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Bergarbeiterstreik in Großbritannien
WO STREIKEN NOCH SCHLAGEN HEISST
Der DGB macht keine Fehler. Er ist einer. Gewerkschaften, die noch Fehler machen können, weil sie eine Ahnung davon besitzen, wozu sie da sind, gibt es nur noch außerhalb der BRD - z.B. in Großbritannien.
Der Bergarbeiterstreik
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Die Bergarbeiter beantworten die Ankündigung weiterer Zechenstillegungen mit 20.000 Entlassungen nicht mit einer berechtigungstriefenden Urabstimmung. Anstatt die Demonstration eines hohen Auftrags abzuziehen, stellt der Präsident der Bergarbeitergewerkschaft Kampfbereitschaft her: Er agitiert dafür. Die Medienvorwürfe ("Marxist", "undemokratisch", "Mine Fuehrer!") lassen ihn kalt. Statt dessen mobilisiert die Gewerkschaftsführung gegen Stillegungen und für mehr Lohn 23% an Stelle des 5,2%-Angebots).
2
In den von den Stillegungen am meisten betroffenen Gebieten verkündet die Leitung den Streik (Yorkshire, Schottland, Wales). Der Kampf geht los. Die Arbeiter legen die Pütts lahm. Von den Drohungen des staatlichen Kohlekapitals, die Pütts mangels Wartung absaufen zu lassen, lassen die Kumpels sich nicht beeindrucken. Im Gegenteil.
3
Sie kennen den schwachen Punkt ihres Kampfes, von der Stillegung bedrohte Gruben durch Streik lahmzulegen. Sie wissen, daß es darauf ankommt, das staatliche Kohlekapital wirklich zu schädigen, also die Gnben stillzulegen, die auch in Zukunft profitabel Kohle fördern sollen. Sie schicken also "fliegende Streikposten" nach Nottinghamshire und Lancashire, wo die Kollegen Urabstimmung fordern, weil sie nicht streiken wollen.
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Daß das verboten ist, juckt sie nicht. Sie rechnen nicht damit, daß ihnen ihr Erfolg genehmigt wird. Ihr Kampfmittel setzen sie einfach damit durch, daß sie es für ihre Ziele einsetzen. Kampf gegen Lohnsenkung und Existenzvernichtung geht nun einmal nicht ohne Verstoß gegen die Gesetzgebung, die einen solchen Kampf unter Strafe stellt. Mit dem "Schlächter" - Ian McGregor, Chef der Kohlebehörde - redet man nicht, und schon gar nicht in "Spitzengesprächen" an einem geheimgehaltenen Ort. "Eier flogen auf den kleinen, weißhaarigen Mann, ein Bergarbeiter spuckte ihn an. Ein anderer packte ihn am Mantelkragen und schubste ihn offensichtlich rückwärts zu Boden, wo er einige Minuten benommen liegen blieb, bis ihm Reporter und Polizisten auf die Beine halfen." (Time, 5.3.84)
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Obwohl Briten, verlassen die Streikenden sich weder auf die "Gewaltlosigkeit" der Gegenseite noch auf die Tradition - "Kein Bergarbeiter überschreitet die Linie der Streikposten!". Sie machen die Reihen dicht. Gegen Streikbrecher und Polizisten, die mit dem Knüppel das "Recht auf Arbeit garantieren" (Thatcher), karren sie mit Bussen Verstärkung aus anderen Bezirken und den Arbeitsämtern an. Die Gewerkschaft zahlt die Spesen.
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Das Kohlekapital weiß offensichtlich, daß man den Bergarbeitern nicht mit dem Gejammere um die Verantwortung für den Aufschwung etc. kommen kann. Aufgrund der riesigen Vorräte - verkündet es - könne es den Streik noch monatelang aushalten, ja überwintern. Die Bergarbeiter sehen das ein und nehmen es als die Drohung, die das ist. Anstatt ihr nachzugeben, beschließen sie, dem Staatskapital das Kampfmittel aus der Hand zu schlagen: Der Einsatz der Vorräte muß unterbunden werden. Sie fordern die Stahl-, Elektrizitäts- und Transportarbeiter, mit deren Arbeit die Regierung protzt zur Arbeitsniederlegung auf. Den zögernden Kollegen stellen sie ihre flying pickets zur Verfügung. Ergänzend behindern sie den Transport durch Bummelfahrten auf den Verbindungsstraßen.
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Diesen Gewerkschaftern ist offensichtlich der Wortsinn von Streik (to strike = schlagen) noch klar. Das kann nicht daran liegen, daß sie besser Englisch können. Die englischen Bergarbeiter wissen, daß Kapital und Staat ihre Feinde sind und daß gegen die Gewalt von Eigentum und Polizei weder Beten noch Händchenhalten hilft. Sie wissen, daß es darum geht, dem Gegner möglichst großen Schaden zuzufügen, wenn man den eigenen gering haften will.