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Dieser Artikel ist in der MSZ 6-1980 erschienen.

Systematik

Afrikanischer Sozialismus
DIE STAATSIDEOLOGIE DES SCHWARZEN KONTINENTS

Seit den ersten Tagen der Unabhängigkeit hat sich so ziemlich jeder neue Souverän in Afrika zum Soziajismus bekannt. Die Staaten nennen sich "Revolutionäre Volksrepublik", "sozialistische Republik", "demokratisch-laizistisch-sozialistische Republik"; die Staatsführung steht einem "Revolutionsrat", "militärischem Komitee der nationalen Befreiung", "revolutionären Volksstreitkräften" vor und stützt sich auf eine (meist Einheits-) "Partei der Arbeit", "marxistisch-revolutionäre Volkspartei", "Sozialistische Partei", "Revolutionäre Staatspartei", "Volksbewegung der Revolution", "Nationale Revolutionsbewegung für die Entwicklung", "Partei des Bündnisses der Vorhut der Arbeiter und Bauern", "Nationalbewegung für die kulturelle und soziale Revolution". Kurz: Jeder dieser frisch aus der Taufe gehobenen Staaten reklamiert für sich revolutionäre Volksmassen und einen Sozialismus ganz eigenständiger, hausgemachter Art.

I. Antikolonialismus mit westlichem Kapital

Und das ist auch gar kein Wunder. Hätten sie sich etwa "Kapitalfreundlicher Stammesverband Guineaküste", "Schwärzliche Christengemeinde Kongo" oder "Ableger des EG-Imperialismus im afrikanischen Graben" nennen sollen - was zweifellos sachgerechter gewesen wäre - ? "Sozialismus" ist nun einmal das fest eingeführte Markenzeichen - schon längst nicht mehr für eine Revolution der kapitalistischen Produktionsweise und der ihr zugehörigen nationalen Herrschaft, sondern: - für eine Regierung, die mit dem Ideal antritt, im Gegensatz zu ihren Vorgängern an den Schalthebeln der Macht ganz außerordentlich nützlich für ihr Volk zu sein. Und dieses Ideal ist aus dem Antikolonialismus, mit dem sämtliche schwarzafrikanischen Regierungen in den letzten zwei Jahrzehnten angetreten sind, gar nicht wegzudenken. Denn das ist ja gerade die Grundlüge des modernen Antikolonialismus: mit der völkischen Herrschaft der amtierenden Agenten staatlicher Herrschaft und mit deren formeller Autonomie wäre dem von dieser Herrschaft betroffenen Volk bereits die größte Wohltat erwiesen, die es sich auf dieser Erde überhaupt erhoffen darf.

"Afrikanischer Sozialismus" heißt also die Parole; und deren Geltung wird nicht im geringsten dadurch erschüttert, daß in der ökonomischen Geschäftsgrundlage der Staatswesen, die sich dieser Parole verpflichtet haben, gegenüber den kolonialistischen Vorzeiten eine prinzipielle Änderung nicht eingetreten ist. Sicher, so manche florierende Bergbaugesellschaft oder Plantagenfirma mußte sich im Zuge der nationalen Machtergreifung durch einheimische - will sagen: von den Universitäten ihres Kolonialherrn in ihr Geburtsland zurückgekehrte - Politiker seine "Nationalisierung" gefallen lassen. Eine nationale Ökonomie, die ihrem Staat, selbst wenn der als alleiniger "Unternehmer" auftritt, eine eigenständige Revenuequelle, also einen kontinuierlich reproduzierten Reichtum verschafft, konnte auf diese Weise aber selbst aus den ergiebigsten Kupferminen und Bananenpflanzungen nie und nimmer werden. Nach wie vor - oder sogar nachher noch entschiedener als vorher - taugen die exotischen Naturprodukte des jeweiligen Landes als Mittel des nationalen Reichtums nnr, sofern und soweit ein ausländischer Interessent dafür zahlt: im eigenen Herrschaftsbereich gibt es ja nicht einmal für die elementarsten Lebensmittel, geschweige denn für die Plantagenprodukte eine kaufkräftige Nachfrage, und schon gar nicht eine lohnende produktive Verwendung für die geförderten oder geernteten Natur-"Reichtümer".

