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Dieser Artikel ist in der MSZ 4-1981 erschienen.


SPRÜCHE UND WIDERSPRÜCHE

Friedliebende Nomenklatur

Die Leserbriefredaktion von Axel Springers "Welt" scheint in ihrer Auswahl für den 2. Mai auf den Beitrag efnes pfiffigen Lesers hereingefallen zu sein, dessen satirischer Vorschlag so haarscharf an der Wirklichkeit liegt, daß er von dieser Zeitung, die in Sachen Verteidigungsbereitschaft garantiert keinen Spaß versteht, ohne weiteres abgedruckt werden konnte:

"In der Diskussion um eine möglichst zeitgemäße und gesellschaftskonforme Tradition in der Bundeswehr wurde auch eine diesbezügliche Namensgebung von Schiffen der Bundesmarine angesprochen.

Um hier der Forderung nach Verbundenheit mit den gesellschaftspolitisch-relevanten Gruppen Ausdruck zu verleihen, schlage ich vor, den nächsten Zerstörer nach dem prominentesten Repräsentanten der größten Gewerkschaft zu benennen: Oskar Vetter.

Grundsätzlich schlage ich vor, veraltete, aus dem Vokabular kapitalistischer Militaristen stammende Begriffe wie "Kriegsschiff", "Zerstörer" durch zeitgemäße Bezeichnungen zu ersetzen, z.B. "Friedenssicherungsschiff" (FSS) oder "Entspannungskreuzer" (EK).

Fazit: Am deutschen Wesen wird die Welt genesen.

H.-K. Meschke, Holzdorf"

Aufgepaßt und mitgemacht!

Aus Leserkreisen erreicht uns immer wieder mal die Frage, wer die MG eigentlich finanziert. Anläßlich einer diesbezüglichen Anzeige in der "TAZ" vom 27. Mai:

"KNOW - HOW

Marxistische Gruppen. Für eine Dokumentation / Gegenstrategie suchen hamburger Studenten von Dozenten, ASten, Hochschulgruppen und Gewerkschaftlern Informationen und Analysen über Struktur, Finanzierung und alle Erscheinungsformen der MG. Kontake vandull-ART, 2000 Norderstedt, Postfach 2026."

haben sich relevante Teile der MSZ-Redaktion gefragt ob wir nicht einen massenfeindlichen Fehler begangen haben, wenn wir uns diese Fragerei bislang so erklärten: Sie zeugt vom demokratieverdorbenen Charakter eines Interesses, eine politische Aussage nicht nach dem Inhalt, sondern nach ihrer Herkunft zu beurteilen; jedes Eingehen auf dieses Interesse ist daher konterreuolutionär.

Der in der Redaktion ausgebrochene Streit, ob ein Massenblatt mit "dem Anspruch auf Veränderung des Bewußtseins seiner Adressaten" (Redaktionstheoretiker Wolfgang Staub) nicht auch "vorübergehend auf falsche Interessen eingehen" müsse (Chefredakteur L. Fertl), um sie überhaupt zu erreichen, wurde mit folgendem Vorschlag beigelegt: Gemeinsam mit allen Lesern wollen wir die Beantwortung obiger Frage endlich einer Klärung zuführen. Dazu rufen wir zu unserem

PREISAUSSCHREIBEN auf, wobei wir folgende Lösungsvorschläge anbieten:

Die MG wird über Spenden finanziert.

Die MG wird von der CDU resp. ihr nahestehenden Wirtschaftskreisen finanziert (offener Verdacht linker Kreise).

Die MG wird aus Leipzig finanziert (offener Verdacht rechter Kreise).

Die MG wird vom Verfassungsschutz finanziert (offener Verdacht des MSB).

Teilnahmebedingungen: Schreiben Sie DM 10,- oder mehr auf einen Überweisungsschein Ihrer Bank oder Sparkasse und senden Sie ihn an:

Verein zur Förderung des studentischen Pressewesens e.V.,

PSchKto. Nr. 10609-800, PSchA München, Stichwort MSZ.

Gehen mehrere richtig ausgefüllte Scheine ein, ist Lösung 1 richtig! Sind welche von der CDU dabei, stimmt 1 und 2! Kommen Überweisungen von drüben, blicken wir überhaupt nicht mehr durch, behalten das Geld aber trotzdem. Überwelt der Verfassungsschutz, behalten wir das Geld auch, müssen ihn dann aber darauf hinweisen, daß er damit dem MSB leichtfertig zu einem Sieg verholfen hat!

Studentische Interessenvertretung

"Der Studentenvertreter im Senat hat den Präsidenten der Universität, Herrn Prof. Dr. Nikolaus Lobkowicz, dringend in einem Gespräch gebeten, den Studenten wieder mehr Mut zu machen und Tendenzen entgegenzutreten, den Studenten immer von aussichtslosen Berufschancen zu erzählen." (in: "Uni-Aktuell" des RCDS-Senatsvertreters an der Uni München, Nr. 5/81)

REICHes Sortiment in Hamburg?

"An die MHB...

Guten Tag, ich habe drei Bitten... 3) Den Raubdruck von W. Reichs 'Massenpsychologie des Faschismus', oder, solltet ihr das Buch nicht haben, die Anschrift der Hamburger MG. Freundliche Grüße, D.K., Lüneburg."

Lieber D., versuch's doch mal im MHB-Buchladen, Hartungstr. 7, 2000 Hamburg 13. Wenn sie dir da den Reich verkaufen, teile es uns doch bitte mit einer Beschreibung des Verkäufers mit. Du kriegst dann kostenlos von uns ein Exemplar von MG, "Psychologie des bürgerlichen Indiuiduums."

Neugierige Grüße, MHB-München.