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TECHNOLOGIETRANSFER VON OST NACH WEST
Nachdem die Friedenspolitik des Westens dem Osten nun das Ende des friedlichen Handels in Aussicht gestellt hat, kommt auch eine der gefälligen Ideologien über diese Art Handel noch einmal sehr in Mode: die Umbenennung von Geschäft in Geschenk, der sog. Technologietransfer, demgemäß der lukrative Absatz von Maschinen und Fabriken eine großzügige Hilfeleistung für ein etwas unterentwickeltes Volk gewesen sein soll. Wandelt sich aber dieses Volk per NATO-Beschluß zu einer zu bekämpfenden Gefahr, sind natürlich solche Geschenke fehl am Platz.
Dabei ist uns aufgefallen, daß das Kapital unideologisch, wie es in Fragen des Geschäftemachens ist - längst Mittel und Wege gefunden hat, Geschenke auch in umgekehrter Richtung abzutransportieren. Die Bundesstelle für Außenhandelsinformationen informiert ihre Kundschaft ganz offenherzig über das, was sich unter dem Titel "Kooperation" für Nutzen aus dem östlichen Geschäftspartner ziehen läßt, wie man sich am geschicktesten der Potenzen der unterentwickelten Nation im Osten bedient. Man schließe einen Kooperationsvertrag bezüglich eines erst zu entwickelnden Produkts mit einem Unternehmen (Ost), so daß sich dessen Kontakte zu den notorisch gut ausgestatteten sowjetischen Forschungsinstitutionen anleiern lassen.
"Die Praxis hat erwiesen, daß eine solche Entwicklungskooperation sinnvoll sein kann, u.a. weil dabei das immense geistige Potential sowjetischer Forschungs- und Entwicklungsinstitutionen herangezogen werden kann, die personell oftmals viel stärker besetzt sind, als dies im Westen möglich wäre"
und die nach Lieferung einiger Forschungsanweisungen für das Unternehmen (West) dessen technologische Probleme klären können, ohne daß dafür extra gezahlt werden muß. Ob danach allerdings aus der "Kooperation" von Unternehmen (West) und Unternehmen (Ost) weiterhin noch etwas wird, ist neben allen in Untemehmerkreisen zuweilen üblichen Idealismen völkerverständigender wechselseitiger Hilfe bei der Erarbeitung eines menschheitsbeglückenden Fortschritts eine praktisch-profitorientierte Frage, die erst noch geklärt sein will:
"Die gemeinsam entwickelte Konstruktion sollte als Prototyp und Nullserie zuerst in der BRD gebaut werden. Vorteil: der deutsche Partner erwirbt sich Kenntnisse, wie das neue Produkt in Serie zu bauen ist und erhält damit eine Kalkulationsgrundlage für die Berechnung der zu erwartenden Kosten und die Festlegung der Preise."
Unter gewissen Bedingungen ist es dann sogar sinnvoll, den östlichen Partner weiterhin an der "Kooperation" teilnehmen zu lassen:
"Bevor die Serienproduktion aufgenommen wird, muß gewährleistet sein, daß der sowjetische Lieferant des Kooperationsproduktes stets billiger liefern wird als die deutsche Firma selbst produzieren könnte.",
und das kann bei einer sogenannten "arbeits-, rohstoff-, umwelt- oder energieintensiven" Fertigung der Fall sein. Alles bloß eine Preisfrage. Ist eine solche Fortführung nicht lukrativ genug, darf sich der östliche Partner, der es zumeist auf ein devisenträchtiges Produkt für Westmärkte abgesehen hat, auch nicht beklagen; immerhin bezieht er seinen Anteil an den Lizenzgebühren und verfügt auch über die Technologie, auch wenn dies ihm öfters wenig nützt, da fertigungstechnische Voraussetzungen oder Kenntnisse fehlen, die das kooperierende Unternehmen (West) schließlich nicht verschenkt. Technologietransfer geht bei einigem Geschick eben auch umgekehrt. Bloß schade, daß den findigen Herren Unternehmern nun vielleicht das politische Klima das Geschäft verdirbt.