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Dieser Artikel ist in der MSZ 5-1980 erschienen.
SPRÜCHE UND WIDERSPRÜCHE
Mit dem Weltgeist über 5%
"Jede einzelne Stimme bringt die DKP langsam aber sicher ihrem Ziel näher, die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen - gemäß dem von Hegel formulierten Gesetz der Dialektik von Quantität und Qualität... Wer historisch und insofern weiter denkt, wählt DKP." (Aus: "Kommunist", Organ der DKP-Hochschulgruppe Marburg, Sept. 1980)
Neues China
"Trauerfeiern für hohe Kader sollen möglichst einfach und sparsam sein, und ihr Umfang sollte verkleinert werden. Das Abschiednehmen von den sterblichen Überresten sollte abgeschafft werden. Es genügt, eine kurze Nachr¡cht über ihr Hinscheiden in der Zeitung zu veröffenttichen."
"Das Grab eines im 15. Jahrhundert in China ver storbenen Sultans von Sulu (heute Teil der Philippinen) ist kürzllch zur Erinnerung an diesen Freundschaftsboten von der Regierung renoviert worden." (Aus: "Beijing Rundschau" Nr. 34/1980, S. 3 "Weniger Propaganda für Individuen ", bzw. Nr. 37/1980 "Grab des Sultans von Sulu repariert")
Moskau, Moskau...
(Der Vorsitzende des MSB Spartakus, Uwe Knickrehm, veröffentlicht in "rote blätter" Nr. 9/1980, S.38 f. einen Reisebericht, der ganz unter dem Motto eines Hits der Gruppe Dschingis Khan steht: "Rußland ist ein schönes Land / wirf die Gläser an die Wand / hahaha...")
"Auf der Fahrt zum Hotel, wie grün diese Stadt eigentlich ist, wie harmonisch insbesondere die gelben Sandsteingebäude und die Alleen sich aneinanderfügen - und wie beruhigend, ja solide der gesamte Eindruck von Land und Leuten, des Lebens hier, auf mich wirkt - ja geradezu einwirkt, denn ich selber habe sofort das Gefühl größerer Ruhe und Ausgeglichenheit. Dieser Eindruck setzt sich, glaube ich, aus vielem zusammen: der Weite des Landes, der Ruhe der Menschen."
"Ich schwätze mit diesem und jenem und esse zuviel. Wie immer in diesem Land, in dem es morgens, mittags und abends warm zu essen gibt..."
"Vor der Rückkehr esse ich noch eins vom berühmten Moskauer Eis. Im Hotel angekommen, gehe ich die vierzehn Stockwerke zu meinem Zimmer zu Fuß - irgendwie muß man die Unmengen an Essen ja kompensieren."
"Mittagessen - schon wieder zuviel"
"Ich werde früh zum Flughafen gebracht und bekomme ein VIP-Schild an meinen Koffer... Die Sowjets wisaen, wie man jemanden beeindruckt, ohne daß es allzuviel kostet."
"Und beim Abflug nehme ich mir vor, ein bißchen mehr dafür zu tun, daß die Friedensliebe, die sozialen Errungenschaften, die schlichte Menschlichkeit des Landes, seiner Menschen, seiner politischen Führung, mehr Anerkennung bei uns zu Hause findet."
Fortschritte beim MSB Spartakus
(Der 6. Bundeskongreß des MSB Mitte Oktober in Marburg hat Konsequenzen aus dem matten Ergebnis der "Mitgliederwerbungskampagne" vom Sommersemester gezogen: Was junge Studenten gegen den MSB einnimmt ist der Marxismus! In den "roten blättern" Nr.10/1980 auf S. 40 f. dokumentieren zwei Erstsemester unter der Überschrift "Hinter die Kulissen", daß der MSB ganz undogmatisch die Konsequenzen gezogen hat. Reinhard Thiel und Marion Wolf enthüllen, warum sie "als Erstsemester im Spartakus" sind.)
"Vielleicht noch ein Wort an die Leute, die glauben, sie müßten Marx und Engels vorwärts und rückwärts kennen, bevor sie in den Spartakus eintreten. Das einzige, was ich von Marx gelesen habe, ist nicht von Marx. Es ist vielmehr das Buch von Robert Steigerwald, "Marxistische Philosophie, Einführung für die Jugend", ein Buch, das sehr interessant zu lesen ist und dazu noch sehr gut verständlich."