Auswärtiger Nutzung hat eine souveräne afrikanische Regierung ihr Herrschaftsgebiet zuzuführen, wenn sie sich selber als souveräne Herrschaft erhalten will; in den Bruchteilen des Geschäfts, das andernorts mit der ihr unterstehenden Natur gemacht wird, hat sie ihre ökonomische Basis. Und es ist eine harte Wahrheit, die nacheinander alle zunächst zu einer gewissen politischen Gegnerschaft gegen ihre alten Herren entschlossenen "nationalen" Regierungen haben lernen müssen: daß das westliche Kapital mit den ihrer Herrschaft unterstellten Naturprodukten und -gegebenheiten immer noch die besten Geschäfte für sich zu machen versteht und deswegen auch der lokalen Herrschaft das vergleichsweise aussichtsreichste "Nationaleinkommen" versprechen kann; selbst bei so alten Moskaufreunden wie dem unabhängigen Angola und Mosannbik werden je länger, um so mehr - und mit um so zufriedenerer Selbstgefälligkeit - "Annäherungs"versuche an den Westen verbucht.

Es ist also schon ein lustiger "Sozialismus", der da in Afrika erfunden worden ist: das Ideal einer dem Volke nützlichen Staatsgewalt ohne die Grundlage für dieses Ideal, nämlich ohne daß es überhaupt in der Macht der "sozialistischen" Staatsgewalt läge, aus der Benutzung ihres Volkes für sich ihren Nutzen zu ziehen und sich deswegen auch sozialstaatlich um die fortdauernde Benutzbarkeit ihres Volkes verdient zu machen. Im Gegensatz zu den Mutterländern des "Sozialismus": den kapitalistischen Demokratien, die ihr arbeitsfähiges Personal total erfassen, durchorganisieren, ebenso differenziert wie ausgiebig, also höchst produktiv benutzen und dies als "Existenzsicherung" gedankt haben wollen, findet in den Vaterländem des "afrikanischen Sozialismus" eine lohnende Ausbeutung des Volkes nur insoweit statt, wie das auswärtige Interesse an den ortsspezifischen Naturschätzen und -produkten eben auch zum Verbrauch von Arbeitskräften führt: Die Bereitstellung einer wohlorganisierten Arbeiterklasse kommt unter den praktischen Aufgaben der zuständigen Herrschaft im Ernst nicht vor, und entsprechend fiktiv ist das "sozialistische" Ideal einer tiefen wechselseitigen Verpflichtung von Volk und Vaterland - weshalb diese schöne Vokabel auch in unbekümmerter Willkür mit anderen aus dem bürgerlichen Staatsleben geläufigen Begriffen wie 'Revolution', 'Nation', 'Republik', 'Arbeiterpartei' und dergleichen zu den angeführten martialischen Selbstbenennungen der Staatsgewalt zusammenmontiert wird.

II. Sozialismus als Ideologie der Herrschenden

"Sozialismus" ist in Afrika also nicht mehr und nicht weniger als das jeder materiellen Grundlage entbehrende Selbstbewußtsein der um die Macht kämpfenden bzw. inzwischen ja fast durchgängig an die Macht gelangten autochthonen Antikolonialisten, schon einzig und allein dadurch, daß sie genau dieselbe Macht in Händen halten, die vorher irgendwelche Weiße ausgeübt haben, hätte sich eine "Befreiung des Volkes" ereignet. Der fiktive Charakter dieser Ideologie, der Umstand also, daß es den"Sozialismus" dortzulande nur als Ideologie der herrschenden (bzw. um der Herrschaft konkurrierenden) Politiker gibt, ist jedoch kein Hindernis für ihre vielseitige Anwendung.

