Intellektuelle / Dichter / Künstler

Dieser Artikel ist in der MSZ 1-1988 erschienen.

Wer heutzutage für ein politisches Anliegen werben will, das von der offiziellen Linie abweicht, der kritisiert nicht mehr falsche Vorstellungen und argumentiert nicht länger mit guten Gründen für seine Sache - nein, der "erzeugt Betroffenheit". Das heißt, er versucht, mit seinem persönlichen Zeugnis seiner individuellen Ergriffenheit andere zu beeindrucken und bei ihnen ähnliche Gemütszustände zu erwecken.

Dieser Artikel ist in der MSZ 11-1988 erschienen.

Walter Jens ist ein verdienter Mann; als Professor in Tübingen hat er seit diesem Semester ausgedient; als selbst berufenes Gewissen der Nation wird er weiter dienen: seinem Lieblingsthema "Macht und Geist".
- Beliebt bei den Machtlosen als Sprachrohr garantiert unter die Haut gehender, garantiert folgenloser Anklagen,

Dieser Artikel ist in der MSZ 2-1986 erschienen.

Er ist durchgedreht. Die Bauern, der Lattensepp und die CSU haben ihn endgültig fertiggemacht.

Dieser Artikel ist in der MSZ 11-1984 erschienen.

Alle Jahre wieder preist sich der Imperialismus dafür, welch‘ bombige Kultur er hat, und dekoriert seine verdienstvollsten Idioten durch seine skandinavischen Nobel-Komitees in bekannt ausgewogener Manier. Als erstes erhielt

Dieser Artikel ist in der MSZ 12-1984 erschienen.

Heinrich Böll hat einen Skandal ausgemacht, der keiner geworden ist: Der ehemalige "Bild"-Chefredakteur Boenisch als Regierungssprecher. Kein Skandal wäre es für Böll gewesen, wenn Boenisch und "Bild" weiter gemeinsam gehetzt hätten; der Skandal ist auch nicht die Regierungspolitik, die Boenisch jetzt vertritt, auch nicht, wie er das macht, sondern ausschließlich, daß e r es tut.

Dieser Artikel ist in der MSZ 1-1983 erschienen.

Immer wenn deutschen Untertanen besondere Gefühle für ihre Herrschaft abverlangt werden, weil besondere Opfer anstehen, fühlen sich die Tag- und Nachtwächter der Nation, die Schriftsteller, aufgerufen, ihre Zuständigkeit für solche Gefühle besonders herauszustreichen und so zu tun, als hätten sie, seit Heinrich Heine aus Besorgnis um deutsche Zustände "um den Schlaf gebracht" wurde, kein Auge mehr zugetan.
Der Umstand, daß kein Mensch auf der Welt vom ersten Schrei bis zum letzten Atemzug von Herrschaft ungeschoren bleibt, sowie der Zufall, bei der Geburt ausgerechnet das Licht Deutschlands erblickt zu haben, nötigt in Zeiten nationaler Mobilmachung gegen den Osten 47 Schriftstellern aus der BRD und der DDR lustige Treuebekenntnisse zur Gesamtnation ab.

Dieser Artikel ist in der MSZ 3-1983 erschienen.

Im April "begegneten" sich in Westberlin 2 Tage lang Literaten aus beiden deutschen Staaten und "diskutierten über den Frieden". Unangefochten von den praktischen Beiträgen der Herren Staatsmänner, die als Chefs der NATO einen Weltfrieden ohne, und das heißt gegen die östlichen Souveränitäten durchzusetzen im Begriffe sind, beriefen sich die Damen und Herrn Dichter auf ihre ganz spezielle "Verantwortlichkeit" in Sachen Friede auf Erden als geistige Repräsentanten der Nation.

Dieser Artikel ist in der MSZ 4-1983 erschienen.

Das von Stalin dem Historischen Materialismus zugeschriebene Gesetz von der relativen Trägheit des Überbaus gegenüber seiner Basis haben Westdeutschlands Schriftsteller relativiert, indem sie schon Stunden nach der Stunde Null von 1945 anfingen, exklusiv für die erst vier Jahre später aus der Taufe gehobene Bundesrepublik Deutschland zu schreiben. In ihren Werken spiegelten sich auch später getreulich alle politischen Konjunkturen westdeutscher Demokratie ebenso wie die Phasen der Gegnerschaft zum "unfreien Teil" der "geteilten" Nation.

Dieser Artikel ist in der MSZ 1-1982 erschienen.

"Polen" ist das Stichwort des Literaten 82 und verwandter Geister: Nicht daß er zu sagen wüßte, was dort eine Regierung mit ihrem Volk anstellt, wenn sie es gewaltsam zu einer Arbeit treibt, von deren Produkten es nichts hat außer der Gewißheit, daß sie für wichtigere staatliche Aufgaben da sind. Nein, denn sonst verfaßte er nicht eine Protestresolution nach der anderen im Namen einer Freiheit, für die sich im übrigen kein Pole etwas kaufen kann, sondern bekäme erst einmal einen Schreck vor seiner eigenen Herrschaft, die in puncto Arbeitszwang der "polnischen Wirtschaft" noch einiges vormacht, und entdeckte dann vielleicht, daß der freie Gebrauch eines "kreditabhängigen" Polen durch die Bundesrepublik der Grund für dessen wirtschaftliche Misere ist.

Dieser Artikel ist in der MSZ 3-1982 erschienen.

entschuldigen sich die Herausgeber, aber es ist den Genannten gelungen, auf 2 bis maximal 16 Seiten pro Kopf ihre Verantwortung für Polen zu dokumentieren, z.T. in Gedichtform, vorwiegend in Prosa, des öfteren mit bereits mehrfach benutzten Statements.