Die Volkswagen AG hat sich ins Gerede gebracht, gerade rechtzeitig zum 50jährigen. Nicht unfreiwillig wie letztlich beim vergeigten Devisengeschäft, sondern gezielt wie jüngst Krupp mit seinem Entschluß, das Werk in Rheinhausen zn schließen.
Nach und neben den Renten, der Gesundheitsversorgung, der Arbeitszeit haben Politiker jüngst auch den Lohn selbst zum Thema gemacht und die grundsätzliche Frage aufgeworfen: Ist nicht der Lohn zu hoch, weil tarifvertraglich und damit allgemeinverbindlich festgelegt? Seitdem debattiert von Haussmann bis Strauß, "Bild" bis "Spiegel" die verantwortliche Nation den heißen Vorschlag, man solle auf Zeit und in bestimmten Fällen oder auch überhaupt die Tarifbindung außer Kraft setzen - im Interesse von "Beschäftigung", zugunsten "der Arbeitslosen", im Dienste des "Rechts auf Arbeit".
Die Bedeutung der Worte Arbeit und Lohn und ihr Bedeutungswandel geben Aufschluß über den benannten Sachverhalt ebenso, wie sie ihn beschönigen. Wages, wie Lohn im Englischen, und salaire, wie er im Französischen bezeichnet wird, haben - wie die Sache selbst - ihren bezeichnenden Ursprung im Kriegshandwerk (wage = Krieg führen; lat.
Daß jede Lohnforderung, die von der von Kapital und Staat vorgegebenen nach oben abweicht, die Welt zum Zusammenstürzen bringen muß, gehört zum Standard der tarifpolitischen "Argumente", Den "harten Zeiten" entsprechend, denen "wir entgegengehen", ist die Ausgestaltung dieser Argumente in diesem Jahr allerdings geradezu apokalyptisch. Bevor sich jemand dazu einfallen läßt, daß der Lohn das alles doch gar nicht sein kann; was er in diesen Berechnungen sein soll - was man schon daran merkt, wieweit mittlerweile Tarif- und Effektivlohn voneinander abweichen, wie schön also die gewerkschaftliche Tarifpolitik den unternehmerischen Spielraum erweitert hat, je nach Bedarf mit Sonderzulagen, übertarifen etc.