So lassen sich unter diesem Titel Kampagnen unter dem Motto "Hilfe zur Selbsthilfe" aus der Taufe heben, die die für die staatliche Revenue unnützen, daher in zunehmendem Maße auf schlechtem und schlecht bebautem Ackerboden oder in städtischen Slums verelendenden Massen mit einem sehr hübschen Ausspruch konfrontieren: sie sollen doch gefälligst dazu übergehen, mit den gegebenen Mitteln und ohne besseres Wissen, aber auch ohne den Anreiz des Erfolges, sich selber zu versorgen und möglichst auch noch Überschüsse zu erzeugen; Überschüsse, die dann doch nur von ihren notwendigen Lebensmitteln abgezweigt werden und auf Plantagen produziert werden, die ihnen die besten Böden rauben. Die paar staatlichen Hilfen, sofern sie überhaupt gegeben werden und nicht gleich in den Taschen der überregionalen oder lokalen Staatsagenten verschwinden, taugen gerade dazu, den guten Willen der Regierung zu demonstrieren, nach dem die Massen gar nicht verlangt haben und der ihnen nichts oder zusätzliche Nachteile einbringt. Im besten Falle gibt es - in nationaler Verantwortung also außerhalb der Obhut der Missionsstationen - ein paar halbwegs Lese- und Schreibkundige mehr und einige schöne Vorbilder, die der Staat im Verein mit allen möglichen Entwicklungshilfeinstitutionen als Modellprojekte fördert. Paradebeispiel dieser Sorte "Kampf gegen die Armut" sind die von Nyerere seit 1967 propagierten "Ujamaa" (= "Wie in einer Familie leben") - Dörfer, in denen sich, zunächst auf freiwilliger Basis, mindestens 250 Familien zu gemeinsamer Produktion in landwirtschaftlich ungenutzten Gebieten zusammenschließen sollten und für den Neubeginn etwas Saatgut und Material, weitere Unterstützung aber nur bei Überschußproduktion erhielten. Die gemeinsame Produktion, für die es weder die entsprechenden Mittel, die notwendigen Überschüsse, noch ein Bedürfnis gab, brach ebenso schnell zusammen, wie der Widerstand der Bauern gegenüber den staatlichen Exportproduktionsplänen wuchs. Das fortschrittliche Konzept wurde dennoch konsequent abgewickelt, bescherte den Dorfbewohnem neben dem schönen Recht, pro "Zehn-Häuser-Zeile" einen "Chef" wählen zu dürfen, der im "Dorfrat" sitzt, dem ganzen Land eine "katastrophale Wirtschaftskrise" und wird von höheren Mitgliedern der "Partei der Umwälzung" heute so beurteilt:

"Ujamaa ist Unsinn. Ujamaa will erreichen, daß alle gleich sind. Das ist wider die Natur: Ungleichheit muß es geben."

Das ist das logische Fazit der "Aktivierungskampagnen", in denen Nyerere seine "geliebte Ujamaa-Politik" als Verwirklichung der "überkommenen afrikanischen Lebensweise" propagieren ließ und allen als bunt angezogener Häuptling erschien, dem sie nur glauben sollten, daß das, was er mit ihnen anstellt, ganz das sei, was früher einmal gut war, als die Weißen noch nicht im Lande waren.

Diese Abteilung großtönender nationaler Entwicklungshilfe taugt also nur zu dem trostlosen Beweis, daß der zivilisatorische Fortschritt des Kapitals im Umgang mit Ausbeutungsmaterial und Natur auch noch am hinterletzten Neger seine Wirkung zeitigt: Erstens bleibt er den für unbrauchbar erklärten Negern versagt, zweitens aber existiert er als staatliches Fortschrittsideal ihrer Führer, die neidisch auf den Reichtum der 'entwickelten Nationen' schauen und deshalb selbst noch die ärmlichsten Untemehmungen zur Regelung des Massenelends nur nach Maßgabe seiner Aufhau- und Exportabsichten betreiben.

"Aktivierung" im Namen des "Sozialismus" bekommen erst recht die wenigen Arbeiter zu spüren, die auf den Plantagen oder in den paar Industriebetrieben der Nation verschlissen werden. Von Staats wegen bekommen sie beispielsweise eine nationale Gewerkschaft verpaßt, die keinen anderen Zweck hat, als ihren Mitgliedern die Grundbegriffe moderner Arbeitsmoral beizubringen - erstens überhaupt und zweitens pünktlich am Arbeitsplatz zu erscheinen, dortselbst 10 Stunden lang fleißig zu sein, das produktive Eigentum pfleglich zu behandeln etc. -, ohne daß diese Erziehung auch nur von der Lüge begleitet wäre, das Gewerkschaftsmitglied hätte für sich auch nur den geringsten Vorteil davon. Für linke Ohren so verlockend klingende Institutionen wie "Produktionsräte" oder "Arbeiterkomitees" sind denn auch alles andere als Mittel zur "Regelung der Produktion durch die Arbeiter", vielmehr "Instrumente der Selbstverwaltung und der Selbstkontrolle, der Selbstdisziplinierung". Das sieht dann in der Praxis so aus:

"Francisco Ono hat gestohlen, fehlt oft. Geraldo Muba fehlt oft (renitent). So steht es an einer schwarzen Schiefertafel... vor der Gerätefabrik Mendol in Maputo."

