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Dieser Artikel ist in der MSZ 2-1985 erschienen.


Die deutsche Antwort

6x 8. Mai-Jubiläum


ALLE FEIERN FÜHREN NACH MOSKAU

Z.B. Präsident Reagans Absage eines KZ-Besuchs in Dachau

und Kohls Vorschlag eines gemeinsamen Händedrucks auf einem Weltkriegs-Schlachtfeld. Was hätte Reagan denn in Dachau angemahnt? Wer gilt denn diesseits der Mauer als der wahre Erbe des faschistischen Terrors und Völkermords?

"Dachauer wollen Reagan nicht. KZ-besuch schadet uns" (Bild München)

Und warum will er das jetzt gerade nicht in Dachau sagen? Warum nimmt der Präsident der Hauptsiegernation auf die nationale Empfindlichkeit eines Nachfolgers des geschlagenen deutschen Reiches soviel Rücksicht, daß er jeden antideutschen Schein der Siegesfeier über Hitler-Deutschland vermeiden will? Welche deutsch-amerikanische Freundschaft wollen sie denn statt dessen feiern - und gegen wen? Was wird Reagan beim obligatorischen Blick über die Mauer wohl wieder sehen? Diktatur, Unfreiheit, Aggression, Rüstung, Gewalt. Also einen für den Westen untragbaren Ostblock!

Z.B. Margret Thatchers Zögern,

den britischen Sieg gebührend zu feiern, weil das "bestenfalls nostalgisch und schlimmstenfalls anti-deutsch" ausfiele und "der Sowjetunion Gelegenheit zu historischer Verdrehung böte" (so die Staatssekretärin im Außenministerium, Young). Warum denn wohl gelten die Einwände der Bonner Deutschen als rücksichtsvoll zu behandelndes Nationalgefühl, und nur sie? Für wen wohl sind die östlichen Siegesfeiern eines großen vaterländischen Kriegs und des eigenen Blocks pure Geschichtslüge? Vor welchen weltpolitischen Maßstäben erscheint denn wohl der verflossene Krieg als Nostalgie? Warum hat dir eiserne Lady ihren Militärs und Veteranen denn wohl doch erlaubt, ihre Tradition, ihre Stärke und ihren Auftrag zu feiern? Doch nicht aus Nostalgie!

Z.B. Alfred Dreggers ununterbrochene Mahnungen,

daß gute Deutsche am 8. Mai nichts zu Feiern haben:

"Wir werden den 8. Mai 1985 so begehen, wie es unserer nationalen Würde und unserer demokratischen Gesinnung entspricht. Der 8. Mai hat für uns zwei Gesichter: die Niederlage Hitlers und seines verbrecherischen Regimes. Dies kann man feiern. Auf der anderen Seite steht dieses Datum auch für die Vertreibung von 14 Millionen Ostdeutschen, von denen zwei Millionen umgekommen sind, für die Errichtung brutaler kommunistischer Diktaturen und für die Teilung Berlins und Deutschlands. Dies kann man nicht feiern." (Süddeutsche Zeitung, 23.1.)

Was ist denn nach Auffassung dieses Mannes, der keine Bevölkerungsgruppe kennt, - die so friedensbewußt ist, wie die Heimatvertriebenen", das bleibende Verbrechen Hitlers, für das wir heute noch zu büßen haben, und das unbedingt wiedergutzumachende Unrecht des Faschismus? Der unerträgliche Mit-Sieg der Sowjetunion und die Sicherung ihres Einflußbereichs! - Was will er also am liebsten immer und ausschließlich feiern? Die bundesdeutsche Lesart eines wiedervereinigten Europas vom Hupka bis zum Ural.

Z.B. Raus völkerverständigende Alternativfeier,

die er demonstrativ Honecker bei einem Besuch vorgeschlagen hat, "ein Treffen der Oberbürgermeister der vom Krieg besonders schwer betroffenen Städte wie Leningrad, Coventry, Köln und Dresden". Warum verlangt er wohl von Vertretern des Ostens eine Versöhnungsgeste mit westlichen Politikern, die immer noch nach einer 'Friedensordnung' suchen wollen und die östlichen Herrschaften ständig in Frage stellen? Warum bietet er der Sowjetunion versöhnlich an, sie solle gemeinsam mit den ehemaligen Siegern und Verlierern, die ihr heute mehr denn je geschlossen die Anerkennung und das Recht zum Siegfeiern verbieten, auch die im Krieg getöteten Deutschen als Opfer einer tragischen Katastrophe würdigen?

Z.B. Wörners Patentlösung,

wie die Bundeswehr sich und ihren Auftrag ohne jede Erinnerung an deutsche Niederlage und Hitler-Schmach feiem kann:

"Wörner erwägt Waffenschau zum Bundeswehr-Jubiläum

sza. Bonn (eigener Bericht)

Bundesverteidigungsminister Manfred Wörner (CDU) erwägt, zum 30-jährigen Bestehen der Bundeswehr eine große Waffenschau zu veranstalten. Nach den bisherigen Überlegungen des Ministeriums soll sie im Herbst im Anschluß an ein Großmanöver des Heeres auf einem Truppenübungsplatz stattfinden. Die Divisionen wurden angewiesen, ihrerseits Möglichkeiten für Veranstaltungen in kleinerem Rahmen zu prüfen. Im Ministerium denkt man an Präsentationen be Tagen der offenen Tür und an Auftritte des Musik-Corps sowie der Big Band der Bundeswehr. Als "Gründungstag" gilt der 12. November 1955, an dem die ersten Freiwilligen ihre Ernennungsurkunden erhielten. Geprüft wird noch, in welcher Form zwei weitere Jubiläen begangen werden sollen, nämlich die Umwandlung der "Dienststelle Blank" in das Bundesministerium der Verteidigung am 7. Juni 1955 und der NATO-Beitritt der Bundesrepublik am 5. Mai 1955."

Z.B. Kohls Vorschlag eines Gedenkgottesdienstes,

und seine begeisterte öffentliche Aufnahme. Wer sich im Namen des Allerhöchsten gegen den Vorwurf des 'Revanchismus' verwahrt -

"Gegen ein Land, dessen Repräsentanten sich an einem solchen Tag uor Gott beugen, kann schlecht der Vorwurf einer unbelehrbaren, gar revanchistischen Nation erhoben werden. Auch im atheistischen Osten nicht." (Kölner Rundschau) -,

hat in der Parole "Gott mit uns" den absoluten Rechtstitel für seine Ansprüche gegen den Osten gefunden.