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GRENADA ERLEDIGT
Die USA haben im Oktober letzten Jahres die Karibikinsel Grenada mit Marinesoldaten aufgesucht, die Regierung eingesperrt, ein paar hundert cubanische Bauarbeiter deportiert und seitdem das Land besetzt gehalten. Präsident Reagan begründete diese Maßnahme mit der Gefahr für die USA und die ganze Region, die von einem Flughafen ausgehe, den das linksorientierte Regime mit cubanischer Hilfe baute. Konsequenterweise wurde - der Flughafen, nun mit massiver US-Hilfe, fertiggestellt. Die Landebahn wurde so weit verlängert, daß die Riesentransporter der Air Force vom Typ Galaxy darauf landen können, und, falls nötig, auch die B-52 Bomber. Weil die Vereinigten Staaten auch noch die Freiheit und die Demokratie den Insulanern zurückbringen wollten, die vorher unter dem Joch einer "marxistisch-leninistischen Diktatur" (Reagan) geächzt haben sollen, verordneten sie Wahlen, die letzte Woche stattfanden. Für deren "absolute Korrektheit" bürgten 800 Mann Besatzungstruppen, eine neue Polizei aus den Nachbarinselstaaten, die damals nominell an der Invasion, pardon: Befreiung, beteiligt waren, und die Zusicherung der US-Vertreter, man würde einen Sieg von Mr. Herbert Blaize und seiner National Party nicht nur akzeptieren, sondern auch mit Geld für die Staatskassen und Nahrungsmittellieferungen für die Bevölkerung honorieren. Als Gegenkandidaten gab es den Ufo-Forscher Sir Eric Gray, mit dessen tropischem Faschismus die Linksbewegung 1979 aufgeräumt hatte. Obwohl deren Führer entweder tot oder im Gefängnis sind, gelang es, dem Wahlvolk zusätzlich einen Mr. Radix und seine "Patriotische Bewegung Maurice Bishop" anzubieten, deren 4,9% Wählerstimmen für den "eindrucksvollen Beweis" unbedingt erforderlich waren, "daß Grenada das erste Land der Welt ist, das von einer marxistisch-lenistischen Diktatur zur Demokratie zurückgekehrt ist". (Glückwunschtelegramm Ronald Reagans) Wahlsieger Blaize dankte: "Die Amerikaner müssen bei uns bleiben. Noch ist die Gefahr nicht vorbei. Wir brauchen sie einfach." Und die Grenader: inzwischen 40% Arbeitslose. Den Sozialismus hat man ihnen ein für allemal verboten. Dafür sind die Großgrundbesitzer und Geschäftsleute allesamt wieder zurückgekehrt. Das Volk, so erklären sich die Zeitungen seine Liebe zu Mr. Blaize, hofft auf Dollars. Nur, warum sollte ausgerechnet es den USA noch einen einzigen Cent übeflüssiger Spesen wert sein, wo es doch schon mit ziemlichem Aufwand seine Freiheit verpaßt bekommen hat?