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Geschichten vom Öl
WER ERPRESST DA WEN?
Wenn das Märchen von der drohenden Ölknappheit, von der Erpreßbarkeit des Westens in Sschen Öl, von den finsteren Gesellen in den Ölländern, die "uns" ruinieren wollen, am Kochen gehalten werden soll, dann hat sich der Umstand, daß die Japaner den Iranern ihr teures Öl nicht mehr abnehmen, so anzuhören:
- "IRANER DREHEM JAPAN DEN ÖLHAHN ZU"
oder:
- "KHOMEINI SETZT JAPANER TROCKEN"
Moral: Jetzt machen sie ernst, die Ölländer. Ds sieht man es mal. Wie leicht kann uns das auch passieren. Das hätte verhängnisvolle Auswirkungen, wo wir doch ca. 10% unseres Öls aus dem Iran beziehen. Also spart gefälligst Energie, stellt endlich die Ölheizung ab und gewöhnt Euch an Tempo 110.
So oder ähnlich stand es in "Bild", "Morgenpost", "AZ" usw. zu lesen.
Nun gibt es allerdings noch eine andere Sorte von Zeitungslesern. Die holen sich ihre Blättchen nicht morgens vor der Schicht am Kiosk oder aus dem Ständer und lesen sie auch nicht während der Pause, sondem beginnen ihre Arbeit mit dem ausführlichen Studium der ins Haus oder in den Betrieb gelieferten Zeitungen. Klar, daß zu den anderen Umständen, unter denen sich dieser "leitende und führende" Teil der Menschheit mit den Tagesneuigkeiten versorgt, auch andere Zeitungen mit anderem Inhalt gehören. Dasselbe Ereignis wurde am selben Tag z.B. im "Handelsblatt" folgendermaßen kommentiert:
"Tokio dreht jetzt den Spieß um: Verteuertes Iranöl nicht akzeptiert".
Vorgefallen ist, daß sich die Japaner geweigert haben, die von Teheran mehr verlangten 2,50 Dollar je Barrel zu zahlen:
"...Die bei den Preisverhandlungea auf japanischer Seite beteiligten sechs Handelshäuser und Ölgesellschatten begründen ihre Weigerung mit dem gegenwärtieen Ölüberangebot auf dem Weltmarkt. ... Sollte das iranische Öl langfristig ausfallen, wird Japan bei den Vereinigten Staaten sowie bei der internationalen Energieagentur Ersatzlieferungen anfordern."
Moral: Der Ölpreis bestimmt sich eben zum einen nach Angebot und Nachfrage - wenigstens für den Fall, daß genug Öl auf dem Weltmarkt angeboten wird. Und zum anderen bestimmt sich der Ölpreis natürlich nicht nach Angebot und Nachfrage - für den Fall, daß zu wenig Öl angeboten wird. Da müssen dann die Amis ran und sicherlich nicht nur mit ihrem eigenen Öl. Kurz und gut: Für genug und erschwingliches Öl ist im Westen und fernen Osten gesorgt.
Jedem das Seine
Mit der Wahrheit hat natürlich weder der eine noch der andere Kommentar etwas zu tun. Es bekommt jeder, was er braucht: Was sollte der Arbeiter schon mit der Mitteilung anfangen, daß das Öl munter und zu günstigen Bedingungen fließt, wo er doch weder eine Mineralölgesellschaft besitzt, noch irgendwelche anderen Produktionsanlagen, die dringend wegen des "Wirtschaftswachstums" auf's Öl angewiesen sind. Und was sollte umgekehrt so ein "Leitender" mit imperialistisch vorgetragenen Sparappellen anfangen, wo er sich doch schon längst die Sonnenkollektoren aufs Dach und die Wärmepumpe und ein Notstromaggregat in den Keller gepackt hat, wo er doch die Nordseite seines Bungalows längst doppelt verglast und seinen atomsicheren Privatbunker an Windenergie angeschlossen hat.
Die Sache mit der Erpressung löst sich schließlich recht eindeutig auf: So wie die Amis im November können es sich die Japaner jetzt leisten, auf die Iraner durch die Abnahmeverweigenng des ÖL einigen Druck auszuüben. Selbst die an Entbehrungen in der Vergangenheit gewöhnten und auf Entbehrungen in der Zukunft durch recht markige Sprüche der islamischen Führer vorbereiteten Perser können nämlich vom Öl, das ihnen die Japaner jetzt in den Hals stopfen, nicht satt werden. Da werden sie sich mit ihrem Ölpreis schon was überlegen müssen.