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Dieser Artikel ist in der MSZ 7-1987 erschienen.
Die Hochschulreform im Lichte eines sinnvollen Studiums
Vom Dienst ihres Studiums für die Allgemeinheit sind protestierende Studenten überzeugt. So sehr, daß ihnen die Hochschulgesetznovelle als ein einziger Anschlag auf die "sinnvolle Ausbildung" vorkommt. Woher haben sie bloß diesen Idealismus? Im Lichte der fachspezifischen Ideale, die sie ansonsten bereitwillig lernen, läßt sich die Sache mit dem Schaden, den der Gesetzgeber da anrichten soll, ganz leicht viel optimistischer sehen:
Die Ökonomen sollten sich die Studiengebühren als Maßnahme zur Beförderung der Allokationsfunktion des Marktes vorstellen, auf dem bekanntlich schon deshalb alles seinen Preis haben muß, damit sich das wundersame Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage herstellt, um das es doch letztlich wegen der Funktionsfähigkeit der Wirtschaft zu gehen hat. Daß dabei alle Bedürfnisse, außer zahlungsfähigen, unter den Tisch fallen müssen, dürfte ihnen doch aus dem Ökonomieseminar bekannt sein...
Die Soziologen sollten sich die Regelstudienzeit einfach als einen Fall der Herstellung von Erwartungserleichterung seitens der Regierung erklären, mit der sie den Studenten ermöglicht, sich in ihre Rolle hineinzufinden und den Normen zu entsprechen, ohne deren Geltung ein funktionsfähiger gesellschaftlicher Zusammenhang nun einmal nicht denkbar ist. Daß dafür abweichendes Verhalten unbedingt sanktioniert gehört, dürfte ihnen doch aus jeder Soziologieeinführung vertraut sein...
Die Pädagogen sollten sich bei der Neuordnung des Studiums daran erinnern, wie unbedingt erforderlich Leistungsmotivation ist, damit am Heranwachsenden die Fähigkeiten zur Entfaltung gebracht werden, die es ermöglichen, ihn seiner Begabung entsprechend zu fördern, weswegen die Durchfallquoten letztlich nur zu verstehen sind als die Beseitigung einer Situation pädagogischer Unterforderung, von der noch jeder Lehrer weiß, daß die auf jeden Fall vermieden werden muß....
Den Psychologen könnten doch Steilkurse als notwendiger Reiz einleuchten, den es unbedingt braucht, um bei den Studenten die Reaktion hervorzurufen, die ihnen ein adäquates Verhalten gegenüber ihrer Umwelt ermöglichen. Wie sollen sie denn sonst die Verhaltenssicherheit herausbilden, die doch jeder so nötig braucht:
Und die Philosophen? Denen dürfte es nicht schwerfallen, im Lichte von Kant und Aristoteles die Sinnfrage zu stellen und den Zwang als Freiheit zu schätzen - falls sie sich nicht lieber mit der Frage beschäftigen möchten, wie man überhaupt gegen Maßnahmen sein kann, von denen man noch nicht einmal genau sagen kann, ob sie der Erkenntnis zugänglich sind.