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VON DEN VIELGEPRIESENEN LEISTUNGEN DES SCHNÖDEN MAMMONS
Das Geld
Hoch stehen sie im Kurs, die inneren und höheren Werte. Möglichst statt auf gewöhnliche Genüsse soll man scharf auf sie sein. Der schöngeistige Antimaterialismus geht nach wie vor so, daß ein Dichter beteuert: "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein!" - so daß ihm gleich ein anderer Denker ins Wort fällt und behauptet: "Geld macht nicht glücklich!"
Recht haben beide nicht. Der eine nicht, weil ja niemand behauptet hat, daß er, außer sein Stück trockenes Brot, nichts braucht. Der andere nicht, weil ihm bei Armut gleich das Glück einfällt. Handelseinig sind sich die volkstümlichen Sprüchemacher in der tieferen Überzeugung, daß das Leben durch seine ideellen Erträge lebenswert wird und daß sich vor denen der "bloße" Reichtum allemal blamiert.
In dieser radikalen Kritik an den handfesten Genüssen und an den Zeitgenossen, die ihrer ordinären Bedürfnisse wegen auf mehr niedere Dinge aus sind, steckt ein Hinweis. Die freundlichen Herren von der Lebensfürsorge raten ja offensichtlich nur deswegen zu den hochprozentigen Werten, weil sie eine Entdeckung gemacht haben: Nicht wenige ihrer lieben Mitmenschen sind schon mit einer Dutzendware nicht ordentlich versorgt und setzen daher unzufriedene Mienen auf. Das mißfällt ihnen, weil es so unliebsame Überlegungen nahelegt wie die, was denn da auf dem gut gefüllten Markt mit seinen brauchbaren Reichtümern alles schiefläuft, wenn immerzu Knappheit herauskommt. So etwas finden sie ziemlich anstrengend, die Sinnstifter der abendländischen Kultur. Und so verweisen sie das Publikum auf den Markt der höheren Werte, die noch nicht einmal etwas kosten.
Da nach allen gesammelten Erfahrungen der Marktwirtschaft das billigste Zeug nichts taugt, soll von der großzügigen Offerte hier einmal kein Gebrauch gemacht werden. Wir halten fest, daß vom Brot allein niemand glücklich wird, vergessen aber auch nicht, daß viele nicht vom Geld leben können, die von ihm leben müssen. Das kann unmöglich daran liegen, daß sie den Nährwert der höheren Werte vernachlässigen. Er hat wohl eher mit dem Wert des Geldes zu tun, an den man auch nicht zu glauben braucht, weil man sich nach ihm richten muß.
Das Maß der Werte
Es ist jedermann bestens vertraut. Außer jenen teuren Dinge, die "mit Geld nicht zu bezahlen" sind, hat alles seinen Preis. Bei den Waren, die zum Verkauf anstehen, sieht man auf dem Preisschild, wieviel Geld sie kosten. Aber auch Gegenstände, an deren Veräußerung niemand denkt, werden in der größten Selbstverständlichkeit andauernd in Geld gemessen. Die Eigenschaften eines Hauses, die es für seine Bewohner brauchbar machen, die Dienste einer Maschine für ihren Benutzer, die Vorzüge einer Stereo-Anlage - all das wird ziemlich gleichgültig, wenn es um die heiße Frage geht: Was tragen diese Dinge zum Reichtum einer Person bei? Ihre jeweilige Brauchbarkeit interessiert dann nur noch als Voraussetzung dafür, daß sie eine gewisse Summe Geldes wert sind. In dieser Eigenschaft addieren sie sich locker zum Geld hinzu, das der Betreffende womöglich auch noch hat. Das Ganze ergibt sein Vermögen, welches in der freien Marktwirtschaft entscheidet, was einer vermag. Es bestimmt den Grad der Freiheit, die man sich in der Welt des Marktes herausnehmen kann.
Einerseits scheint ein eigenartiger Idealismus am Werk, wenn alles irgendwie brauchbare Zeug einen Geldnamen verpaßt kriegt. Der materielle Reichtum wird einem Geldquantum gleichgesetzt und gilt dabei als "Stellvertreter" des Stoffs, der getrennt von den vielfältigen Gebrauchswerten den "eigentlichen" Reichtum darstellt. In dieser Operation, die jedem geläufig ist, den es in die freie Marktwirtschaft verschlagen hat, braucht der abstrakte Reichtum noch nicht einmal greifbar zu sein, wenn er als Maß aller Dinge gewürdigt wird. Solange man nur wissen will, was eine Sache wert ist, tut es ein vorgestellter Geldbetrag durchaus. Sobald es jedoch darum geht, etwas zu haben, sich den Gebrauchswert einer Sache zu sichern, braucht man das Geld, das sie kostet.
