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Dieser Artikel ist in der MSZ 2-1982 erschienen.

Laffer
MIT ELAN IN DIE REAGAN-KURVE

Seit den steuerpolitischen Beschlüssen der amerikanischen Regierung, die Einkommensteuer verteilt über drei Jahre um 5, 10 und 1O%, die Kapital- und Vermögenssteuer von 70% auf 50% zu senken und die Abschreibungsmöglichkeiten zu erleichtern, wurde neben Gilder - einem weiteren Ökonomen die Ehre zuteil, zu den Vertretern der 'Reaganomics' gezählt zu werden: Arthur B. Laffer, nebst gleichnamiger Kurve.

Mit seinem Gesetz über die Abhängigkeit des Steueraufkommens von den Steuersätzen und der daraus 'abgeleiteten' Notwendigkeit, zwecks Erhöhung des ersteren letztere zu senken, habe Laffer zumindest nachträglich mit der Autorität eines ökonomischen Fachmannes den Steuersenkungen der Reagan-Administration recht gegeben. Die hierzulande gepflegte Häme von wissenschaftlich auf höchstem Niveau stehenden Kritikern wie z.B. beim "Spiegel", die Laffersche Kurve mache es sich zu einfach, sei gar primitive Ami-Ökonomie, verweist ein Vergleich mit den Leistungen europäischer moderner Nationalökonomie ins Reich antiamerikanischer Ideologie: Genauso geht VWL an ehrwürdigen deutschen Universitäten und die Modelle und Kurven hiesiger Profs weisen höchstens bezüglich der Dezimalstellen hinter dem Komma ein höheres Maß an "Differenziertheit" auf.

Die von Laffer gestellte Frage, wann denn das Steueraufkommen am größten sei, hat man sich folgendermaßen zu beantworten: Man stelle sich vor, der Staat erhöbe keine Steuern - dann kriegte er auch keine. Man stelle sich vor, der Staat konfiszierte allen Reichtum der Gesellschaft - dann könnte er auch keine Steuern mehr kriegen, weil es keinen Reichtum mehr geben täte. Ist doch klar: Wenn einer kein Bier trinkt, wird er nicht besoffen; trinkt er dagegen 100l, dann wird er auch nicht besoffen, weil dann ist er vorher schon geplatzt. Echt ökonomisch ist in solch diffizilen Situationen dann der Schluß, daß sich zwischen den Extremen ein Optimalpunkt finden lassen muß:

Suff

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+--------------------------> Bier

Diese Grafik ist keine Darstellung eines gesetzmäßigen oder beobachteten quantitativen Zusammenhangs, sondern die pseudoexakte Veranschaulichung eines die Sache gar nicht betreffenden Räsonnements - hier, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen und man bei den Steuern wie überall des Guten zuviel tun kann. Die geniale Dummheit dieses Einfalls besteht einfach darin: Erstens entstammen diese beiden Extreme der Absicht, sich eine Beurteilung des Steuersystems dadurch zu ermöglichen, daß man es sich erstmal gänzlich wegdenkt: Keine Steuer - dann kein Steueraufkommen; alles konfisziert - dann kein Steueraufkommen. Zweitens führt die Zurückweisung dieser selbsterfundenen Alternativen nun keineswegs zu dem Geständnis, über den 'Raum' zwischen diesen beiden 'Extremen' halt nichts zu wissen, sondern justament zu dem Schluß, weil es in beiden Fällen keine Steuersumme gäbe, müsse doch irgendwo eine maximale sein (wieso nicht 17 Optima, oder gar keines?!). Und drittens wird - ganz nonchalant, als wäre das gar nichts Großartiges mehr - dieser Fehlschluß zu einer ganzen Kurve extrapoliert, deren Punkte sich weder aus Wissen noch aus Beobachtung, sondern allein aus der selbst in die Welt gesetzten Feststellung ergeben, diese könnten ja wohl nicht (logo!) die Lage der Extreme und des Optimalpunktes haben. Und selbst daran gemessen ist die Kurve erstaunlich bestimmt. Aber eben: Wenn Ökonomen keinen Schimmer haben von einem wirklichen Zusammenhang, aber so tun wollen, als wüßten sie es im Prinzip sehr genau, dann machen sie es immer so: / - und schon steht der sinnfällige Anschein ökonomischen Sachverstands an der Wand.

Ebenso idiotisch wie das Verfahren ist die Beweisabsicht, die Steuersumme als Wirkung der Prozente vorzuführen, nach denen sie berechnet wird. Auf dem Mond führt, wie leicht nachgerechnet werden kann, jeder Steuersatz zu überhaupt nichts. Nun gut, man denke sich also, wie ein Ökonom das tut, ein der Steuer unterworfenes Subjekt, 'die Wirtschaft' dazu. Denkt man sich nun, um als redlicher Forscher überhaupt Vergleiche anstellen zu können, immer dieselbe 'die Wirtschaft' dazu, kommt keine Laffer-Kurve heraus, weil dann die Steuersumme linear mit den Produzenten verläuft. Denkt man sich also, wie man wohl soll, daß 'die Wirtschaft' selbst durch z.B. Steuererhöhungen Veränderungen erlebt, gibt es rationellerweise keine Basis, für die sich so eine Steuerkurve fixieren ließe. Oder anders: Es ist eben ein Unfug, Wirkungen des Steuersatzes auf die Steuersumme zu konstatieren, in der Formulierung eines gesetzmäßigen Zusammenhangs zwischen beiden aber von dem, worauf es dabei ankommt, zu abstrahieren:

