht mit Militärgeistlichen den christlichen Soldaten bei. Ihr Guru Wojtyla betet für Terroristen, wenn sie in Nicaragua Gottes Frohbotschaft mit Feuer und Schwert durchsetzen wollen. Die Katholische Kirche sagt zur Ausbeutung "Hosianna", ihre Pfaffen gehen freiwillig ins Zuchthaus - als Seelenwärter. Die Religion spendet ganzen Parteien die Weihe fürs Programm - den C-Gruppen. Kurz: Noch bei jeder Sauerei sind sie dabei - Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Rebellisch werden die Katholen nie und nimmer im richtigen Leben, sondern nur in dem Bereich, wo es noch nicht angefangen hat: Zur Rettung des "ungeborenen Lebens" geht eine Mutter Teresa auch über Leichen. Den verhungernden Müttern und Vätern spendet sie dann Trost. Der ist dieser Frau wohlfeil:
"'Wenn ein Kind unerwünscht ist, ich will es!', ruft sie unter dem Beifall der 4000 aus."
Nächstenliebe brutal: Diese Betschwester verschwendet keinen einzigen Gedanken auf Gründe und Ursachen, warum sich Frauen Kinder ganz einfach nicht leisten können, gleichgültig, ob sie sie wünschen oder nicht. Wollen müssen sie sie, weil Gott und seine fromme Teresa sie brauchen! Für solche "Wunschkinder" jettet die Ordensfrau um den Globus und kümmert sich einen Dreck, was aus den Kindern wird, für die sie agitiert: Sie verspricht ihnen das Himmelreich. Pfui Teufel!
*) "Kalkutta liegt am Hugli." (dtv-Lexikon)