Ausgerechnet die demokratische Institution, in der potentiell jeder männliche Bürger einige Zeit seines Lebens - oder im Ernstfall unter Einsatz seines Lebens - ohne jede Gegenleistung und ohne auch nur den Schein eines irgendwie gearteten persönlichen Vorteils dem Staat zu dienen verpflichtet ist, die Institution, in der Halberwachsene bedingungslosen Gehorsam, fraglose Disziplin, also die selbstverständliche Unterwerfung der ganzen freien Person unter ein Kommando lernen, mit dem Vorgesetzte im Kriegsfall über Leben und Tod entscheiden; die Institution, in der die Jugend aller Klassen kaserniert, einem exakt ausgeklügelten Zwangsregiment unterworfen, bis zur physischen Erschöpfung gedrillt und schikaniert, andererseits aber der ödesten Langeweile ausgesetzt wird - kurz, zur nahezu unentgeltlichen Aufgabe ihrer persönlichen Freiheit und des Privatlebens verpflichtet ist; ausgerechnet das Militär also erfreut sich hierzulande wie in jedem ordentlichen Staat der fraglosesten Zustimmung.
Der unmittelbare Widerspruch dieser Erziehung in der ‚Schule der Nation‘ und ihres Zwecks zu den ‚alltäglichen Vorstellungen und Praktiken des bürgerlichen Subjekts führt zwar zu Beschwerden der Betroffenen und zu allen möglichen ‚Drückebergereien‘, veranlaßt aber niemanden zu dem Gedanken, daß die Verteidigung demokratischer Herrschaft nicht dem Volk dient, sondern umgekehrt.