Andererseits ist also überhaupt kein Idealismus vorhanden, wo alles in Geld geschätzt wird. Groß und Klein sehen sich da mit dem Materialismus des Privateigentums konfrontiert. Was immer jemand genießen und zu seiner Verfügung haben will - er muß es mit Geld bezahlen, weil es jemand anderem gehört. Und damit keiner auf die Idee verfällt, er könne sich die ihm als Geld vertrauten Zettel nach Bedarf zurechtkleben, steht auf den kunstvoll gestichelten Scheinchen der Satz: "Wer Banknoten nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte in Verkehr bringt, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren bestraft." Damit weiß der Mensch zumindest schon eines über seine Heimat, in der durch die staatliche Gewalt die Gültigkeit des Geldes gesichert wird, so daß es sein Werk als Maß des Reichtums ordentlich verrichten kann: Von allem Nützlichen und Angenehmen, daß er zu Gesicht kriegt und gebrauchen will, steht jedem das zur Verfügung, was er in sein Privateigentum verwandelt. Das G e l d stellt den einen Privatmann mit allen anderen gleich - und in einen gesellschaftlichen Zwangszusammenhang. Dieser abstrakte Reichtum ist der Schlüssel zur Teilhabe an den Sorten des konkreten Reichtums, des vielfältigen Zeugs, das an allen Ecken der freien Marktwirtschaft arbeitsteilig produziert wird, um verkauft zu werden. Der Zwang zum Tausch macht sich als "Bedürfnis" nach Geld bemerkbar. Obgleich selbst ungenießbar, will es jeder haben, da dieses Maß der Werte mit seiner unmittelbaren Austauschbarkeit seinen Besitzer zum Herrn über die Warenwelt macht. Vorausgesetzt, er hat genug davon.
Das Zirkulationsmittel
Ist die Sache mit dem Privateigentum geregelt und Gott und die Welt hinter dem Geld her, damit sie auf dem Markt etwas ausrichten, dann zirkulieren nicht nur Waren, sondern auch Gemeinsprüche der begriffslosesten Sorte. "Das Geld ermöglicht den Tausch" - heißt es da in den VWL-Büchern wie im kleinen Brockhaus und im großen Meyer. Und um einen guten Eindruck zu machen und den wissenschaftlichen Schein zu wahren, zu dem ein Quentchen Notwendigkeit gehört, wird der Hinweis auf die Arbeitsteilung bemüht, welche im "Tauschmittel Geld" die Verteilung der weit und breit verstreuten Güter glücklich herbeiführe.
An solchen Weisheiten, die freudig vermelden, daß das Geld ein munteres Kaufen auf den Basaren der Marktwirtschaft ermögliche, muß - zumal mit Kaufen "Zugang zu" und "Verteilung von Gütern" behauptet wird - eine kleine Korrektur vermeldet werden. Das Geld, das Maß des Reichtums, stellt den Zugang zu ihm und seine Verteilung auch ein wenig in Frage. Es verun-möglicht das, was es "möglich macht", auch: Schließlich trennt das gewaltsam in Kraft gesetzte Tauschmittel erst einmal sämtliche Bedürfnisse von denen ihnen entsprechenden Gegenständen. Es läßt sie nur unter der Bedingung zum Zug kommen, daß der Preis an den entrichtet wird, dem die Dinge gehören. Wenn ein Staat mit seiner Gewalt das Geld als Mittel der Bedürfnisse vorschreibt, dann erhebt er ganz bestimmt nicht die Bedürfnisse zum Zweck des Wirtschaftslebens - er unterwirft vielmehr ihre Befriedigung der Zahlungsfähigkeit ihrer Träger. Vom Quantum des öffentlich-rechtlich beaufsichtigten Stoffes, das einer besitzt, hängt seine Betätigung in der Welt der Genüsse ab. Anders ausgedrückt: Die "Güter" finden den Weg zu ihren Liebhabern nur, wenn diese zahlen. Als Waren bevölkern sie dann den Markt, sie sind Geschäftsartikel - und ihre Eigentümer stellen sie äußerst ungern zur Verfügung, wenn sie sich nicht versilbern.
