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Dieser Artikel ist in der MSZ 1-1982 erschienen.
SPRÜCHE UND WIDERSPRÜCHE
Der MSB Spartakus
eröffnet den 82er Jahrgang seiner "roten blätter" mit einer vor Verlegenheit kaum zur Sache kommenden "Erklärung zur Lage in Polen", in der er Jaruzelski verhalten lobt, die PVAP im nachhinein aufs allervageste kritisiert (die berühmten "Fehlentwicklungen" ausgerechnet wegen eines "Abweichens von der sozialistischen Demokratie", um dann mit beschwörendem Gestus auch an Polen '82 die Kurue zur Studentenpolitik zu kratzen:
"Auch die - sicherlich notwendige - Diskussion über die Einschätzung der Hintergründe und Konsequenzen der Lage in Polen darf die Studentenbewegung, die in ihr wirkenden fortschrittlichen Organisationen nicht lähmen. Wir halten daran fest, daß es Aufgabe der fortschrittlichen linken Kräfte bleiben muß, das erreichte Maß an Zusammenarbeit zu verteidigen und in gemeinsamen Aktionen insbesondere gegen den weiteren Sozial- und Bildungsabbau und seine Folgen für Studenten und Hochschulen auszubauen." (S. 45)
Diese Studikerlobby wird auch dann noch Kampagnen gegen die Streichung einer halben Assistentenstelle beschließen, wenn durch die Aufstellung der ersten freiwilligen Studentenkompanien wieder tatsächlich von so etwas wie einer Studentenbewegung die Rede sein kann.
Als Avantgarde der "fortschrittlichen linken Kräfte" verteidigt der MSB in der gleichen Nummer sich, die Friedensbewegung und sein Verhältnis zu ihr gegen die MARXISTISCHF GRUPPE. Nach einem insgesamt zutreffenden Referat unserer Kritik, meinen die Spartakisten:
"Mit solchen Ausfällen ist kein Blumentopf zu gewinnen."
Bei ihnen sicherlich nicht. Gefährlich wird's nur, weil die MG-Agitation bei einer ganz bestimmten Sorte von Adressaten ankommen könnte:
"Die MG knüpft bei ihrer Argumentation an Teilansichten an. Tatsächlich soll die SU erpreßt werden, der Westen hat tatsächlich Geschäftsinteressen, die Herrschenden propagieren zu ihrem Nutzen den Antikommunismus, die 'Angst vor den Russen' nutzt den Herrschenden. Die Propaganda der MG ist auf eine bestimmte Zielgruppe zugeschnitten: Leute, die Kapitalismuskritisches hören wollen, die den Herrschenden nicht mehr recht trauen, die beginnen, gegenüber dem demagogischen Gebrauch von Begriffen wie 'Frieden, Freiheit und Demokratie' durch die Herrschenden skeptisch zu werden."
Daß damit "die Friedensbewegung gespalten wird", das hat der MSB zu Recht erkannt:
"Wer statt der Ablehnung der US-Raketen Freundschaft zur SU heuchelt, und diese dann zur Voraussetzung der Friedensbewegung erklärt, der spaltet die Friedensbewegung."
Um "Freundschaft mit der SU geht es uns freilich nicht. Der MSB hingegen scheint entschlossen, um keinen Bündnispartner zu verprellen, die prinzipielle Feindschaft zur SU als Voraussetzung der Friedensbewegung zu akzeptieren. Leider ist das nicht einmal mehr bloß geheuchelt..."
Ein Tip für die Konkurrenz
In Nr. 215 klagt der"Arbeiterkampf" des Kommunistischen Bundes (KB) über die Auswirkungen der schlechten Konjunkturlage:
"Den höchsten Stand erreichte der AK im Jahre 1977 mit einer verkauften Auflage von 25.000 Exemplaren. Von da an sank die Auflage regelmäßig und ist gegenwärtig bei 5000 verkauften Zeitungen angelangt. Noch ist nicht absehbar, ob wir damit schon den Tiefpunkt erreicht haben... Vorschlag: Bis auf weiteres, d.h. bei Fortbestehen der derzeitigen negativen Konjunktur für revolutionär-sozialistische Presse wird vorgeschlagen, den Umfang des AK erheblich zu reduzieren." (S. 2)
Werte Genossen, erlauben wir uns da zu raten, quantitative Veränderungen an eurer Zeitung werden's da mit Sicherheit nicht bringen. Ihr müßt das Übel bei der Wurzel packen und der negativen Konjunktur für revolutionären Sozialismus ein paar Spritzen geben. Das wird aber nicht ohne inhaltliche Änderungen am AK abgeben. Mit eurer Flächenkommentierung des alternatiuen Parlamenarismus und der Revolution im geschlechtlichen Bereich steht ihr doch an der Spitze der Konjunkturbremser. Versucht's doch mal mit Marxismus. Wir verlieren zwar eine unerschöpfliche Fundgrube für diese Rubrik in der MSZ, für einen Aufschwung der revolutionär-sozialistischen Presse nehmen wir das jedoch gerne in Kauf.
