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Dieser Artikel ist in der MSZ 3-1980 erschienen.

Systematik


SCHUTT ODER ELITE

Für Studenten aus Afrika und Asien werden die Zulassungsbestimmungen zu den französischen Universitäten durch Geld - und Sprachnachweise verschärft. Damit wird ihnen nachdrücklich bedeutet, die Interessen ihres Gastlandes zu respektieren, das durch ihre Ausbildung Einfluß auf ihre Heimatländer ausüben will, ohne das Ziel der Ausbildung - die Herauskristallisation der Anwärter auf die Führungsposten - auf seinem Boden zu dulden. So aufgeschlossen Frankreichs Präsident der Ausbildung von Afrikanern und Asiaten an französischen Universitäten gegenübersteht - schließlich sorgt ein Studium in Frankreich nicht nur für die Existenz des künftigen Herrschaftsapparates dort unten, sondern auch (es müssen nicht unbedingt dessen nostalgische Studienerinnerungen an ein Leben wie Gott in Frankreich schuld daran sein) für gute Beziehungen zu Ländern, an denen die einstigen Kolonialherren immer noch sehr herzlich interessiert sind -, so wenig Verständnis zeigt er dafür, wenn sie sich in Frankreich als künftige Elite aufführen. Demonstrationen gegen Regimes, zu denen Frankreich jetzt freundschaftliche Kontakte pflegt, als auch handgreiflich ausgetragene Streitereien einzelner Fraktionen untereinander, werden nicht als Resultat einer gelungenen Ausbildung, die doch zur Ausübung der Macht befähigen soll, gewertet. Obwohl Giscard bekannt sein dürfte, daß etliche der amtierenden Staatshäupter in Afrika und Asien ihren Posten den in der Jugend gelegten Bomben verdanken, läßt er sich angesichts der an Frankreichs Unis um die künftige Herrschaft rivalisierenden Gruppen zu dem Ausruf hinreißen: "Unsere Universitäten sind keine Schuttabladeplätze!"