Daß durch das Geld eine Verteilung stattfindet, soll damit gar nicht bestritten werden. In Frage steht jedoch, ob es sich beim Geld um eine glückliche Erfindung aus fernen Tagen handelt, durch die ein mit der "Arbeitsteilung" auf die Welt gekommenes Problem einvernehmlich gelöst wurde: Güter von dem Ort, wo sie nicht gebraucht werden, dorthin zu verfrachten, wo sie jemand haben will! Diese Idiotie widerlegt nämlich schon jeder Werbespot mit seiner Botschaft von der "preiswerten Ware".
Da wird sich um nichts anderes bemüht als um eine beschränkte Zahlungsfähigkeit, und an den Mann gebracht werden soll die eine Ware statt der anderen. Insofern blamiert sich vor einem nicht gleich auf ein Lob der Marktwirtschaft abbonierten Gemüt auch die Ausrede, das Geld sei keine Lösung des Verteilungsproblems, sondern eine Not-Lösung, der "Knappheit von Gütern" wegen. Solche Deutungen der unübersehbaren Gegensätze des Marktes, auf dem Waren und Geld die Hände wechseln, sind doch nur dazu geeignet, die Frage zu provozieren:
Was leistet das Tauschmittel Geld eigentlich?
Zunächst einmal vermittelt es tatsächlich den Austausch von Waren beliebiger Herkunft untereinander. Zeitliche und örtliche Schranken, wie sie sich neben den Zufällen individueller Bedürfnisse immer als Manko des "Naturaltausches" ausgemalt werden (Der eine hat das (nicht), was sein gerade hergeschneiter Tauschpartner (nicht) braucht...") sind mit dem Geld beseitigt. Deswegen ist es aber noch lange keine "Recheneinheit" und kein "Steuerungsinstrument", das garantiert, daß Güter ihren Benützer finden. Immerhin macht es sich selbst zur Bedingung dafür, daß die Waren in Bewegung geraten und von ihrem ursprünglichen Besitzer zu ihrem Benützer gelangen. Vor dem allseits beliebten Resultat, dem gelungenen Austausch von Waren hier gegen Waren dort und anderswo, hat immerhin noch jede Ware ihre Verkäuflichkeit zu beweisen.
Sie muß sich eben nicht nur am Interesse an ihrem Gebrauchswert bewähren, sondern an der Zahlungsfähigkeit der Interessenten. Insofern verrichtet das Geld die ihm so hoch angerechnete Wohltat, den Gütern und Menschen als Verteilungsinstrument zu dienen, nur sehr bedingt. Unerfüllte Bedürfnisse zeugen ebenso deutlich davon wie unverkäufliche Waren, daß die Trennung i n Kauf und Verkauf - jene "Technik", die den Austausch jeder beliebigen Ware gegen jede andere eröffnet - einen handfesten Gegensatz stiftet. Unterwegs kommt es offenbar so sehr aufs Geld an, daß Ware gar nicht erst zu Ware findet...
Wenig Trost bietet da auch die angesichts der Störungen des Marktes angestellte Betrachtung, wieviel Geld eigentlich für den Umschlag der Waren unterwegs sein muß. Einerseits bleibt nämlich immer in irgendwelchen Händen Geld übrig, wenn die Waren verkauft sind und nach Strich und Faden ge- und verbraucht werden, nachdem sie den Markt verlassen haben. Andererseits ist die Geldmenge, die umläuft, genauso groß wie die Preissumme der gekauften Waren. Wenn ein und dasselbe Scheinchen mehrmals beteiligt ist, weil es nacheinander von verschiedenen Leuten eingenommen und ausgegeben wird, verringert sie sich eben entsprechend.
