Biedenkopf, den"Professor" in der CDU, der sich erfolgreich in den Ruf gebracht hat, ein "unbequemer Querdenker" zu sein, hat die Pflicht der historischen Stunde ereilt. Der "nüchterne Analytiker" mit der Gabe zur "brillanten Argumentation" ist einem Ruf an die Leipziger Universität gefolgt, um dort als Gastprofessor Pionierarbeit in Sachen Wissenschaft zu leisten.
Sie mußten ja kommen. Jetzt sind sie erschienen - als Buch und als Vorabdruck im "Spiegel", der selbstverständlich gebührend.damit kokettiert, daß ausgerechnet ihm gegen gute Bezahlung die Ehre zuteil wurde, das Vermächris des (mehr) Intim (als) Feindes vorzuveröffentlichen.
Daß der Personenkult, die augenfällige Unterwerfung unter die Macht durch die öffentliche Verehrung der Personen, die sie innehaben und daher verkörpem, eine Besonderheit "totalitärer Herrschaft" sei, gehört zu den Ideologemen, die ihre Wirkung tun, ohne daß sie je ernsthaft jemand geglaubt hat.
Ohne sich an dem Fratzenwald in demokratischen Wahlkämpfen zu stören - das ist Freiheit!;
Den Nachrufen ist zu entnehmen, daß es sich um einen jener deutschen Männer gehandelt haben muß, die sich deswegen um das Vaterland verdient gemacht haben, weil sie einmal Bundeskanzler gewesen sind. Das scheint uns zu wenig für die junge Generation, die sich ohnehin schon schwer tut, den Verblichenen mit einem US-Politiker deutscher Abstammung nicht zu verwechseln.
Der Wert von Personen, deren Gebrauchswert darin besteht, ein politisches Amt innezuhaben, kommt nicht aus menschlicher Arbeit. Ihr substanzloser Wert kommt zustande durch eine Schätzung, das Ansehen, das ihnen von ihresgleichen und den anderen, den politisierten Menschen, widerfährt.
Die einzige ernstgemeinte, harte, ünüberhörbare Polemik, der die Kohl-Regierung sich im 5. Jahr ihres Bestehens ausgesetzt sieht, kommt vom Chef der bayerischen Christenpartei, der Kohl sein Amt verdankt.
Einer aus der 68er Generation, der die Studentenbewegung mitgemacht hat - im RCDS, ist sofort i n die Institutionen gegangen und jetzt ins Innenministerium des Freistaates Bayern marschiert. Peter Gauweiler, CSU und 37, begann seinen Kampf gegen ‚Marxismus an der Universität‘ und jetzt steht er an vorderster Front wegen AIDS.
Heiner Geißler, seit einem Jahr wieder ausschließlich Generalsekretär der CDU, war schon immer ein Mann der "geistigen Auseinandersetzung".
Jüngst hat er sich mal wieder so viel Neues einfallen lassen, daß der SPIEGEL gleich Schwierigkeiten hatte, seinen Lieblingsgegner wiederzuentdecken.