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DER TOD EINES MÄDCHENS
Bis Redaktionsschluß sind 189 Palästinenser in den besetzten Gebieten durch die Kugeln israelischer Soldaten ums Leben gekommen. Sie sind Statistik; eine bestenfalls bedauerliche, jedenfalls unvermeidliche Leichenstrecke, mit der Israel den Aufstandsversuch in seinen Besatzungszonen unter Kontrolle hält. Im April gab es erstmals seit einem halben Jahr ein Todesopfer, das sogar namentlich in die Weltpresse kam: Tirza Porat, 15 Jahre alt, Israeli! Ein paar Tage lang wurde das Opfer weltöffentlich beklagt und die Tragödie nachempfunden.
Danach räumte der Generalstab der Armee ein, daß Tirza Porat außer von arabischen Steinen auch von einer Kugel im Kopf getötet worden ist, die von einem jüdischen Sicherheitsbeamten abgefeuert worden ist. Und der Fall wurde wieder abgelegt.
Woran man sehen kann:
Leiche ist längst nicht gleich Leiche. Und eine israelische verdient gerade deshalb besondere Würdigung, weil gelegentlich das Beweismaterial für die israelische Staatsideologie knapp wird, nach der sich Israel in einer ständigen Verteidigungsbereitschaft befindet, nach der die ganze israelische Kriegsmaschinerie nur dazu da sein soll, Leib und Leben israelischer Staatsbürger zu schützen. Aus Gründen der Glaubwürdigkeit dieser Sichtweise ist dann die Weltpresse regelrecht dankbar, wenn nach den vielen palästinensischen Opfern auch einmal ein israelisches anfällt.