Eben davon, daß die Produktion dieses Reichtums noch allemal nach den Kalkulationen und Erfolgen des Geschäfts verläuft, für das Steuern erstens nur ein Kostenfaktor und zweitens auch nur einer unter anderen ist. Die in der Lafferkurve ausgedrückte 'Dialektik'- per Steuersatz beeinflusse der Staat entscheidend die 'Leistunbsfähigkeit' seiner 'Wirtschaft' ( er 'ermutigt' und 'entmutigt' zu Investitionen), aus der sich dann sein Steueraufkommen ergäbe - ist halt nach zwei Seiten hin falsch: Wo aller staatlichen Selbstbedienung der Reichtum seiner kapitalistischen Gesellschaft vorausgesetzt ist, entfaltet Laffer den Idealismus, der Staat bestimme qua Steuersatz den Umfang der ökonomischen Mittel, an denen er sich bedient; und wo sich der Staat sehr frei - eben per Steuersatz, den r bestimmt-, an den Mitteln der Gesellschaft schadlos hält, meint der Ökonom, das Steueraufkommen sei von diesen abhängig.

Kein Phyiker käme auf den Gedanken, die Objektivität eines erkannten Zusammenhangs, z.B. zwischen Masse und Energie, durch die Frage, ob sich denn die Natur daran halte, zu bezweifeln und so vermeintlich zu erhärten. Ganz anders der Ökonom: Sein zum Schein exakter Gesetzmäßigkeit aufgeblascner Idealismus findet seine Ergänzung in der Frage danach, ob sich die politische Gewalt denn auch an diese Gesetzmäßigkeit hält. Notwendigerweise blamiert sich die bisherige wirtschaftspolitische Wirklichkeit in den USA an der Konstruktion von "Wirkungsketten" staatlicher Besteuerung und ist damit negativ der "Beweis", daß jener Lafferkurvige Zusammenhang auch wirklich gilt:

"Wenn man ein Produkt besteuert, bekommt man weniger davon; begünstigt man es, wird mehr davon erzeugt. In den USA haben wir in den vergangenen Jahren Arbeit, Produktion sowie Beschäftigung besteuert und gleichzeitig die Arbeitslosigkeit und das Untätigsein begünstigt."

Schaffen Unternehmer wirklich neue Arbeitsplätze, weil ihr Gewinn nicht mehr so besteuert wird; oder hängt dies immer noch daran, ob es sich rentiert? Leisten Selbständige mehr, wenn ihnen mehr abgezogen wird? Haben Arbeiter tatsächlich die Freiheit, wegen höherer Steuern nicht mehr zu arbeiten oder umgekehrt? Gibt es wirklich deswegen Arbeitslose, weil sie für 'Untätigsein' besser bezahlt werden als für ihr 'Produkt Tätigkeit'? Warum arbeitet dann überhaupt noch jemand? Oder sind es noch allemal die betriebswirtschaftlichen Erfordernisse des Betriebs, die Ein- oder Ausstellungen gebieten?

Dieser ganze ökonomische 'Anreizmechanismus' ist nichts als die Bebilderung und Durchführung des finanzwissenschaftlichen Idealismus: Während der Staat den getrennt von ihm nach ganz eigenen Kalkulationen und Zwecken produzierten Reichtum als Quelle seines Reichtums behandelt, macht Laffer 'die Wirtschaft' theoretisch zum Vollzugsorgan des staatlichen 'Steuerungs'willens; und seine 'Wirkungsketten' sind nur der 'Beweis', daß jener geht. So sehr er sich zum g'spinnerten Charakter seiner Kurve bekennt -

"Unbekannt ist im einzelnen Fall dagegen, von welchem Steuersatz an die Staatseinnahmen sinken (das gibt eine ökonomische Debatte?)" -,

so sicher ist sich Laffer dessen, daß die Steuern in den USA zu hoch sind. Sie wurden ja auch gesenkt - aber nicht aus dem Grund und zu dem Zweck, den Laffer in seiner Kurve zum Besten gibt: Weil sich nicht nur der amerikanische Staat für die Finanzierung seiner Aufrüstung gehörig am Kreditmarkt bedient, die Zinsen dabei hochtreibt und damit die Bedingungen einträglicher Geschäfte für das Kapital dadurch erschwert, sorgt er andererseits durch steuerpolitische Entlastungen an der richtigen Stelle, d.h. durch eine Kompensation der durch ihn selbst verursachten Mehrkosten, dafür, daß das Geschäft mit seinen Ansprüchen an die Ökonomie weiterhin floriert. Die der Reagan'schen Steuerpolitik unterstellte Milchmädchenrechnung, den Bürgern mehr Geld zu überlassen, um es sich 'mittelfristig' bei ihnen wieder abzuholen (soll er es doch auf eine Bank legen!), blamiert sich doch schon allein daran, daß einerseits bestimmte Steuern (z.B. Verbrauchssteuern) erhöht und andererseits jene Steuern gesenkt werden, die sich entweder direkt auf Erträge aus Kapital und Vermögen beziehen oder aber nur bei den Beziehern hoher und höchster Einkommen überhaupt spürbare Mittel freisetzen. Und wenn der Budget-Direktor Stockmann ironisch aus der Schule plaudert -

"Keiner von uns versteht wirklich, was mit all diesen Zahlen (der supply-side-economy) los ist. Die Steuersenkung für alle war nur das schmückende Beiwerk für die Absicht der Regierung, den Spitzensteuersatz für die höchsten Einkommen... zu senken" -,

weil er vor lauter Macht auch einmal ihre ökonomische Rechtfertigung für Unfug erklärt, so zeigt dies umso mehr, wie gut sich mit einer Lafferkurve belegen läßt, aus was für schlauen ökonomischen Sachen die demokratische Kriegsvorbereitung an der Steuerfront besteht.