So wird in Mosambik der Standpunkt: "Wir arbeiten jetzt für uns selbst" unter die Arbeiter gebracht und die alte Lohnsklaverei ergänzt durch bornierte Appelle an die Verantwortlichkeit einer Arbeiterschaft, die weder über die materiellen Voraussetzungen noch über irgendeinen Anreiz für eine geregelte industrielle Produktion "in eigener Kontrolle" verfügt. Folgerichtig gehören zum Repertoire des "afrikanischen Sozialismus" die Klagen der sozialistischen Führungsfiguren über ein für ihre volksfreundlichen Pläne unbrauchbares Volk:

"Faulheit ist die Krankheit, an der die meisten Sambier leiden." (Kaunda)

"Es müssen Mechanismen geschaffen werden, die Disziplinlosigkeit, Müßiggang und Parasitentum bekämpfen." (Angola, Programm von 1978)

Solche Kritik ist regelmäßig der Auftakt zu neuen Einfällen, um durch allerlei 'Erziehungsprogramme' den 'neuen Menschen' zu mobilisieren. 'Arbeitsorierentierte Alphabetisierungskampagnen' rügen den laxen Umgang mit der Not und rechnen dabei doch mit ihrem ganzen kruden Entwicklungspathos bloß auf die Gewöhnung der Bevölkerung an Hunger und Armut. Und wenn diese nicht eintritt, so macht das auch nichts: Ökonomisch wie politisch kommt es für den Bestand der Staatsgewalt auf das Mitmachen des Volkes ja ohnehin nicht entscheidend an; und das Ideal des "Sozialismus" braucht man deswegen noch lange nicht aufzugeben.

III. Imperialistische Ideale künstlich afrikanisiert

"Mythen sind das eigentliche Brot des Volkes. ...Der einzige Mythos, der die Probe des 20. Jahrhunderts bestanden hat, ist die Ideologie der Nation." (Senghor)

Sein wahres Betätigungsfeld findet der "afrikanische Sozialismus" denn auch dort, wo er hingehört: im Reich der ideologischen Spinnerei. In der Regel christlich und humanistisch geschult, erdenken die Führer des Volkes sich spezielle, ganz solidarische und volksgemäße Weisen des Umgangs mit der Armut, mit denen das angebliche Volk gar nichts anfangen kann und mit deren Ergebnis die Veranstalter dann ewig unzufrieden sind. Mit ihrer Propaganda von Tradition, Nation, Eigenständigkeit legen sie ihren Massen nahe, sich doch irgendwie als Volk aufzuführen; dabei hängt es ganz von der Führung ab, wieweit Stammestraditionen, Versatzstücke revisionistischer Provenienz oder einfach nur die entsprechend ausgemalte Person des Oberhäuptlings für dieses Ansinnen tauglich sein sollen. Die gar nicht vorhandene Einheit einer Nation materialisiert sich dann in einem ganz eigenen, aus alten Zeiten ausgegrabenen Namen und einer in die Landschaft gesetzten Hauptstadt - oder auch nicht -, auf jeden Fall aber in dem in Herrschaftsinsignien, Parteiennamen, Armee, nationaler Luftlinie, Staatsuniversität etc. aufgebauten Schein eines "ordentlichen" d.h. modernsten Erfordernissen entsprechenden Staates sowie eines staatsbürgerlichen Volkes, das deshalb auch gerne von Geburt an zum Mitglied einer der Einheitsparteien mit den schönen Namen erklärt wird.

