Feindbild

Dieser Artikel ist in der MSZ 3-1983 erschienen.

Kaum verlangen die USA die Entscheidung in der "Konkurrenz der Systeme", häufen sich die Anklagen, die die "freien" Nationen gegen die Sowjetunion vorzubringen haben. Die USA erheben ihre Definition von der Sowjetunion als "Zentrum des Bösen" zum alleinigen Inhalt der Weltpolitik, und schon ist es allen europäischen Staatsgewalten ein zwingendes nationales Anliegen, ihre Politik daraufhin zu definieren und sich daran zu beteiligen.

Dieser Artikel ist in der MSZ 11-1983 erschienen.

Systematik

Wer es ganz einfach nicht leiden kann, daß Staaten bei der Durchsetzung ihrer Interessen beständig Elend, Terror und Leichen produzieren, dem wird bei der US-Invasion in Grenada gewiß nicht als erstes Stichwort "Afghanistan" einfallen. Das blutige amerikanische Eingreifen in der Karibik wird durch das, was in Afghanistan geschieht, weder entschuldigt noch irgendwie schlimmer, und erklärt wird es dadurch schon überhaupt nicht.

Dieser Artikel ist in der MSZ 11-1983 erschienen.

Systematik

Die westliche Berichterstattung über die Sowjetunion orientiert sich an den Kriterien der Feindbildpflege. Ihre Überzeugungskraft gewinnt sie daraus, daß an die Urteile vorab geglaubt wird, die da an beliebigen Beispielen bebildert werden.

Dieser Artikel ist in der MSZ 2-1982 erschienen.

Systematik

Während die westlichen Staatsmänner beschließen, den Ostblock mit Hilfe seiner ökonomischen Abhängigkeit zu bestrafen und die ökonomische Basis des Kriegsgegners noch ohne den Einsatz wirklicher Waffen zu zerstören, tun die Agitpropleute der Demokratie ihre Pflicht und finden tiefere Gründe. In aller Freiheit - auch und vor allem gegenüber den Gesetzen der Logik, um die sich parteilicher Journalismus wohl noch nie so wenig hat kümmern müssen wie in den jetzigen Zeiten - wird der Menschheit die Order verdolmetscht, daß und warum der Kommunismus am Ende ist: An seinen eigenen Unfähigkeiten geht er zugrunde; die Offensive der NATO ist also letztlich als eine Art Sterbehilfe in etwas größerem Maßstab zu verstehen.

Dieser Artikel ist in der MSZ 3-1982 erschienen.

Ausländische Staaten werden nicht nach den politologischen Idealen von Freiheit, Gleichheit und Demokratie gemustert, auch nicht nach den praktischen Umgangsformen demokratischer Herrschaft, sondern nach den Ansprüchen an eine für die eigenen Interessen brauchbare stabile Herrschaft. Wenn der Einsatz von Gewalt gegen das Volk das Kriterium wäre, man käme aus dem Verurteilen nicht heraus.

Dieser Artikel ist in der MSZ 4-1982 erschienen.

Systematik

Daß Israel als Staat ein Recht auf militärischen Vormarsch hat, steht für westliche Beobachter außer Zweifel. "Legitime Selbstverteidigung" eben.

Dieser Artikel ist in der MSZ 5-1982 erschienen.

Systematik

Seit dem polnischen Aufstand haben Krisen berichte aus dem Ostblock über Planrückstände, Preiserhöhungen und Versorgungsmängel ihren festen Platz im Nachrichtenwesen, so daß die Probleme einer polnischen, russischen oder DDR-Hausfrau inzwischen bekannter sein dürften als die einer bundesdeutschen, die ja nicht Schlange steht, sondern bloß ihr Anspruchsdenken zurückschraubt.
Opfer der Bevölkerung, wie sie in einigen Weltgegenden von wegen Unterentwicklung seit Jahrzehnten schon erst gar nicht zur Kenntnis genommen, in anderen nicht so genannt, sondern als notwendiger Beitrag des einzelnen für die Freiheit eingefordert werden - im Osten fungieren sie als ein Beweismittel.

Dieser Artikel ist in der MSZ 6-1982 erschienen.

Während Meinungen über fremde Länder sonst ihre Konjunkturen haben, in Einzelfällen auch gar nicht vorhanden zu sein brauchen, so daß die Weltkarte des Normalbürgers viele weiße Flecken aufweist die Meinung über den Ostblock ist, seitdem es ihn gibt, dauerhaft und in sich unerschütterlich. So opportunistisch die Einschätzung dei Ölscheichs den unterschiedlichen politischen Kalkulationen gefolgt ist, so dogmatisch verfährt sie gegenüber dem zum Hauptfeind erklärten Ostblock.

Dieser Artikel ist in der MSZ 6-1982 erschienen.

Systematik

So beginnt ein "Time"-Kommentar, der anläßlich des Führungswechsels im Kreml ein "Dilemma" der Reagan-Politk gegenüber der UdSSR konstatieren will. Diese der eigenen nationalen Interessen und Macht gewisse Feindschaftserklärung, macht aus dem eigenen aggressiven Kurs kein Hehl und bemüht für die Gegnerschaft gar keine anderen Gründe mehr als das eigene Ultimatum, daß die Sowjetunion sich aus der Weltpolitik zurückzuziehen hat, sowie die Drohung, ihr dafür mit der eigenen Übermacht eben die häuslichen Probleme an den Hals zu schaffen, auf deren Anerkennung man sie verpflichten will.

Dieser Artikel ist in der MSZ 2-1981 erschienen.

Systematik

"Auf seinem wohl letzten Parteitag rief Leonid Breshnew, 74, noch einmal, trotz Reagans Schelte, zum Akkord mit dem Westen, beklagte heimische Versorgungsmängel, empfahl Verzicht auf das utopische Parteiprogramm - und drückte sich um die brennendsten Probleme Polen und Afghanistan herum. Dann besetzten Soldaten den Sitzungssaal."