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Nordirland
OPFER-ENGPASS BEI DER IRA
Zehnmal verkündete die britische Regierung: "Der Hungerstreiker hat sich das Leben genommen, indem er Nahrung und ärztliche Hilfe verweigerte."
Diese zynische Demonstration der Entschlossenheit, die Hungerstreiker verrecken zu lassen und dabei die Hand der Regierung in Unschuld zu waschen, war es nicht, was die IRA (provisionals) bewogen hat, den Hungerstreik vor Erreichen der geplanten Menge von 440 Selbstmördern abzubrechen.
Angesichts des erklärten und praktizierten Willens der britischen Regierung, die Untergrundkämpfer der IRA zu vernichten, angesichts des unübersehbaren Erfolgs dieses Vernichtungskrieges hatten die Provisionals mit ihrer Hungerstreikaktion nur den einen Zweck: anhand der leibhaftigen Regierungserfolge - den IRA-Häftlingen - ihren Anspruch auf Anerkennung als ordentlicher Kriegsgegner zu dokumentieren, indem sie sich mit ungebrochenem Kampfesmut zu Tode hungerten. In konsequenter Fortführung des alten IRA-Songs
"Some men fight for silver,
some men fight for gold,
but the men of the IRA fight
for the land De Valera sold!"
opfern sie sich für den Nachweis, daß sie für eine gute Sache gekämpft haben und wollen ausgerechnet dadurch, daß sie sich selber aus dem Weg räumen, der englischen Regierung auf dem Feld der Ehre eine unheimliche Schmach antun. Schon Bobby Sands hätte für den Status eines politischen Gefangenen auf alle sonstigen Erleichterungen verzichtet. Umgelegte englische Soldaten taugen dafür nicht mehr recht, seit England brutal zuschlägt und für jeden toten Tommy Rache nimmt und die katholische Bevölkerung Nordirlands von den Banden des Pfaffen Paisley terrorisieren läßt: Der IRA selbst schwimmen so die Felle davon. Deshalb wollte sie durch die Hungeraktion die Beweisführung eigenen Leichen überlassen. Der Abbruch des Hungerstreiks hat also mit der "Einsicht in die Aussichtslosigkeit des Kampfes" nichts zu tun. Die Begründung der IRA lautete schlicht, daß ihr die opferwilligen Helden ausgegangen sind, was nicht mit dem Eingeständnis zu verwechseln ist, daß es keine IRA-Helden mehr gibt. Die gäbe es schon noch, wenn nicht die Verwandten und die katholische Kirche der Opferbereitschaft ihrer sgmbolischen Freiheitskämpfer den Dolchstoß verpaßt hätten.