Im übrigen halten sich die Gelehrten, denen nach der Feier des Geldes die Klage einfällt, es würde mengenmäßig verkehr t gehandhabt und Störungen deshalb hervorrufen, mehr an die Marx'sche "Wertlehre", als ihnen lieb sein kann. Ihre Entdeckung, daß für den funktionierenden Markt auch und stets "Muster ohne Wert", also Zettel, ganz gut "Geldfunktionen" verrichten können, bauen sie recht voreilig zu dem "Schluß" aus, daß es sich also um Wert beim Geld nicht handeln könne. Dabei vergessen sie schon einmal, daß mit der staatlichen Gewalt die den Zwangskurs garantiert, ein Einwand gegen die Beliebigkeit der schönen Recheneinheit vorliegt. Wenn sie dann über die Brauchbarkeit von bloßen Geldzeichen so ins Schwärmen geraten, daß sie über die Veränderung der Geldmenge die allfälligen Stockungen auf dem Markt beheben möchten, so fällt ihnen sogleich etwas ein. Sie übersehen zwar ihren Idealismus, "das" Geld ihrer geliebten Marktwirtschaft, in der es auf die ausschließliche Verfügung von Privateigentümern über Geld und Ware ankommt, zu einer fiktiven, mehr oder minder marktdienlichen "Menge" zu addieren. Aber die von ihnen selbst erdachte Einbildung, das Verhältnis von Anzahl und Einheit des vorhandenen und marktdienlichen Geldes wäre für dessen Funktion gleichgültig, widerrufen sie selbst. Die Konsequenz, einfach mehr Geld unter die Leute zu bringen, damit ein fröhlich Kaufen und Verkaufen anhebt, verwerfen sie. Und zwar mit dem Hinweis, daß die Kaufkraft, die s o geschaffen würde, durch höhere Preise ausgenützt würde - so daß das Geld nichts mehr taugt! Eine Einheit, die es nicht gibt, schon gleich gar nicht, wenn sie "Wert" heißt, kann aber schwerlich leiden!
Insofern geben selbst die Freunde der "quantitätstheoretischen" Deutung der Inflation (deren Geheimnisse im übrigen im Kredit und nicht in den Güterbergen und Geldmengen liegen!) noch zu, daß der Markt für den Nutzen des Geldes geradezustehen hat und nicht umgekehrt.
Daß die Beschaffung von Geld, jener Privatmacht über den gesellschaftlichen Reichtum in "schlagfertiger Form" den Zweck des Marktes ausmacht, ist freilich leichter zu bemerken als über falsche Theorien, die sich dann am Interesse ihrer Urheber blamieren. Darauf sind vor allen Marxisten schon ganz andere Leute gekommen.
Das Geld bringt's
Daß man nicht viel zu bestellen hat, wenn man in der Marktwirtschaft, einmal in den Besitz einiger Kreuzer gelangt, sein Geld ausgibt und die erstandene Ware verbraucht, ist schon dem Geizkragen eingefallen, der als Charakter die schöne Literatur bevölkert. Der Schatzbildner zieht jene Form des Sparens vor, die im Verkaufen und im Behalten des Geldes besteht. Daß er auf die in der Warenwelt gebotenen Genüsse verzichtet, weil er mit dem Geld die Macht über sämtliche Bedürfnisse an Land zieht, macht ihn komisch. Freilich belacht niemand das verständliche Ansinnen, Geld anzuhäufen - sondern wegen der Entsagung, durch die sein Bedürfnis nach dem universellen Kaufmittel schiere "Habgier" wird, paßt der arme Reiche nicht ins Bild.
Vernünftiger sieht der Hang zum Geld schon dann aus, wenn geborgt wird. Wo es um die Versilberung von Waren geht, wird oft geliefert, ohne daß gezahlt werden kann. Momentane Zahlungsunfähigkeit darf kein Hindernis sein für Kauf und Verkauf - lautet der Beschluß. Und wenn es sich nicht gerade um einen Akt des Pumpes handelt, in dem arme Leute ein gegenwärtiges Bedürfnis befriedigen, um es mit künftigem Verzicht zu bezahlen, ist jedem klar, daß Kredit eine seriöse und unerläßliche Geschäftstechnik darstellt. Er beruht nämlich darauf, daß "der Markt" Überschüsse hergibt. Wer Zahlungsaufschub gewährt, gesteht ja ein, daß für die Fortführung seiner Marktbeteiligung genug Geld da ist - und für die fällige Begleichung der Schuld nach vereinbarter Frist steht der Staat, als Wächter über alle Verträge, zur Verfügung. Wo Schuldenkonten zur Regel werden und die Guthaben wie Geld behandelt werden und funktionieren, hat die Akkumulation von abstraktem Reichtum eben schon ihre Fortschritte gemacht. Irgendwie hat der Tausch da zur Anhäufung von Geld geführt...
