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ERSTMALS BEDAUERN FÜR EINE PLO-LEICHE
"PLO-Mann bei Brandt erschossen". Mit solchen und ähnlichen Schlagzeilen berichtete die deutsche Presse in großer Aufmachung über die Ermordung eines palästinensischen Politikers auf der Konferenz der Sozialistischen Internationale, die unter Führung von Willy Brandt in Portugal stattfand. Einhellig demonstrierte man Empörung über den "hinterhältigen Anschlag" "palästinensischer Terroristen" auf einen "verständigungswilligen palästinensischen Politiker". Schrecklich und skandalös, hieß das einhellige Urteil - zum ersten Mal beim Tod eines Palästinensers.
Schrecklich und skandalös war es nämlich noch nie, daß seit 1948 hunderttausende von Palästinensern in den vielen offiziellen und inoffiziellen Kriegen und "Vergeltungsaktionen" von Israel getötet, vertrieben und in Lagern zusammengepfercht wurden. Schlimmstenfalls als 'über das verständliche Anliegen der Grenzsicherung hinausgeschossen' galt die blutige Besetzung des Libanon und die Bombardierung Beiruts im letzten Jahr; schlimmstenfalls als 'peinliches Versagen' die Ermordung von mehreren tausend Lagerinsassen unter israelischer Aufsicht im entwaffneten Beirut. Kaum berichtenswert ist jetzt die Festsetzung israelischer Truppen im Libanon, die praktische Teilung des Landes in eine sudliche israelische Satellitenregion, einen israelisch kontrollierten Mittelteil und einen erst noch von den Syrern zu "befreienden" Nordteil. Kaum berichtenswert auch die zügige "Besiedlung" annektierter Landstriche mit israelischen Wehrdörfern - alles während gleichzeitig laufender Friedensverhandlungen, in denen angeblich eine "dauerhafte Friedenslösung" auch für die Palästinenser erst noch gefunden werden soll. Und die überall hinaus"gesäuberten" Palästinenser sind schon gleich keinen Bericht wert. Die anfallenden Leichen und Opfer sind schließlich der notwendige Preis der "Sicherheit" Israels und deshalb immer der Beweis, nicht: wie brutal der Staat Israel sich als Speerspitze der westlichen Freiheit aufführt, sondern: wie sehr Israel bedroht ist, oder wie schwierig das "Problem Naher Osten" zu lösen ist. Als Staatsterroristen hat deswegen die Israelis noch niemand verurteilen wollen, sind sie doch unsere offiziellen Verbündeten und erhalten für ihre Verteidigung jede Menge amerikanische und NATO-Waffen.
Aber bei einer ordentlichen politischen Konferenz, unter deutscher Leitung, direkt neben dem Tagungsraum, gleichzeitig mit Brandts Verhandlungen, einfach einen Mann zu ermorden; einen Mann, der nach der gewaltsam geschaffenen "Ordnung " in der Region für Verhandlungen und Zugeständnisse eingetreten ist, also die imperialistische Lektion Israels und der USA gelernt und beherzigt hat: so einen durch und durch nützlichen Mann zu beseitigen, das ist für die deutsche Öffentlichkeit ein Skandal, der mehr Aufsehen erregt als alle ungezählten arabischen Leichen der letzten Zeit. Denn das war ein Anschlag auf "unser Interesse" - an den so erfolgreich für den Westen laufenden Verhandlungen und... auf Israel. Da zählt es nicht, daß die Israelis die PLO nicht als Verhandlungspartner anerkennen wollen und vor jeder "Lösung" lauter gegenteilige Fakten schaffen. Dieselben israelischen Politiker, die jetzt bedauern, "daß Menschen, die mit Israel reden, gelegentlich erschossen werden", haben noch Tage zuvor dafür gesorgt, daß Sartawi auf der Konferenz kein Rederecht bekam, sondern nur als Beobachter zugelassen wurde - das zählt nicht. Und es zählt auch nicht, daß Israel jetzt das Begräbnis des Ermordeten in seiner Heimatstadt verhindert. Ganz im Gegenteil: "Welche Beweise braucht die Welt eigentlich noch dafür, daß die wahren Unruhestifter im Nahen Osten palästinensische Extremisten sind?" So beweist der Tod eines offiziellen PLO-Vertreters, daß die ganze PLO aus Terroristen besteht, mit denen zu verhandeln unmöglich ist und die gewaltsam die Ruhe im Nahen Osteia verhindern. Tausende PLO-Opfer israelischer Ruhestiftung aber lsssen keinen Zweifel aufkommen. Anders als mit israelischer Gewalt ist Ruhe ja nicht herzustellen. Wenn es eine Friedhofsruhe ist, dann haben sich das die Opfer selbst zuzuschreiben.