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Dieser Artikel ist in der MSZ 12-1983 erschienen.
USA IN NICARAGUA
Im Windschatten der"Befreiung Grenadas" ist eine andere, bereits angelaufene Befreiungsaktion aus den Schlagzeilen gerückt: der US-Krieg gegen Nicaragua.
Auf den hinteren Seiten der demokratischen Presse wird allerdings fleißig darüber spekuliert, wie die Freie Welt auch dieses Problem endlöst: Verstärkung der Contras, Krieg zwischen Honduras und Nicaragua oder US-Invasion nach Hilferuf der Anrainer, eventuell der innernicaraguanischen Opposition und mit "verbündeten Truppen". Fest steht dabei, daß die sandinistische Abteilung des "internationalen Terrorismus" weg muß, und zwar aus folgenden, für jeden freiheitlich gesinnten Menschen zwingenden Gründen:
30 Jahre lang hat diese "Bananenrepublik" unbeachtet und friedlich existiert. Erst herrschte dort der erste der Somozas, "unser Hurensohn", wie ein US-Präsident ihn nannte. Dann kam der zweite und dann der dritte der Familie. Dieser brachte es bis zur Generalvertretung von Daimler-Benz für ganz Mittelamerika. Und dann war der Friede zu Ende. Die einheimische Friedenstruppe, Somozas Nationalgarde, versagte, obwohl sie einige zehntausend Menschen zwecks Friedenssicherung umbrachte. Richtige "Hurensöhne" ergriffen die Macht - nämlich nicht "unsere". Seitdem gibt es in Nicaragua keinen Frieden mehr. Schwere Anschläge gegen die Sicherheit der westlichen Welt gehen auf das Konto der neuen Machthaber:
- eine Alphabetisierungskampagne,
- eine regelmäßige Mahlzeit fürs einfache Volk,
- den Bauern wurde das Schießen beigebracht von Cubanern und Sachsen,
- ein sowjetischer Botschafter durfte in Managua ungehindert eine Agentur des "Weltterrorismus" eröffnen,
- und sogar die Mercedes-Vertretung geriet in die falschen Hände!
So wurde aus einem Volk von ungebildeten Bauern und hungrigen Tagelöhnern unter "sowjetischer Anleitung" eine Masse von "internationalen Terroristen", die sogar vor Pfiffen gegen den Papst nicht zurückschreckte. So wurden die Kosten für die Wiederherstellung der Freiheit in die Höhe getrieben. Ein freiheitlicher Putsch nach chilenischem Vorbild ist nicht mehr bezahlbar. Er muß von außen kommen. Zudem wird der katholischen Amtskirche Nicaraguas, die zum Frieden mit den Aggressoren mahnt, das Leben schwer gemacht. Das "Liebe die Marines!", das die Bischöfe dort propagieren, genießt nicht die Toleranz der sandinistischen Machthaber, und es gibt nicht mal das Recht auf Kriegsdienstverweigerung! So müssen denn die USA für die Freiheit und drn Frieden auf der Welt ihr gutes Recht wahrnehmen und ihre Pflicht erfüllen. Die Macht dazu haben sie sowieso.
Nach dieser Mission wird das weltweite Vertrauen in die USA gewaltig steigen. Bleibt vom deutschen Standpunkt aus nur noch ein kleines Problem: Wird die Bundesregierung rechtzeitig informiert und um ihren Rat gefragt?