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"NICHT SCHWEIGEN"
können "Philosophen in Deutschland, wenn deutsche Politiker im Begriff sind, Leben, Humanität und Vernunft durch Unwissenheit, Leichtfertigkeit oder Befangenheit im atomaren Abschreckungsdenken aufs Spiel zu setzen." (Süddeutsche Zeitung vom 17. November)
Ihr bißchen Geld verwenden die deutschen Denker im Staatsdienst von Herrn Prof. Apel bis Herrn Prof. Zimmermann ausgerechnet dafür, um eine halbe Seite in den redaktionellen Teil führender westdeutscher Tageszeitungen einrücken zu lassen, auf der sie dem einfachen Volk ihre "Analyse der zugänglichen politischen und militärischen Tatsachen" zukommen lassen.
Verstanden haben sie allerdings rein gar nichts: kein Wunder bei Leuten, die nicht aufs Begreifen, sondern aufs Erfinden von Begriffen stolz sind:
"Die bevorstehenden Rüstungsmaßnahmen in Europa und die strategischen Aufrüstungsvorhaben der USA und der UdSSR stellen eine nicht länger zu verantwortende Steigerung der atomaren Kriegsgefahr dar."
Simple Verwechslung von Grund und Mittel. Falsche Subjektbestimmung. Deshalb Zuflucht zum unausgewiesenen ethischen Imperativ einer subjektlosen Verantwortung. "Wir"? Nicht Waffen an sich (= willenlose Objekte) können Kriegsgefahr (unterstellt Absicht zur Konfrontation) darstellen. Umgekehrt: Der Wille legt sich die Mittel zu, um sich zu äußern. Nicht USA und UdSSR (völliges Durcheinander von actio und reactio), sondern die NATO rüstet und dringt mit Waffen auf Entwaffnung. Wer kann hier nicht länger "verantworten"? Alle aktiv Beteiligten verantworten voll!
"Vor allem die Stationierung amerikanischer Pershing-II-Raketen in der Bundesrepublik Deutschland bedeutet keine Stärkung, sondern eine empfindliche Schwächung der Sicherheit unseres Landes."
Das ist subjektiver Idealismus: In der real existierenden Außenwelt bedeuten Waffen für einen Staat Stärke, und nur diese ist Sicherheit für Staaten. Um die geht es schließlich bei Rüstung, nicht um etwaige Auswirkungen auf die Menschen.
"Auch ein 'begrenzter' Atomkrieg aber macht menschenwürdiges Leben unmöglich. Ihn in die militärische Planung einzubeziehen oder auch nur glaubhaft mit ihm zu drohen, ist moralisch unverantwortlich und durch keine angeblich übergeordneten Zweck zu rechtfertigen."
Logisch unhaltbare Prädikatszuweisung (obwohl Wolfgang Stegmüller mitunterzeichnet hat!) oder "semantische Verwirrung"? Man muß erst einmal 'Krieg' mit 'menschenwürdigem Leben' zusammendenken, um dann einen Sonderfall von Krieg aus der Summe menschwürdiger Möglichkeiten ausscheiden zu können. Der militärischen Planung wird ein klassisches Scheinproblem aufgemacht. Für sie zählt der emphatische Pseudobegriff 'Leben' nicht, sondern nur die quantifizierbaren Zahlen von Überlebenden und Toten. Diese bestimmt sich durch operative Strategie und Logistik und durch keinerlei diesen 'übergeordnete Zwecke'. Solche werden von der Politik als Ehrentitel reklamiert, und die Philosophen fallen drauf rein, weil sie alles als Verwirklichung von ethischen Werten problematisieren - und sich sehr gefragt vorkommen.
"Werte schützen zu wollen, indem man die Menschen, in deren Dienst sie stehen, zum bloßen Mittel verselbständigter politischer oder ideologischer Interessen macht, ist widersinnig und Ausdruck eines menschenverachtenden Zynismus."
Und das von Philosophen! Ein ganzer Berufsstand, der nur davon lebt, daß es angeblich Werte geben soll, die über der vereinzelten Subjektivität stehen, die lohnen sollen, für sich festgehalten zu werden, unterwirft heuchlerisch auf einmal die Idee dem praktischen Handeln! (Und das haben Sie unterzeichnet, Herr Prof. Dr. Egidius Schmalzriedt aus Tübingen!) Und doch auch wieder typisch philosophisch: Daß Menschen bloße Mittel von Kapital (im Betrieb), Staat (nicht bloß bei der Bundeswehr) sind, das ist einem modernen deutschen Denker noch nie aufgestoßen - aber Mittel verselbständigter Politik und Ideologie - igitt!
Also mußten "Philosophen in Deutschland" unterschreiben, um "Leben, Humanität und Vernunft" zu schützen - fragt sich nur, vor was?: vor "Unwissenheit, Leichtfertigkeit oder Befangenheit im atomaren Abschreckungsdenken." So heißt 1983 die philosophische Auflösung der NATO: Dumm, fahrlässig, borniert! Das schiere Gegenteil des Tiefsinns, den ein deutscher Philosoph sich zugute hält! Den nächsten Weltkrieg hernehmen als Profilpflege einer Denkerzunft - das ist nicht einmal mehr "menschenverachtender Zynismus", eher peinlich.