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THE BOYS FINALLY AT HOME!
Kürzlich an einem Herbsttag im Jahre 1982 marschierten 100.000 ehemalige Vietnamsoldaten durch Washington, veranstalteten ihre eigene Siegesparade und spendeten sich aus gesammeltem Geld ein Vietnam-Krieger-Denkmal. 7 Jahre nach Beendigung des Vietnamkriegs, so hieß es, fühlten sie sich endlich wieder zu Hause:
"'Nach 7 Jahren kommen wir nach Hause', sagten sie. An diesem Tag brauchten sie sich nicht mehr darüber zu beklagen, daß 'man ihnen noch nicht einmal Freikarten für Baseball zur Verfügung stellt, wie den Iran-Geiseln. An diesem Tag fuhren sie kostenlos mit den Taxis in der Hauptstadt herum." (Newsweek, 22.11.)
Der Zug der 100.000, angeführt vom Vietnamoberkommandierenden Westmoreland und bestehend aus "Cowboys, Hell-Angels, Gewerkschaftern, Unternehmern und Arbeitslosen", der ganzen Vielfalt Amerikas also, symbolisierte die "endlich wiederhergestellte Einheit der Nation."
Wieso sind sie erst jetzt und gerade jetzt nach Hause gekommen? Weil Teile der Nation damals die Soldaten, als sie aus Vietnam zurückkehrten, nicht mit der gebührenden Begeisterung empfangen haben. Von Hippies seien sie als Baby-Killer beschimpft worden, von Weltkriegsteilnehmern als Verlierer und im zivilen Leben hatten sie es schwer. Statt der gewonnenen Schlachten wurden die Rauschgiftsüchtigen gezählt. Kaum einer wollte ihnen ein Bier spendieren und ihre Geschichten anhören. Die Behandlung ihrer Kriegstraumata in psychiatrischen Kliniken sowie die Entschädigung für die Folgen von Agens Orange, das sie in Vietnam versprühten, mußten sie sich per Lobby erkämpfen. All dies, der normale Umgang vom Staate also mit seinem Menschenmaterial, das in Kriegen verschlissen wurde und anschließend nicht mehr brauchbar ist, hat die amerikanische Öffentlichkeit vor Jahren als eine bestehende Wunde entdeckt. Muß es für die Nation nicht gleichgültig sein, ob ihre Boys nun siegreich gekämpft haben oder aus einem "verlorenen" Krieg zurückkehren? (Vietnam hat man zwar erfolgreich in die Steinzeit zurückgebombt, sich mit einem so kleinen Land aber solange rumgeschlagen zu haben, ohne daß es kapituliert hat, das heißt dann "verloren"!) Ist nicht die Tatsache, daß sie für Amerika gekämpft haben, Grund genug, endlich zu vergessen, ob man für oder gegen diesen Krieg war? Schließlich geht die Nation neuen Prüfungen entgegen, und es wird Zeit, sich auf Traditionen nicht nur zu besinnen, sondern die in ihnen gefeierten Tugenden des Schlachtfelds im zivilen Leben - zwischen den Kriegen - zum Einsatz zu bringen:
"Einer der Marines nahm die Fahne und stand unbeweglich in der Mitte des Denkmals. Sie zündeten Streichhölzer an und leuchteten mit Scheinwerfern auf die Fahne. Sie sangen 'Amerika' und sie weinten. 'Sie brauchen keine Fahne für uns zu hissen', sagte T. McConell, einer von den 'Marines', der arbeitslos ist. 'Wir sorgen selbst für uns. Das haben wir immer gemacht und werden es immer tun.'" (Newsweek, 22.11.)