Mit solidarischen Grüßen, MSZ-Redaktion.
P.S. Ein konkretes Beispiel, damit ihr vielleicht nachvollziehen könnt, was wir meinen: AK 215, Interview mit Udo Lindenberg. Nichts dagegen. Auch unter unseren Lesern gibt's Lindenberg-Fans, die damit für die MSZ geködert werden könnten - was uns allerdings nicht dazu verleitet, diesen Köder auszuwerfen. Aber wenn schon, denn schon: Bei der Lektüre dessen, was der Lindenberg so von sich gibt, müßt doch auch ihr merken, daß man ihm bestenfalls einen guten Willen attestieren kann - ansonsten ist es schon ziemlicher Schwachsinn, was der Mann meint, der Welt mitteilen zu müssen. Daß aber nun euer Interviewer von Anfang an eine Aura der Gemeinsamkeit nicht nur inhaltlich durchgehen läßt, sondern sich sogar noch sprachlich dem Jargon des Lindenberg anpaßt - das ist schon oberpeinlich. Auf diese Weise stolpert ihr einen Mittelweg zwischen "Bravo" und den "Roten Blättern" entlang: Während die Macher der Popgeneration in scheinbarer Ehrfurcht am letzten Furz des Idols hängen und Ihn kolportieren, suggerieren die Spartakisten in ihren Fragen, daß noch jeder Mensch, der Guitarre mit Verstärker spielt, zum Fortschrittslager gehört. Ihr hingegen laßt den Lindenberg ohne Widerspruch drauflosbramabasieren und setzt allein auf den Effelit, daß er dies gegenüber dem "Arbeiterkampf" macht. Da kommen weder die Rockfans auf ihre Kosten, geschweige denn die Freunde des Klassenkampfs.
Probleme der Bündnispolitik
Probleme der Bündnispolitik
"Punk ist eine Lebenshaltung, die die bürgerlich satte Langeweile durchbricht und gesellschaftliche Erstarrung aufweicht."
"Die Schwäche der Punkbewegung scheint in ihrer Organisationsfeindlichkeit zu liegen." (aus: "Kommunistische Volkszeitung" des KBW, Nr. 48/1981, S. 16)
Gegen Sozialabbau auf den wichtigen Plätzen
Um den "Nationalen Studentenstreik" aufzupolieren, schreckt der MSB Spartakus nicht einmal vor der Wahrheit zurück:
"Politischen Druck übt der Streik auf diejenigen aus, die das Sagen haben: auf Bundes- und Landesregierungen, auf die Spitzen von CDU/CSU, SPD und FDP, auf die Chefs in den Konzernzentralen, Denen ist es nicht gleichgültig, ob die große Mehrheit der 800.000 Studenten, diejenigen, die in Betrieben, Schulen, Krankenhäusern usw. später mal auf wichtigen Plätzen sitzen und die Politik der Herrschenden umsetzen sollen, ob diese für ihre Interessen kämpfen und sich gegen Sozialabbau wehren." (rote blätter, Nr. 12/81, S. 9)
In Abwandlung des Marxschen Spruchs, daß sich noch jede Idee blamiert, wenn sie auf ein Interesse stößt, scheren sich die Spartakisten vorübergehend mal einen Dreck um ihre Leib- und Magenideologie, daß es sich bei Studenten um zukünftige, lohnabhängige Opfer der herrschenden Klasse handelt und kommen dem herrschenden Interesse mit einer potentiellen Unbotmäßigkeit ihrer bezahlten Ideologen.
Prosit Neujahr
"Eine Zeit des Kampfes!"
"Alles für den Frieden!" (Überschrift und erster Satz der Neujahrsbotschaft des DKP-Vorsitzenden Herbert Mies in: "UZ" vom 31. Dezember 1981, S. 1)
Grüße vom Ajatollah
"Ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein glückliches und friedvolles neues Jahr wünscht Ihnen das Generalkonsulat der Islamischen Republik Iran afghan.htm alban.htm alt.htm angola.htm apost.htm armut.htm auslaend.htm bendit.htm bio.htm canetti.htm china2.htm china.htm entwick.htm frankr.htm gb.htm genf.htm global.htm gott.htm haig.htm honi.htm israel.htm jalta.htm korr.htm linke.htm mexiko.htm mythos.htm neben.htm paeda.htm pleite.htm polen2.htm polen3.htm polen4.htm polen.htm spiegel.htm spruch.htm textil.htm tmp.html usa.htm utf8 wissen.htm zeitarb.htm München"