Ein Gespenst geht um in Deutschland-West, und alle guten Deutschen fahnden nach ihm. Es heißt Antisemitismus, und wie bei allen Geistergeschichten scheiden sich die Zeitgenossen in zwei rivalisierende Lager.
Im Sommer und Herbst 1986 erbaut sich die Kulturnation an einem akademischen Streit, der dank eines Artikels von Jürgen Habermas in der "Zeit" (11.7.86) den Durchbruch in die Feuilletonseiten der großen Zeitungen geschafft hat. Sein Thema, der II.
37 illustre Geister aus dem In- und Ausland hat Rudolf Augstein eingeladen, anläßlich Führers Geburtstag ihre Auffassungen über die "Bedeutung" des Geburtstagskindes aufzuschreiben.
Die alten Warnungen, Mahnungen und Lehren, "das Schreckliche" betreffend, kommen zwar vor, durch die Bank geht es aber sehr abgeklärt zu.
Wenn sich einprägsame Daten der faschistischen deutschen Vergangenheit jähren, sind stets amtliche Worte der Besinnung angebracht. Die Kunst des Distanzierens des Rechtsnachfolgers des III.
Am edelsten ist der Humanismus der demokratischen Politmoral, derzufolge sich beim Hitler-Stalin-Pakt erstens der Abschaum der Menschheit verbündet habe, das zweitens alles Nötige über das System sage, das es heute noch gibt, wenn er sein Herz auch noch für Kommunisten entdeckt. Daß gestandene Antikommunisten sich auf die Tour verstehen, aus den Formen, in denen Genosse Stalin die Linie seiner Partei sauber hielt, die ganze Menschenwidrigkeit des Kommunismus abzuleiten, kennt man ja schon.
Eine grundsolide Reinwaschung der deutschen Wehrmacht: Genaugenommen kann der Dr. Waldheim von Glück reden, daß er nicht wegen unterlassener Widerstandsleistung vor einem deutschen Militärgericht gelandet ist!