Dasselbe gilt für den Staat, der über sein Bankwesen den Austausch seines lokal begrenzten Marktes bzw. seiner Geschäftsbürger mit dem Ausland saldiert - und Geldguthaben genauso schätzt wie einen Schatz aus Gold. Den Weltmarkt sehen Staaten von vornherein als Mittel für die gute Ausgestaltung ihrer Bilanzen an, und das "Hungerproblem" erübrigt jeden Verdacht, daß es beim internationalen Austausch um die allseitige Versorgung mit Gütern ginge. Der Markt ist da von vornherein ein Mittel zur Gewinnung von ökonomischer Macht, und die beziffert sich in Geld, der Form universellen Reichtums...
Kapital - die Kunst der Geldvermehrung
Schon der Volksmund weiß zu berichten, daß das Geld nicht der Knecht der "Güter" und schon gar kein Hilfsmittel für ihre termingerechte Verteilung ist. Mit Geld macht man sich den Markt dienstbar, wenn man es versteht, es so auszugeben, daß man es behält und immer noch etwas übrig hat. Die alten Techniken, aus dem Kaufen und Verkaufen einen Beruf zu machen oder das Geld zu verleihen, gegen einen Preis natürlich, haben sich da als wegweisend erwiesen. Diese frühen Erfindungen, welche sich bis heute gehalten haben, beruhen auf dem Prinzip, daß andere für die Erhaltung und Vermehrung des eigenen Vermögens mit aufkommen. Und sie haben im verein mit staatlichen Verpflichtungen aller Art den Blick für die Not freigemacht, welche die gewöhnlichen Statisten des Marktes überkommt. Diese Menschen müssen beständig darauf sinnen, an Geld zu kommen, um sich auf dem Markt wieder einzudecken. Da sie zwar bereit sind, ihrerseits etwas Verkäufliches herzustellen, aber die dafür notwendigen Mittel nicht finanzieren können, lag es für potente Geldgeber nahe, ihnen die Gelegenheit zur Arbeit zu verschaffen. So wäscht eine Hand die andere, ein Zug von Humanität streift die kalte Welt des berechnenden Tausches und der Nachschub an Waren für den Markt ist auch sichergestellt.
Die Schaffung von Arbeitsplätzen ist der einzig senkrechte Umgang mit Geld, das dieses Produktionsverhältnis diktiert. Allen, die über so wenig Mittel verfügen, daß sie das Geld einfach für ihren Lebensunterhalt ausgeben und nach dem Verzehr der erstandenen Sachen wieder an Geld kommen müssen, wird die Möglichkeit eröffnet, mit den Tücken des Zirkulationsmittels zurechtzukommen. Vorausgesetzt, ihre Arbeit ist rentabel für das Eigentum, das die kostspieligen Arbeitsplätze bereitstellt und die Produkte preiswert an den Mann bringt, kriegen sie einen Lohn, den sie sich einteilen können. Der Staat, dessen Gewalt die Scheidung von Arbeit und Eigentum überwacht, hilft ihnen dabei durch seine Abteilung "Soziales". Zwangssparen für Notfälle ist schon deshalb angezeigt, weil aufgrund der Kalkulation mit den Arbeitsplätzen der Lebensunterhalt von Lohnabhängigen bisweilen gar nicht lohnend ist.
Diese Tücken des Arbeitsmarktes erfordern Umsicht, weil sie neben der gewöhnlichen Armut derer, die sich als Mittel fremden Eigentums bewähren dürfen und mit dauernden Veränderungen von Lohn und Leistung konfrontiert sind, auch noch ein bißchen Pauperismus alten Stils erzeugen. Entscheidend in all diesen Fragen bleibt das Wachstum, ohne das gleich alle aufgeschmissen sind, weil sie von ihm abhängen.
Insofern ist das Geld, von dem niemand genau sagen kann, wer es erfunden hat, eine sehr fortschrittliche Sache. Es bildet gewissermaßen das einigende Band zwischen denen, die es haben und als ihr Mittel verwenden - und denen, die ihm dienen, wenn sie die Produktionsmittel anderer bedienen. Letztere können zumindest, wenn sie sich auf dem Arbeitsmarkt einen Arbeitsplatz kaufen, frei und gleich die kleine Zirkulation in Schwung halten. Arbeitskraft verkaufen, Arbeit abliefern, Lohntüte auf den Markt - das ist doch eine Perspektive, oder? Ihre Behandlung als "Kostenfaktor", die sich als "Sachzwang" ergibt, garantiert, daß sie nicht übermütig werden - und öfter mal arbeitslos dazu.