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Auf gut deutsch: Abrüstung!
"Hardthöhe will 200 neue Raketen mit konventionellen Sprengköpfen
Angesichts der möglichen Null-Lösungen im atomaren Mittelstreckenbereic will das Verteidigungsministerium seine militärische Rüstung durch konventionell bestückte Raketen verstärken. Zusätzlich zu einer Modernisierung der 71 Pershing-1A-Raketen der Bundesluftwaffe, deren atomare Sprengköpfe die USA unter Verschluß halten, sollen weitere rund 100 Pershing-Systeme mit konventionellem Sprengkopf angeschafft werden. Dem Vernehmen nach geht es dabei um eine verkürzte Version des Raketentyps Pershing 2, der im Rahmen der NATO-Nachrüstung in der Bundesrepublik stationiert worden war. Die Rakete soll 500 Kilometer weit reichen und vornehmlich dazu dienen, gegnerische Flugzeuge schon bei ihrem Abheben von Stützpunkten in der DDR, CSSR und Westpolen auszuschalten.
Das Verteidigungsministerium will damit offenbar der Forderung aus dem amerikanischen Könzept FOFA ('Follow-on-Forces-Attack') Rechnung tragen, das militärische Schläge in das Hinterland des Angreifers vorsieht. Wie weiter zu erfahren war, sollen die neu anzuschaffenden Raketen nicht Pershing genannt werden, um dieses Reizwort zu vermeiden. In Rede steht in Anlehnung an den vorgesehenen Zweck Counter Airfield Air-Missile (CAAM). Bei den rund 100 Raketen handelt es sich nicht um das im Bundeswehrplan aufgeführte Vorhaben eines 'Abstandsflugkörpers' mit einer Reichweite von 400 Kilometern. Dieses System sei das deutsch-britische-amerikanische Projekt eines langsamen fliegenden Marschflugkörpers, der von Flugzeugen abgeschossen werden könne. Es trage die Fachbezeichnung 'LRSOM'." (Süddeutsche Zeitung, 13./14.6.)
Eines kann man den unermüdlich um den Frieden besorgten Politikern in Bonn wirklich nicht nachsagen: daß sie verheimlichen würden, was sie umtreibt. Sicher, die Aufmarschpläne der westdeutschen Armee werden nicht veröffentlicht, aber die gehen ja auch wirklich niemanden etwas an. Doch daß die Strategen von der Hardthöhe Abrüstung für einen unverzeihlichen Quatsch halten, das sagen sie ehrlich jedem, der es wissen will. Sie erklären allen, die sich hoffnungsvoll wundern, daß vielleicht zum ersten Mal in der Geschichte der Kriegsvorbereitung echte Atomraketen wirklich verschrottet werden, wie sie das fast so ähnlich, aber doch etwas anders sehen: Wenn bei uns Kriegsgerät der einen Art weggeschafft wird, dann mag das ja gut für den Frieden sein, aber daß dafür auf andere Art die Lücke wieder vollgestopft werden muß, von wegen des Friedens, das ist doch glasklar; und leuchtet jedem echten Deutschen sofort ein.