Die Grundvoraussetzung dafür, überhaupt eine Tarifpolitik machen zu können, will die Gewerkschaft bis zum 1. April 91 geschaffen haben: die Übertragung der westdeutschen Tarifstruktur mit ihren Lohngruppen.
In der diesjährigen Tarifrunde haben die größte und die traditionell radikalste Gewerkschaft im DGB für das Druckgewerbe und die Metallindustrie ihre "Jahrhundertforderung" nach der 35-Stunden-Woche durchgesetzt. Am erzielten "Traumergebnis" (Steinkühler) ist zu ersehen, wie die Forderung gemeint war; daraus ergeben sich einige Schlüsse auf die Prinzipien gewerkschaftlicher Tarifpolitik.
Von einer "Krise" in der deutschen Automobilindustrie keine Spur, und am wenigsten glauben die Bosse der Branche selbst daran. Während sie alles daransetzen, ihre Kosten zu senken, indem sie mit gewohnter Rücksichtslosigkeit ihre Belegschaften verbilligen, macht sich die Gewerkschaft ans Umdenken.
Nachdem sie sich in der Sache nicht geeinigt haben, haben Unternehmerverband und Gewerkschaft sich auf einen "Vermittler" - Biedenkopf für die Drucker - bzw. "Schlichter" - Leber für die Metaller - geeinigt.
Angenommen, es wäre so, daß der Lohn reicht, um von ihm flott und ordentlich leben zu können - was wäre da wohl die Antwort auf betriebliche "Angebote" an Überstunden und Mehrarbeit? Ungefähr: "Vielen Dank, kein Bedarf!"
Die größte Gewerkschaft im DGB, IG Metall, und die radikalste, IG Druck, haben im Oktober ihre Tage gehabt. Herausgekommen sind: 2 verabschiedete und 2 neugewählte Vorsitzende.
Als jetzt einige Gewerkschaften ihre Tage verteten, konnte ihre arbeitsame Basis den Medien entnehmen, daß es neuerdings in ihren Organisationen "brodelt": Hiobsbotschaften über einen "Machtkampf" (Stern, 40/1980) in der IG Chemie, einen "radikalen Macht- und Richtungswechsel" (ebd.), in der Gewerkschaft HBV - vor dem Hintergrund "kommunistischer Unterwanderung"!