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Tschad
IMPERIALISTISCHER FAUX-PAS?
Mitterrand ist unten durch: "Nach seinem wirtschaftspolitischen Zickzackkurs nun die erste außenpolitische Schlappe" (Tagesthemen) - "Er läuft Gefahr, als äußerst naiv zu gelten" (Times) - "Er hat sich und Frankreich lächerlich gemacht" (Liberation). Man traut seinen Ohren nicht: Dieser in der Russenfrage so illusionslose Praktiker der freiheitlichen Gewalt soll von Gadafi hereingelegt worden sein und seine Truppen ohne Gegenleistung aus dem Tschad abgezogen haben.
Eine für einen imperialistischen Machthaber wahrlich unglaubliche Fehlleistung, die sich Mitterrand da vorhalten lassen muß: Dem Wort des Feindes soll er mehr geglaubt haben als seinen Aufklärungsflugzeugen und auf das persönliche Gespräch mit ihm soll er mehr gebaut haben als auf die Überredungskunst seiner Waffen! Und er soll nicht einmal genau wissen, was er eigentlich auf Kreta ausgehandelt hat!
"Die Franzosen sind abgezogen" - das ist die Sprachregelung dafür, daß die größte Interventionsstreitmacht seit dem Algerienkrieg in den benachbarten Luftstützpunkten Gabuns und Zentralafrikas auf ihren erneuten Einsatz wartet, um wie gehabt im Tschad Ordnung zu stiften. "Die Libyer sind geblieben" - das ist die Formel dafür, daß Gadafi zwar seine Luftabwehrraketen und Panzer, nicht aber alle Soldaten aus dem Wüstengebiet abgezogen hat, in dem sich die Bevölkerung mit ein paar libyschen Dinaren und dem Waffendienst für einen Ex-Präsidenten des Tschad über WVasser hält.
Düpiert worden ist Mitterrand von ganz anderer Seite. Die lächerlichen 1000 Libyer sind ja nur deswegen so katastrophal, weil sie von den Amerikanern "entdeckt" worden sind und weil Mitterrand daraufhin seine "Friedenslösung" für den Tschad als gescheitert betrachtet und die Rückkehr zur "Sprache der Gewalt" angekündigt hat. Nichts Demütigenderes für eine auf ihre souveräne Eigenständigkeit erpichte imperialistische Mitmachernation als der Eindruck, sie würde ihre Gewaltmittel nur auf Geheiß der Führungsmacht und sozusagen wider Willen zum Einsatz bringen. So widerruft die Grande Nation jetzt ihre antiamerikanische Heuchelei, sie würde mit Libyen anders umspringen "als Amerika mit Nicaragua umgeht" (Außenminister Cheysson vorher). Daß just dies nottut und daß im kriegsbereiten Westen jeder diplomatische Umgang mit zu Staatsterroristen erklärten Feinden als schwerer Fehler zu gelten hat - das 'beweist' nicht nur die pünktlich eingetroffene "Enthüllung" der neuesten Mordpläne Gadafis, sondern vor allem der "Lernprozeß" Mitterrands, der seinem Händedruck mit dem Revolutionsführer nun ein Ultimatum folgen läßt.