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DER KLEINE UNTERSCHIED ZWISCHEN STEFFI UND KATHARINA
"Man kann uns nicht gerade als Fans von Boris Becker und Steffi Graf bezeichnen. Doch in ihrer Sportart gehören sie nun mal zu den Besten. Auf die Frage 'Warum braucht die BRD Idole wie Boris Becker und Steffi Graf?' stellen wir die Gegenfrage: 'Warum braucht die DDR Idole wie Katharina Witt?' Sie war in ihrer Sportart die Beste und wurde, unserer Meinung nach, übertrieben hochgespielt gegenüber anderen Sportlern. Das liegt unserer Meinung nach aber nicht an den Sportlern, sondern an den Medien.
Heike und Martina, Berlin
Es ging in dem Beitrag um die Profitennisspieler Boris Becker und Steffi Graf, um Leute und Institutionen, die an und mit beiden Geld verdienen, sie zu gesellschaftlichen Idolen hochpäppelten, um damit Widersprüche und Mißstände des eigenen Systems zu kaschieren. Belegt wurde das mit sachlichen und treffenden Zitaten aus der BRD-Presse - und damit auch eingestanden. Weder spielt der Autor den Trainingsfleiß der beiden herunter noch mißachtet er ihre sportlichen Erfolge - von einer Geringschätzung des Tennis als Sportart ganz zu schweigen. Daß jede Gesellschaft sich ihr entsprechende und sie charakterisierende Idole, Vorbilder, Gallionsfiguren - wie immer man das auch nennen mag - schafft, das ist verständlich und legitim. Aber die alte Weisheit "Wenn zwei das gleiche tun, dann ist es lange noch nicht dasselbe!" hat auch und gerade in diesem Zusammenhang ihre Berechtigung. Allerdings wäre das, zugegebenermaßen, unter Umständen einen eigenständigen Beitrag wert...
Aus dem Artikel 'Direkt'veröffentlicht in: NEUES LEBEN (Jugendmagazin), OstBerlin, Nr. 8/89."
Nichts gegen Boris und Steffi, nichts gegen Tennis, nichts gegen Sportidioten und ihren Fanatismus als Vorbild für die Jugend, nichts gegen Sporterfolge als Ausweis der Qualität der Nation - wem soll denn dann da noch der ausschlaggebende Unterschied zwischen Kapitalismus und Sozialismus einleuchten?