"Von der Klosterschule zum Spartakus:. ... Ich bin nun nicht gerade das, was man als 'Polit-Creck' bezeichnet, theoretisch habe ich nicht viel drauf, über sozialistische Länder habe ich so gut wie keine Ahnung..."
"Dann wurden die Mensapreise erhöht...: Eine weitere Erkenntnis, die mir so beim Alternativ-Essen-Austeilen gekommen ist, ist die, daß es gar nicht so darauf ankommt, den Marxismus voll zu beherrschen, um sich im MSB zu organisieren, sondern daß es eigentlich das natürlichste von der Welt ist, daß ich mich dem Verband anschließe... Aus dieser Erkenntnis habe ich die Konsequenz gezogen: Seit Februar 1980 bin ich Mitglied des MSB Spartakus."
Historisches Plagiat
(Wie weit die Unterwanderung unseres öffentlichen Lebens durch den Extremismus schon vorangekommen ist, beweist ein erschütterndes Dokument aus der "UZ - Zeitung der DKP" vom 3. Oktober. Wir zitieren aus S. 6.)
"Vor knapp einem Jahr wurde der Würzburger Öffentlichkeit ein ergänzter und erweiterter Stadtteilentwicklungsplan für den Stadtteil vorgelegt, den die außerparlamentarische DKP-Fraktion erarbeitet hatte. Nun trat die CSU dieser Tage vor die Öffentlichkeit und 'verkaufte' den Bürgern die DKP-Pläne als eigene geistige Schöpfung. Abgesehen davon, daß damit nur die Qualität dieser DKP-Planungen bestätigt wird..."
"Geklärt werden konnte inzwischen auch, wie die CSU an die DKP-Pläne herangekommen ist: Erstmals hat die DKP ein Planungskonzept im Sommer 1976 vorgelegt. Seinerzeit schrieb der Stadtentwicklungsreferent Dr. Helmut Zimmerer (CSU) der Würzburger DKP, daß man die Pläne doch im Rathaus vorlegen sollte... Dem Wunsch des städtische Referenten kam die DKP selbstverständlich nach... Da also nun die DKP-Vorstellungen seit 1976 im Stadtplanungsamt schlummerten, war es für die CSU ein Leichtes, sich dieser Vorstellungen zu bemächtigen..."
Arbeiterkampf
(Kaum die Abspaltung der "Gruppe Z" hinter sich gebracht, erschüttert den "Kommunistischen Bund" eine neue Krise. Wir zitieren aus dem "Arbeiterkampf" Nr. 186, S. 1 bzw. S. 31.)
"Ein Gespenst geht um im KB: Die Lesbianisierung. Die Lesbengruppe des KB schreibt über den 'He-Terror', der... den KB-Alltag noch beherrscht und setzt ihre Vorstellungen vom Zusammenleben und -arbeiten mit (noch? - Anm. des "Arbeiterkampf) hetero- und bisexuellen Frauen dagegen."
"Deshalb wollen wir natürlich, daß sich die Lesben-Scene möglichst verbreitert - nur können wir nicht so ganz nach Belieben andere Frauen 'lesbisch machen' (leider!)"
Sozialistischer Realismus
"Der große Betrug - rote-blätter-Recherchen zu der Studentenserie des 'stern'."
"Wir bitten unseren Fotografen Michael Meyborg, sich einen Trupp erstsemestrig aussehender Genossinnen und Genossen nebst einem professoral wirkenden Akteur zu schnappen und mit ihnen von uns vorgegebene Szenen zu stellen und auf Film zu bringen." (Aus: "rote blätter" des MSB Spartakus Nr. 7/1980, in der dem "Stern" vorgehalten wird, "Fotos gestellt" zu haben, bzw. Nr. 10/1980, S. 5 aus dem "Tagebuch einer Redaktion" über die Entstehung des Artikels "Erstsemeatermagazin")
Trotzkismus aktuell
"Stoppt Strauß! Wählt Schmidt! Für eine sozialistische Alternative zu Schmidt." (in: Flugblatt der GIM zu den Bundestagswahlen)