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Dieser Artikel ist in der MSZ 3-1980 erschienen.

Systematik


AN DIE MASCHINEN, IHR AFFEN!

"Wer hart erbeitet, verstößt gegen die Arbeitsmoral; Wer die Produktivitätsbedürfnisse seiner Firma höher achtet, als das Wohlbefinden se¡ner Kollegen, macht sich eines Vergehens schuldig: Dies ist der wesentliche Inhalt eines Gerichtsurteils, des der italienische Amtsrichter Luciano Cesari in dem Adriastädtchen Ascoli Pisceno gegen die japanische Firma Yoshida fällte, weil diese es zugelassen hatte, daß Ihre elf japanischen Angestellten ein wesentlich höheres Arbeitstempo vorgelegt hatten, als deren 80 italienische Kollegen."

Dieser Vorfall war der "Süddeutschen Zeitung" einen dreispaltigen Artikel wert, handelt es sich hier doch zweifellos um einen Skandal: bei aller Klage über das unverschämte Vordringen des japanischen Kapitals auf dem europäischen Markt - der Richter hätte doch auf jeden Fall berücksichtigen müssen, daß man die einmalige Leistung der Japaner, was die Ausbeutung ihrer Proleten angeht, keinesfalls zu kritisieren, im Gegenteil: nachzuahmen und zu übertrumpfen hätte. Ein nicht unbedeutender italienischer Kapitalist hat ja schon klargemacht, daß der Wettbewerb der Nationen sich an der Arbeitsmoral der Proleten (je härter, desto Moral) und an ihrer Rücksichtslosigkeit gegen die eigene und des Kollegen Gesundheit entscheidet (je weniger Wohlbefinden, desto Produktionsbedürfnis-Erfüllung):

"Dieser Fall scheint die Aussage des Fiat-Chefs Agnelli zu bestätigen, der seit Jahren verkündet, die Produktivität eines japanischen Arbeiters liege nnindestens um 50 Prozent über der eines italienischen, und Italien sei deshalb dazu verurteilt (!), auf dem Weltmarkt hoffnungslos ins Hintertreffen zu geraten."

Der Artikel teilt auch gleich mit, was die (italienischen) Arbeiter davon haben, wenn ihre Nation ins Hintertreffen gerät:

"Die Japaner von Ascoll verhielten sich wie Pioniere in einem Entwicklungsland... und wenn einmel die 80 Italiener sich gerade im Streik befanden, schafften es die 11 Japaner durch fieberhalten Einsatz und unzählige Überstunden, das Produktivitätsniveau trotzdem beizubehalten - mit affenartiger Geschwindigkeit bedienten sie viermal soviel Maschinen wie ihnen eigentlich zustanden."

Also: wenn es die Japaner bis zum Affen geschafft haben, so sollten es die Spaghettis doch leicht bis zum Kriechtier bringen.