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Dieser Artikel ist in der MSZ 6-1981 erschienen.

Systematik


SPRÜCHE UND WIDERSPRÜCHE

Den "bundesweiten Streik" der VDS

zu kommentieren, sträubt sich bei uns die Feder. Vielleicht ist folgende Passage aus einem Flugblatt des "AStA e.V." an der Uni München besonders unverfroren, weil sich hier MSB, SHB und Juso-HG auf bündnisfähige Formulierungen einigen müssen, unrepräsentativ ist sie jedoch keineswegs für die schamlose Manier, mit der westdeutsche Studentenvertreter den Dritten Weltkrieg an DM 30.- BAFÖG entfesseln oder scheitern lassen wollen:

"Wir wollen studieren und überleben! NATO-Raketen bedrohen unsere Unis und uns. Wir fordern deshalb die Umverteilung des Geldes vom Rüstungs- in den Bildungsetat. Wir verteidigen keine studentischen Privilegien, sondern kämpfen um Grundrechte!"

Der Nachsatz ist gut: Gott erhalt' euch das Grundrecht auf Heuchelei und das von ihm besonders geschätzte Privileg der Einfalt!

Gegenwind

"Ehemals Arbeiterbuch... Wir haben umgebaut. Von einer kleinen winkligen Organisationsbuchhandlung" (des KB) "haben wir uns in eine weiträumige politische Buchhandlung an der Universität gewandelt... Auch unser alter Name hat uns nicht mehr gefallen, und wir denken, daß er vielen Kunden auch nicht mehr behagte. Deshalb heißen wir ab sofort: Buchladen GEGENWIND / Politische Bücher und Cafe." (Anzeige in der" taz " vom 6. November)

Für eine alternative Außenpolitik

spricht sich Joachim Hirsch in der Zeilschrift "links " des "Sozialistischen Büros" (Nr. 140, S. 8) aus:

"Daß die Bonner Regierung die eines besetzten Landes ist, was ihren Spielraum in Sachen Rüstungspolitik erheblich beschränkt, ist eine Sache. Die andere ist, daß sie sich als unfähig erweist, überhaupt noch Politik zu machen, die außenpolitischen Möglichkeiten zu nutzen, die ihr gerade die Existenz einer starken Friedensbewegung in die Hand geben könnte."

Daß ein Linker die BRD-Herrschaft wie die "Deutsche National- und Soldatenzeitung" sieht, ist eine Sache. Die andere ist, daß er auch noch dazu fähig ist, daraus politische Konsequenzen für die Linke zu ziehen, was hinwiederum auf die Existenz eines starken Nationalismus in ihren Reihen schließen läßt.

Worte des Vorsitzenden

Uwe Knickrehm auf dem 7. Bundeskongreß des MSB Spartakus überliefern der Nachwelt die "roten blätter" vom November auf 20 engbedruckten Einlegeseiten (der Mann muß 6 Stunden gesprochen haben. Das ist Spitze!). Hier für den eiligen Leser eine Kurzfassung:

"Erst ein Menschenalter ist es her, daß die Arbeiterklasse erstmals in der Geschichte die Macht ergriffen hat - ein Wimpernschlag in der Geschichte unseres Planeten."

"Von den Genossen der DKP können wir lernen. Wenn wir heute Unterschriften zum Krefelder Appell sammeln, dann sind da Genossinnen und Genossen der DKP, die erzählen können, wie es beim Sammeln für den Stockholmer Appell oder bei den ersten Ostermärschen war. Solche Erfahrungen, die auch Zähigkeit geben, wenn es nicht so recht vorangehen will, sind auch für uns wertvoll."

"Im Sozialismus verändert sich allmählich die Einstellung zur Arbeit... Darum werden überall in der DDR Tag für Tag große Überzeugungsschlachten geschlagen. Man kann regelmäßig ein paar Minuten zu spät zur Arbeit kommen, aber man kann auch pünktlich sein... In der DDR hat die Jugend etwas zu sagen. Sie wird nicht auf Abstellgleise oder Spielwiesen abgeschoben, sondern übt in Jugendobjekten und -brigaden gesellschaftlich verantwortungsvolle, sinnvolle Tätigkeit aus."

"Die Verantwortung der Studentenbewegung ist gerade in Zeiten politischen Umbruchs besonders groß."

"Die große Ausstrahlungskraft unseres letzten Kongresses hält bis heute an. Das liegt daran, daß wir den Mut hatten, in einer Zeit, in der wir zur Zurücknahme unserer berechtigten Forderungen gezwungen werden sollten, unsere Ansprüche an ein sinnvolles Leben und Studium in diesem Land zu formulieren, alle Lebensbereiche in unsere Politik einzubeziehen."

