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Dieser Artikel ist in der MSZ 12-1983 erschienen.
REAGAN IN FERNOST
Kaum war Kanzler Kohl wieder abgedampft, da bekam der Ferne Osten schon wieder höchsten westlichen Besuch. US-Präsident Reagan sah bei seinen Verbündeten an der Ostfront gegen die Sowjetunion nach dem Rechten.
- Die japanische Nation, jedem Militärliebhaber unvergeßlich wegen ihrer Kamikaze-Einsatzflieger im 2. Weltkrieg und ihrer praktischen Erfahrung, daß Staaten auch Atombomben durchaus überleben können, wurde ohne Umschweife zum Aufrüsten aufgefordert. Das gibt es doch wohl nicht mitten in der NATO-Offensive gegen die Sowjetmacht: ein 100-Millionen-Staat, der die ganze Welt mit Autos und Mikro-Chips beliefert, aber nicht in der Lage sein soll, ein bißchen Frieden und Freiheit mit Gewalt nach Sibirien zu exportieren.
- Da machen Reagans südkoreanische Freunde und Gesinnungsgenossen ja schon mehr her. Die haben ihre Hauptaufgabe als kriegsbereiter Frontstaat gegen die kommunistischen Teufel im Norden nie vergessen. Wenn für irgendein drittes Land außer der BRD und Israel, dann gilt seit jeher für Südkorea, was bei Kommunisten ein unverzeihliches Verbrechen ist: Dieses Land besitzt ein Mehrfaches der Waffen, die zu seiner Verteidigung nötig wären. Das ist aber ganz in Ordnung, weil hier die USA sich vorwärtsverteidigen.
Entsprechend herzlich wurde die antisowjetische Waffenbrüderschaft gefeiert und besiegelt:
- Gemeinsam mit einem auch in der freien Presse als besonders blutrünstiger Diktator geführten Präsidenten stellte der US-Präsident sich mit Trauermiene auf und gedachte eine Schweigeminute lang der Opfer des Jumbo-Abschusses neulich über Ostsibirien - "Märtyrer der Freiheit" an der richtigen Stelle, die nicht etwa zu mehr Vorsicht bei Spionageflügen mahnen, sondern zu baldmöblichster Rache.
- 1000 Oppositionelle waren vor Reagans Besuch aus dem Verkehr gezogen worden, so daß der US-Präsident ganz ungestört das gemeinsame große Anliegen der USA und Südkoreas beschwören konnte: den bedingungslosen Schutz der Freiheit.
- So habe er sich die Unfreiheit schon immer vorgestellt, gab Ronald Reagan zu Protokoll, als er an der Waffenstillstandslinie über freiheitliche wie kommunistische Grenzwälle und Stacheldrahverhaue hinweg nordkoreanisches befestigtes Gebiet besichtigte... - von einem Stützpunkt aus übrigens, der sich vom Norden her ganz genauso ausgenommen haben dürfte. Er trug dabei einen halbzivilen Kampfanzug.
Unbedingt. glaubwürdig nahm sich da Reagans Zusage aus, die 40.000 US-Soldaten würden auch in Zukunft, besser ausgerüstet denn je, in der "entmilitarisierten Zone" zwischen Nord- und Südkorea gefechtsbereit stationiert bleiben. Dort haben die USA bereits den "Traum" von "Abrüstung" und "Entmilitarisierung" wahrgemacht, den ihr Präsident gerne weltweit vollstrecken möchte: ein wahrhaft vorbildliches Kriegserlebnis.