Die dazugehörigen Ideologien über die Befreiung des Landes als Geburt einer uralten Nation und die Erlösung des Volkes zu eigener Staatsaktivität, diese ganze bunte Mischung aus Christentum, Sozialismus, Stammestradition und westlichen Nationalstaatsgedanken kann ihre Herkunft aus den gegen den Kolonialismus gewendeten Idealen westlicher Staatszivilisation ebensowenig verleugnen wie den darin zum Ausdruck kommenden Geltungswillen anerkannter, aber in jeder Hinsicht zukurzgekommener Souveräne, die sich mit dem Ideal einer "eigenständigen Entwicklung" gegenüber dem Imperialismus beständig ihrer eigenen Souveränität versichern. Jenseits aller praktischen Politik und allein zum Beweis ihrer berechtigten Selbständigkeit nach innen und außen erdichten sich so unterschiedliche Repräsentanten des "afrikanischen Sozialismus" wie Mobutu und Senghor, Nyerere und Neto aus den jeweils für gut befundenen Idealen ihrer jeweiligen Kolonialnation eine kunterbunte Besonderheit ihrer Herrschaft und glauben sich dadurch in der Einigkeit mit ihrem Volk und in der Stärke ihrer Nation schon ganz auf der Höhe ihrer bewunderten und beneideten Vorbilder, ja sogar schon über sie hinaus:

"Für uns bedeutet Entwicklung die Beseitigung von Unterdrückung, Ausbeutung, Versklavung und Erniedrigung, die Förderung unserer Unabhängigkeit und Menschenwürde." (Nyerere)

Ob sie sicli als gelehrige Missionschüler und eigentliche Bewahrer abendländischer und christlicher Werte profilieren -

"Die Botschaft Christi ist für mich die revolutionärste Mitteilung, die ich je bekommen habe, Christus sagt: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst." (der sambische 'Humanist' Kaunda im "Spiegel") -

oder die alten Lebensformen als Hort der Tugenden (des Oberlebens) hochleben lassen und zum Ursprung der Herrschaft umdichten -

"In der Stammesgemeinschaft waren menschliche Notwendigkeiten der oberste Maßstab. Soziale Harmonie war eine Lebensnotwendigkeit." (derselbe) -

oder ob sie den Zwang, sich am Leben zu erhalten, ohne solche Umwege zum Ausfluß höherer völkischer Werte machen -

"Nach überkommener afrikanischer Lebensweise waren alle Menschen gleichberechtigt; sie arbeiteten in Gemeinschaft zusammen und nahmen alle an den Entscheidungen teil, die ihr Leben gemeinsam betrafen." (Nyerere) -

und den Kommunismus zur eigentlichen Natur ihrer Staaten erklären -

"Die negerafrikanische Gesellschaft ist eine klassenlose Gesellschaft" (Nyerere) -, in einem treffen sich alle Vertreter des "afrikanischen Sozialismus" vom 'moskaufreundlichen' Angolaner Neto und seinen Nachfolgern über den 'großen Humanisten' Nyerere bis zum 'westlich eingestellten' Senghor: Sie erfinden sich zum Beweis, daß die Selbständigkeit ihres Landes auch die Befreiung von Staat und Volk zu einer fortschrittlichen, großartigen und ganz selbständigen Ausübung dieser Herrschaft sei, eine natürliche oder historische Wesenheit einer schwarzen Rasse, deren Eigenschaften dann ausgerechnet immer die uralten imperialistischen Kalauer von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit sind - und immer schon gewesen sind. Kein Wunder, daß diese Typen neben allen möglichen philosophischen Ergüssen zu einem Lob der Arbeit und der Armut gelangen, das nichts als die Vorstellung dieser Staatsmänner ohne Volk, ohne eigenständige Ökonomie und daher ohne jede herrschaftliche Festigkeit ausdrückt, was für einen Staat sie sich wünschen würden. Und aus dieser Vorstellung pflegen sie dann ganz frei und unabhängig - denn auf diesem Felde sind sie es ja einmal wirklich - gleich eine ganze Staatsideologie zu verfertigen:

Wir schaffen "eine Gesellschaft, in der aus der Arbeit als Mittel der Selbsterhaltung eine ehrenhafte Aufgabe wird." (MPLA) "Uhuru na Kazi - Freiheit und Arbeit" (Nyerere) Der Neger ist "kein Mensch des Willens", sondern "entsagt sich selbst, um wiedergeboren zu werden im andern"; "Und die Arbeit ist keine Fron, sondern Quelle der Freude, denn sie erlaubt die Verwirklichung und Erweiterung des Seins. Ich muß hervorheben, daß in der Negergesellschaft die Arbeit an der Erde die edelste Arbeit ist... verrichtet im Rhythmus der kosmischen Kräfte." (Senghor)

