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Dieser Artikel ist in der MSZ 3-1982 erschienen.


SPRÜCHE UND WIDERSPRÜCHE

You can't always get what you want

"Am 10.Juni treten die Rolling Stones in München auf und nicht wenige Linke überlegen sich, oder haben sich schon eine Karte besorgt, um in Münchcn Satisfaction zu leben statt in Bonn. Zweifelsfrei können die Stones für manchen Oldie ein Leckerbissen sein. Es sollte aber keine Frage sein, daß Ruby Tuesday etc. einer Demonstration gegen den US-Imperialismus in der 3.Welt und den Nato-Nachrüstungsbeschluß untergeordnet sein muß! Manchmal zweifele ich echt am politischen Bewußtsein der sogenannten Linken!

Des weiteren ist es auch eine Farce, wenn sich jene 'Linke', die zum Stones-Konzert gehen, ihr 'Gewissen' insofern beruhigen, daß sie ein Transparent mitnehmen, wie z.B.: 'Jagger statt Reagan'. Von den Rolling Stones gibt es einen Song: Streetfighting man; dieser sollte in Bonn umgesetzt werden und nicht in München." ("Ein notwendiger moralischer Appell" - Leserbrief in der "taz" am 19.4.82)

Wird schlecht gehen! Wie heißt es doch so schön in "Streetfighting man": "What can a poor boy do... but playin' in a Rock'n Roll-Band..."

Kein antikommunistischer Witz

entfuhr dem DKP-Vorsitzenden bei seinem Besuch in der DDR, von dem die "UZ-Zeitung der DKP" am 30. April auf S. 5 berichtete, sondern ein ernst gemeinter Systemveraleich zum Lob des deutschen realen Sozialismus war beabsichtigt:

"'Bei uns', so der DKP-Vorsitzende, 'dreht es sich um das Problem, Arbeit zu schaffen, in der DDR dagegen darum, die Arbeit zu schaffen.' Auf die Betonung kommt es an. Kein Zweifel, daß der die DDR betreffende Teil der Aussage erfüllt wird."

Kein Zweifel auch darüber, wie sich dieser deutsche Kommunist den Unterschied zwischen dem realen Kapitalismus und seinem Ideal von Sozialismus in der BRD vorstellt:

"Bei seinem Besuch im Braunkohlenrevier" von Zwenkau, DDR, "sagte Herbert Mies den Kumpels des Tagbaus, er liebe das Ruhrgebiet und auch das Aachener Braunkohlegebiet - am liebsten seien ihm jedoch die Kohlereviere, von deren Schächten die rote Fahne wehe und an denen Losungen angebracht seien wie in Zwenkau."

Das freut den Arbeitsmann, wenn er sich nach der Schicht den Staub aus der Lunge hustet und am Zechenausgang lesen kann, daß er versprochen hat

"bis zum 1. Mai einen Planvorsprung schaffen zu wollen."

Wo steht der KBW heute?

Aus Leserkreisen erreichen die MSZ-Redaktion immer wieder interessierte Anfragen (bislang schon zwei), was denn aus dem KBW seit unserem letzten Bericht (vgl. MSZ Nr. 4/1981 "Nachruf auf den KBW: Der KBW entwickelt sich weiter") geworden ist. Die Antwort ist einfach: Einerseits ist er immer noch der alte, andererseits noch weiter. Als Beleg zwei Zitate aus der KVZ vom 14. Mai, S. 3 bzw. S. 4:

"Daß Westberlin quasi entmilitarisiert ist, ist nur die halbe Wahrheit, es ist damit auch zugleich entwaffnet."

"Bloß durch Arbeit kann die Linke der Bewegung nutzen... Praktisch, und das wäre das andere, sollte man jetzt vielleicht doch gemeinsam den Aufbau von unabhängigen Wählerinitiativen für die Kanditatur der GRÜNEN in Angriff nehmen, um in den Landtagswahlkampf politisch wirksam einzugreifen, statt zuzuschauen."

Helgoland abgekoppelt...