"Fragen des Umgangs miteinander, der Moral, unserer Wertvorstellungen, alles was zu einem kämpferischen und lebenswerten Leben gehört, ist auch Thema für den MSB Spartakus."

"Zehn Jahre Spartakus - das sind viele tausend Genossinnen und Genossen, die unseren Verband nach Abschluß des Studiums verlassen haben."

"Damit noch mehr diesen Weg gehen, wenden wir uns an alle unzufriedenen Studenten:... Wer seine Persönlichkeit entfalten, wer die Zukunft in die eigenen Hände nehmen will, dem sagen wir: Organisiere dich im Spartakus!"

Der KBW macht weiter

Auf der "6. Delegiertenlionferenz" waren zwar "Vertreter verschiedener linker Zeitungen und Zeitschriften, die regelmäßig über die Auseinandersetzungen innerhalb der Linken berichten, sowie Vertreter einiger bürgerlicher Presseorgane eingeladen und auf der Delegiertenkonferenz anwesend" -

für die MG war die Konferenz jedoch ausdrücklich off limits. Deshalb nur folgendes Resultat der Konferenz in Selbstzeugnissen dokumentiert:

"Es war nicht richtig, nach Beseitigung des CDU-Regimes von der Reaktion auf der ganzen Linie auszugehen, gerade wenn man den Kampf gegen die Reaktion organisieren wollte. Die notwendige Flexibilität in den Forderungen und in der Politik der Aktionseinheit konnte so insbesondere in den Gewerkschaften nicht erzielt werden. Ähnlich negative Folgen hatte die penetrant vorgetragene Behauptung, in der Bundesrepublik hätte ununterbrochene absolute Verelendung geherrscht und womöglich noch laufende Reallohnsenkung... Ein Kapitel für sich sind dabei die extremen Überzeichnungen der Kriegsvorbereitungen des 'BRD-Imperialismus' (Anführungszeichen vom KBW!!) und die Darstellung des Kanzlers Schmidt als dem Hauptrepräsentanten dieser Politik..." (aus: "Resolution zur Kritik uon Programm und Geschich te des KB W ") "Aufgrund seiner Einschätzung der Situation verfolgt der KBW die Debatte über alternative Verteidigungspolitik mit Interesse und beteiligt sich an entsprechenden Überlegungen. Soweit alternative Verteidigungskonzeptionen auf eine selbständige Verteidigung Westdeutschlands und Westberlins hinauslaufen, sind sie objektiv revolutionär, weil sie sich gegen die Vorherrschaft der USA wenden und sich der Forderung nach allgemeiner Volksbewaffnung nähern... " (aus: "Resolution zum Kampf gegen den drohenden Krieg und unsere Stellung in der Friedensbewegung". Alle Zitate in: "KVZ, Nr. 47/1981)

Kritik und Selbstkritik

Sehr geehrte Redaktion,

herzlichen Glückwunsch! Sie haben einen neuen Rekord aufgestellt. In der MSZ 5-81, S. 26, Spalte 2 f., geht ein Satz über 31 Zeilen. Ganz im Ernst: Muß das sein? Ich bin zwar nur ein Dr. rer. pol., habe aber trotzdem Verständnisschwierigkeiten.

Freundliche Grüße, S.

Sehr geehrter Herr S.,

Ihr Wertes betreffend die unmöglich langen Satzperioden, wie sie insbesondere von gewissen, uns namentlich nur allzu gut bekannten Mitarbeitern unseres Blattes, der MSZ, auf die Sie Bezug nehmen, geradezu als persönliches Hobby gebastelt werden, ist uns neulich von einem Mitglied der Redaktion triumphierend mit der Bemerkung auf den Tisch gekinallt worden, er habe es schon immer gesagt und jetzt rege sich auch ein Leser darüber auf, womit endlich auch von außen Grund und Anlaß gegeben sei, dieses Problem, wenn es auch nur ein formelles darstelle, einer gründlichen Reflexion zu unterziehen, welche nur mit einer umfassenden Selbstkritik nebst positivem Vorsatz zur Abhilfe enden könne, wovon er sich auch dadurch nicht abbringen lasse, daß der von Ihnen, werter Herr S., monierte Satz aus seiner höchstpersönlechen Schreibmaschine geflossen sei, vielmehr dies spezielle Argument nicht über das allgemeine Problem hinwegtäuschen dürfe, zu dessen - und damit zu Ihrem - Anwalt, obwohl selbst kein Dr. rer. pol., allerdings immerhin Dipl, VW, er sich mache, worauf die Redaktion einstimmig beschloß, Ihre Kritik als Leserbrief nicht nur zu veröffentlichen, sondern mit der hier vorliegenden Antwort zu replizieren.

Freundliche Grüße, MSZ-Redaktion