IV. Prinzipientreu beim Geschäft, pragmatisch in ideologischen Fragen

Gerade in ihrer gegen den Imperialismus gerichteten Ideologie einer wirklich souveränen Nation erweisen sich Repräsentanten des "afrikanischen Sozialismus" als Bewunderer überlegener Staaten, von denen sie als freie und gleichwertige Staatsmänner anerkannt sein wollen. Und weil die ökonomische Abhängigkeit ihrer Staaten vom Imperialismus diesem die Freiheit gibt, normalerweise mit ökonomischen Mitteln den ordentlichen Gang der Geschäfte über kurz oder lang zu gewährleisten, bekommen sie diese Anerkennung noch allemal zugestanden - solange sie sich nicht dauerhaft ganz nach Osten wenden. So werden die diversen afrikanischen Sozialismen mit viel demonstrativem Verständnis als mehr oder weniger problematische Partner behandelt - inklusive Angola, Äthiopien und Mosambik. Ganz einfach ist es bei denen, die wegen ihres "Ehrgeizes, eine nationale Entwicklung voranzutreiben", gleich in, alle Welt posaunen, daß Sozialismus und Kapital zusammengehören:

"Die kongolesische Regierung betont - obwohl sozialistisch - ihr Interesse an ausländischen Privatinvestitionen und weist auf eine liberale Investitionsgesetzgebung hin." (Nachrichten für den Außenhandel)

Aber auch bezüglich härterer Fälle ist man zuversichtlich, zumal die eigene Zurückhaltung in Sachen 'Hilfe' das beste Mittel ist, sie schließlich zu den besten Bedingungen für den eigenen Vorteil geben zu können:

"Die Art und Weise, wie sich die Sowjetunion in Afrika ihre brüderliche Hilfe mit Mineralien bezahlen läßt, wird auch in Maputo (Mosambik) zum Nachdenken über die Vorteile weltwirtschaftlicher Integration führen." (ebenda)

Was ansonsten die diversen Programme und Unternehmungen angeht, auf jeweils national sozialistische Weise sein Bemühen um das eigene Volk zu demonstrieren, so gilt für die imperialistischen Staaten hier das Prinzip der Nichteinmischung. Verständnisvoll erkennen sie das schwierige Bemühen an, 'geordnete Verhältnisse' zu garantieren, und begutachten wohlwollend oder kritisch, wieweit ihr Interesse an dem "Partner" gewährleistet ist. Da darf der eine das zynische Kompliment verbuchen:

"Er ringt wie kein anderer Präsident auf dem afrikanischen Kontinent darum, eine Lösung aus einer fast hoffnungslosen Situation zu finden.";

ein anderer bekommt die internationale Anerkennung, immer noch ein "charismatischer Führer" zu sein und für eine "erstaunliche Stabilität" zu sorgen, obwohl sein "Traum gescheitert" sei; einem dritten aber wird vorgeworfen, er betreibe unter dem Firmenschild Sozialismus ein "diktatorisches Regiment", "Mißwirtschaft und Korruption" und die gewaltsame "Ausschaltung jeder politischen Opposition". Nach der Devise "Ideologisch prinzipientreu, aber sehr pragmatisch eingestellt" wird da unter den herrschenden Sozialisten sortiert und allen Staaten das freundschaftliche Interesse bekundet, dem das eigene Kapital auf den Fuß folgt oder auch nicht. Gerade die BRD bemüht sich, ihre Freiheit von 'koloinialer Vorbelastung', was das Geschäft angeht, prinzipientreu, ideologisch aber sehr pragmatisch auszuspielen. Sie treibt die "Neuordnung der Afrika-Politik" voran, verspricht die kapitalistische Sanierung der von den Chinesen erbauten sozialistischen Tansam-Bahn läßt ihren zuständigen Minister für den "Ausbau der Beziehungen" nach Mosambik und Simbabwe reisen, als Anwalt des 'Nord-Süd-Dialogs' auftreten, kurzum:

"Daß wir Deutschen eine große Rolle spielen könnten, vielleicht sogar eine größere als mancher andere, darauf deutet vieles" (Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit)

