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Dieser Artikel ist in der MSZ 5-1980 erschienen.


FRIEDE AUF ERDEN

Gerecht sind sie schon, die Herren vom Nobelkomitee. Gerade hatten sie der ideologischen Offensive gegen den Osten neue Nahrung gegeben, indem sie einen selbst in Insiderkreisen absolut unbekannten Lyriker für den Literaturnobelpreis auftrieben, der zwei Vorzüge zu bieten hatte: Erstens ist er Pole, und zweitens dort, wo der ganze Osten eigentlich schon längst hingehört, nämlich im Westen. Da prämierten sie einen Argentinier, den ebenfalls keine Sau kennt. Diesmal für sein Wirken "wie ein Licht in der Dunkelheit", sprich sein artiges Eintreten für die "Wiederbelebung der Achtung der Menschenrechte" in Argentinien. Alle Freunde von Menschenrechten für Ost und West, die partout nicht einsehen wollen, gegen wen die Menschenrechtswaffe einzusetzen ist, dürfen sich nun etwas darauf einbilden, daß auch der "Kampf gegen die Willkür der Diktatoren" seine internationale Anerkennung erfahren hat. Es mußte auch mal wieder gesagt werden, wie man Militärdiktaturen in der westlichen Hemisphäre zu bekämpfen hat, nämlich "ohne Anwendung von Gewalt". Ganz unironisch teilt der preisgekrönte Argentinier gleich die korrekte Einschätzung der Erfolgsaussichten dieses Kampfes mit, wie es das State Department auch nicht besser könnte: "Wir vergleichen das mit dem Kampf zwischen einem Elefanten und einer Ameise. Wir meinen, daß wir, die kleinen Ameisen, viele andere Ameisen organisieren können. Ameisen gibt es mehr als Elefanten." Der Junta in Argentinien soll es da, laut "Süddeutscher Zeitung", "erst einmal die Sprache verschlagen" haben!