"160 Bewohner der Insel Helgoland sowie Mitglieder der SDAJ haben die Nordseeinsel zur atomwaffenfreien Zone erklärt. Im Wortlaut einer Deklaration heißt es: 'Atomwaffenfreies Helgoland - auf der Insel ist es verboten, Atomwaffen jeglicher Art zu lagern oder zum Einsatz zu bringen.' Die Erklärung fand auch die Zustimmung zahlreicher Feriengäste der Insel."

("Deutsche Volkszeitung", 8.April 82, S. 2)

... und dann halb Frankfurt!

"Die Unterzeichner dieses Antrags fordern den Ortsbeirat 7 auf, dafür Sorge zu tragen, daß der Magistrat der Stadt Frankfurt mit den zuständigen Stellen in Verhandlung tritt und vereinbart, die Stadtteile Rödelheim, Hanen, Westhausen und Praunheim zur 'Atomwaffenfreien Zone' zu erklären." (in: Flugblatt einer "Friedensinitiative der Stadtteilinitiativen Rödelheim und Hausen", verteilt Anfang Mai in Frankfurt/Main)

Das schärfste Arbeitsplatz-Argument

stammt diesmal uon der KPD ("Roter Morgen"), erschienen in der "Betriebszeitung für Arbeiter und Angestellte der HDW" (Werft in Kiel) vom 22.4.82:

"Man stelle sich einmal Folgendes vor: Im Konflikt um die Falkland-Inseln kommt es zwischen Argentinien und Großbritannien zum Seekrieg... Würden im oben unterstellten Seekrieg die bei HDW-Kiel gebauten argentinischen U-Boote versenkt, würde alle Welt sagen: Diese Dinger taugen nichts. Kein noch so machtgieriger Operettengeneral würde mehr an HDW-U-Boote denken. Die Werft hätte keinerlei U-Boot-Aufträge mehr. Weitere Entlassungen wären die Folge."

FJS - ein Agent der Friedensbewegung?

"Zusammenfassend ist festzustellen, daß der damalige Bundesminister der Verteidigung, Strauß... die Kampfkraft und Einsatzbereitschaft der Bundeswehr stark beeinträchtigt, ihren Aufbau um mindestens drei, wahrscheinlich sogar fünf Jahre verzögert und diese Nachteile auch in voller Kenntnis ihres Ursprungs und ihrer möglichen Folgen nicht zu beheben, sondern zu vertuschen versucht hat." (Aus: Schwarzbuch: Franz Josef Strauß, hrg. von Jusos, Judos, Falken und Bernt Engelmann)

Gut gegeben!

"Auch Schlagworte allein können den Menschen in der Dritten Welt nicht helfen, Mitmenschlichkeit und partnerschaftliche Hilfe sind hier angebracht." (aus: "Demokratische Blätter" des RCDS, Nr, 2/1982, S. 2)

Militärlandschaft an der Uni Kassel

"An den Verein zur Förderung des studentischen Pressewesens e.V., Heßstr. 82, 8000 München 40.

Zur Zeit arbeite ich (Student in Landschaftsplanung) an einer Studienarbeit mit dem Thema: Landschaft und Militär. Da es zu diesem Thema nur wenig Literatur gibt, würde ich mich freuen wenn Ihr mir Auskunft geben könntet, an wen ich mich noch wenden könnte, oder falls Ihr zu diesem Thema Veröffentlichungen habt, könntet Ihr mir diese bitte zusenden.

Mit freundlichen Grüßen,..., 5.5.82."

An Veröffentlichungen unsererseits fällt uns auf Anhieb nur der Artikel über Falkland/Malvinas in der letzten MSZ (Nr. 2/1982) ein, wo ausführlich nachgewiesen wird, daß sich der dort laufende Krieg landschaftlich garantiert nicht lohnt. Ansonsten empfehlen wir Dir als kompetenten Experten Herrn Luis Trenker ("Berge in Flammen") und verbleiben mit dem guten Rat, Dir entweder in Zukunft kein so saublödes Thema mehr aufhängen zu lassen, bzw. gleich dieses zum Anlaß zu nehmen, eine Kampagne gegen die Militarisierung der Wissenschaft zu entfesseln. Das würde zwar nicht in die Universitätslandschaft passen, wäre uns aber sehr recht!

Inkompetente Grüße, MSZ-Redaktion