V. Intellektuelle Begeisterung für den afrikanischen Menschen

Kritische Intellektuelle und Linke begeistern sich aus anderen Gründen für den "afrikanischen Sozialismus". Zwar sind die Zeiten vorbei, daß die diversen Bünde und Parteien dort unten immer irgendwelche Befreiungsbewegungen entdeckten, die einen ganz echten Kampf gegen den Imperialismus im "Vertrauen auf die eigene Kraft" und "Volksmacht" führten und die Haupttendenz der Welt solange bewiesen, bis man sie wieder vergessen konnte oder wegen ihrer 'reaktionären Wendung' zur SU oder zum Westen vergessen mußte. Heute hat man es mehr damit, auch wenn man sonst "'Kollektivismus" und "Unterdrückung der Individualität" verdammt, in den Millionen Hungertoten und dem eigenstaatlichen Umgang mit ihnen einen "den Menschen dort" angemessenen. Weg der "Solidarität aller mit allen" zu sehen: einen höchst erbaulichen Pfad zu mehr Gerechtigkeit, Gleichheit und Freiheit.

"Die gegenwärtige Armut ist gleichmäßig verteilt, und es besteht die berechtigte Aussicht, daß es auch mit dem zukünftigen Reichtum geschieht..." (Handbuch der Dritten Welt)

Da macht man sich die von den Führern dort unten gepflegten Ideologien einer eigenen Tradition, Gesellschaftsordnung und Kultur zu eigen - denn die müssen es ja am besten wissen: über die BRD wissen ja schließlich auch Helmut Schmidt plus Günter Grass am besten Bescheid! Man macht sich zum Anwalt eines garantiert 'authentischen' Sozialismus und begutachtet kritisch, wieweit im jeweiligen Land die "Selbstverwirklichung des Afrikaners" gediehen ist. Man spielt mit den angeblich so fortschrittlichen und althergekommenen Prinzipien diverser Dorfgemeinschaften, erklärt die Identität der Hautfarbe zum Ausweis dafür, daß die Herrschaft dort sehr berechtigt und im Verein mit den zur 'Volksgemeinschaft' erklärten Massen guten Willens sei, den originären eigenen Weg zu gehen. Und während sich die souveränen schwarzen Staaten als 'Geschäftspartner' des Westens erhalten und erhalten werden, die Staatsmänner "vor Ort" sich zum Flüchtlingselend und zu den Verhungernden ihre Programme und Staatsidologien basteln und der Imperialismus seinen exotischen Ablegern ihre "nationale Unabhängigkeit" garantiert, feiern Intellektuelle hierzulande auf ihrer großen Buchmesse die 'Eigenständigkeit' des 'erwachten Kontinents'. Wie aufgeklärt und weltoffen sie doch sind, diese Freunde des einfachen, solidarischen und zufriedenen Lebens, diese negrophilen Kritiker aller 'Auswüchse der Zivilisation und Technisierung'. Ob man ihnen empfehlen sollte, doch 'mal "runter" zu gehen? Lieber nicht! Am Ende tun sie's

Selbstverbannung der Buren in Homeland!

"Orthodoxe Apartheid-Anhänger haben eine Kampagne mit dem Ziel eingeleitet, in einem Teil Südafrikas eine rein weiße Provinz zu schaffen. In einer solchen Provinz wären auch niedere Arbeiten und Dienstleistungen von Weißen zu verrichten und Schwarze nur als Besucher zugelassen. Während die Regierung darauf aus ist, schwarze Homelands in abgelegenen und wirtschaftlich unvorteilhaften Gebieten zu schaffen und Bantus aus den Städten dort auszusiedeln, wären es in diesem Falle Weiße, die zwar unter sich blieben, aber (!) kaum Bodenschätze und Industrie zur Verfügung hätten." (Frankfurter Rundschau)

Also was jetzt?! Kaum fordern Buren - offenbar von einem tiefen Gefühl für Gleichberechtigung mit den Negern getrieben -, sich selbst ins Homeland zu stecken, ist es auch wieder nicht recht.

So ohne Verfügung über Industrie und Bodenschätze - die Industriezentren will man offensichtlich den Schwarzen überlassen werden schließlich bald Wanderarbeiterströme von Weißen bei den Schwarzen um Arbeit nachsuchen - also von wegen die Buren seien "verkrampft"!