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Dieser Artikel ist in der MSZ 6-1988 erschienen.

Systematik


Terror, der wohltut

"Als ich am Sonntagabend erfuhr, daß die drei IRA-Terroristen in Gibraltar erschossen worden sind, empfand ich ein Gefühl tiefster Befriedigung. Irische Republikaner haben jahrelang so viele schlimme Verbrechen begangen, daß die Eliminierung der drei aktiven Bombenleger, bevor sie in den engen Straßen am Gibraltarfelsen ein weiteres Mal zuschlagen konnten, ein brillanter und wohltuender Akt wahrer Menschlichkeit war. Instinktiv wußte man, daß die Terroristen die gerechte Strafe ereilt hat. Ein Terrorist ist ein Terrorist... Als skrupellose Agenten eines unerklärten Bürgerkriegs verdienen sie keine Ausnahme von Regeln, die sie selbst gesetzt haben, besonders nicht von der Regel, die die Exekution ohne Verhandlung rechtfertigt."

Die Einleitung dieser von Herzen kommenden Verherrlichung gerechter, weil staatlicher Gewalt verrät ja schon, daß der humanistische Kommentater des liberalen Guardian noch ein Gewissen mit den Opfern bekommt:

"Sie waren schlimme Verbrecher (wicked people), aber es hat sich herausgestellt, daß sie unbewaffnet waren. Sie waren professionelle Killer, die gerade nicht im Begriff waren, jemand zu töten und - wie sich ebenfalls herausgestellt hat - gar nicht im Besitz entsprechender Mittel dafür. Ist es zu rechtfertigen, daß solche Leute umstellt und ohne Fragen erschossen werden?"

Zweifelles! Siehe oben! Es sei denn, der Nutzen für die Staatsräson, der dem Menschenfreund so wohlige Gefühle bereitet hat, ist in Frage gestellt, so daß sie ven diesem Akt wahrer Menschlichkeit am Ende gar keinen Nutzen hat, sondern der unrechten Gewalt weiteren Boden bereitet und der rechten schadet:

"Könnte nicht die Erschießung unbewaffneter, wenn auch verbrecherischer Menschen, diese zu Märtyrern machen, mit allen damit verbundenen Folgen?"

Am Ende könnte darunter dann gar die schöne Rechtfertigung staatlicher Härte beim Jagen ven Staatsfeinden leiden:

"Bewahrt die unterschiedslose Hinrichtung durch Vertreter des Staates eine angemessene Distanz zwischen den Methoden der Terroristen und den Methoden derer, die sie bekämpfen" (The Guardian Weekly, 20.3.1988)